Sachsenring. Heute vor 20 Jahren fand auf dem Sachsenring ein weiteres besonderes Rennen statt. Der Franzose Olivier Jacque war bei vergleichbaren Bedingungen mit einer logischerweise leistungsschwächeren Maschine mit 250 ccm Hubraum noch vor den besten Piloten der Königsklasse (bis 500 ccm) der Tagesschnellste.
Vom Provisorium zur hochmodernen Rennstrecke
Nach der Rückkehr der Motorrad-Weltmeisterschaft nach Hohenstein-Ernstthal musste man von 1998 bis zu jenem 23. Juli 2000 mit einem Provisorium einer Rennstrecke auskommen. Während anderswo auf dieser Welt auf modernen Anlagen und Strecken, sogenannten Auto- oder Motodroms, gefahren wurde, lockte der nun neue in ein Verkehrssicherheitszentrum eingebettete Sachsenring mit dem unvergleichlichen Faustpfand "Zuschauerzahlen" die WM-Vermarktungsagentur DORNA und ihr Gefolge nach Sachsen. Nach den ersten drei erfolgreichen Jahren bekam der neue Sachsenring 2000/2001 eine umfassende Revision. Mit der sogenannten Norderweiterung, einer festen Boxenanlage, einem neuen Rennleitungsturm und vielem mehr wurde er nun auch eine hochmoderne Motorsportanlage mit regelmäßiger Nutzbarkeit.
Auf annähernd gleichem Niveau
Bereits ab dem ersten WM-Rennen 1998 ging es in Sachen Tagesbestzeiten Spitz auf Knopf. Damals drehte der 500er-Pilot Alex Barros aus Brasilien in 1:28,381 Minuten gleich 142,890 km/h die schnellste Rennrunde und hatte damit die Nase nur ganz knapp vorm Japaner Tetsuya Harada. Der umrundete den Kurs mit einer 250-ccm-Aprilia in 1:28,625 Minuten gleich 142,497 km/h. Über die Renndistanz hatte der 500er-Sieger Mick Doohan aus Australien die Nase mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 141,800 km/h ebenfalls nur knapp vor dem Gewinner der Viertelliterklasse, was ebenfalls Tetsuya Harada mit 141,186 km/h war. Daher musste man auch die Aussage des damals noch vierfachen Weltmeisters Mick Doohan, dass der Sachsenring eine Mickey-Mouse-Strecke sei, nicht persönlich nehmen - es war einfach ein Fakt, dass er die langsamste Strecke im Kalender war und in Sachen Durchschnittsgeschwindigkeiten anderen Strecke teilweise deutlich hinterher hinkte. Aber es wurde ja 2001 Abhilfe geschaffen.
Ähnlich war es 1999, als wiederum Alex Barros mit einer 500er-Honda die schnellste Rennrunde, diesmal in 1:28,072 Minuten gleich 143,391 km/h, absolvierte und der US-Amerikaner Kenny Roberts jr. das Rennen mit einem Schnitt von 141,858 km/h gewann. Dem gegenüber standen bei den 250ern die vom Italiener Loris Capirossi gefahrene schnellste Runde von 1:28,662 Minuten gleich 142,437 km/h und der Siegerschnitt von 140,861 km/h, gefahren von dessen Landsmann Valentino Rossi.
Das Pendel schlug zur anderen Seite aus
Am 23. Juli 2000 wendete sich dann sogar das Blatt, indem Olivier Jacque mit einer 250-ccm-Yamaha, bei ebenfalls gleichmäßig warmen und somit vergleichbaren Rahmenbedingungen, die schnellste Rennrunde mit 1:23,575 Minuten gleich 151,107 km/h markierte und zudem das Rennen mit einem Schnitt von 149,441 km/h gewann.
Die schnellste Rennrunde der Königsklasse fuhr der Japaner Tadayuki Okada in 1:23,918 Minuten, was nur einem Schnitt von 150,489 km/h entspricht. Die Renndurchschnittsgeschwindigkeit des Siegers Alex Barros betrug 148,594 km/h.
Ab 2001 hatten dann die 500er-Raketen dauerhaft die Oberhand. So toppte der Japaner Shinya Nakano die schnellste Rennrunde des Italieners Marco Melandri mit 1:26,808 Minuten zu 1:27,233 Minute bzw. 153,607 km/h zu 152,859 km/h. Ebenso Max Biaggi, ebenfalls aus Italien, der mit seinem Siegerschnitt von 152,859 km/h jenen von Marco Melandri (151,189 km/h) übertraf.
Heutzutage haben sich die Unterschiede der Nachfolgeklassen MotoGP und Moto2 in beiden Bemessungskriterien bei rund fünf km/h eingependelt.