Sachsenring. Sagenhafte 35.095 Fans kamen an den vergangenen drei Tagen zur ADAC Sachsenring Classic 2022. Damit erreichte man die Zahl vom 90-Jährigen Jubiläum (2017) der sächsischen Kultrennstrecke zwar nicht, doch optisch machte dies keinen großen Unterschied.
95 Jahre ist der Sachsenring nun alt und hat eine Menge erlebt. Sogar zwei Jahre älter war das älteste Teilnehmer-Motorrad, die französische SIC 175 Course von Reinhart Päßler aus Sehmatal/Neudorf, der in den DKW-Sonderläufen anlässlich 100 Jahre Motorradbau in Zschopau untergebracht wurde. Wer nun glaubt, dass die SIC in jene Sonderläufe nicht rein passte, irrt, denn der Motor des Schätzchens war ein Lizenz-Produkt von DKW. Eine besondere reinrassige DKW brachte der DDR-Meister von 1985 in der Klasse bis 250 ccm Zweizylinder, der Rodewischer Stefan Tennstädt, mit zum Sachsenring. Seine DKW SS 250 Ladepumpe von 1935 war das erste für Privatfahrer verkäufliche Modell von DKW. Diesen Schatz brachte er erst in der Vorwoche beim Zschorlauer Dreieckrennen erstmals ans Tageslicht. Von diesem existieren mutmaßlich nur noch zwei Exemplare.
Gala der Ex-Weltmeister
Im Mittelpunkt des Interesses standen die Ex-Weltmeister, Ex-Vizeweltmeister sowie weitere ehemalige namhafte Grand-Prix-Piloten, die in der Klasse "ADAC Sachsenring Classic Legenden" zusammen gefasst wurden. Allen voran der 15-fache (Rekord-)Weltmeister Giacomo Agostini aus Italien, der auch in Sachen Autogramme schreiben der ungekrönte Champion war. Bereitwillig erfüllte er nahezu alle Autogramm- und Foto-Wünsche, die letzten kurz vor seiner Abreise gegen 16:30 Uhr. Da waren seine Kollegen wie Toni Mang, Freddie Spencer und Kevin Schwantz aus den USA, der schon ewig in Deutschland lebende Südafrikaner Jon Ekerold, der Franzose Christian Sarron, Jörg Teuchert, Stefan Bradl und Sandro Cortese, die allesamt einst ebenfalls zu höchsten Ehren in der Motorrad-Weltmeisterschaft gekommen waren, längst auf dem Heimweg. Man muss aber auch sagen, dass sie zuvor die ihnen auferlegten Aufgaben ebenfalls mit Bravour und offensichtlich mit viel Freude erledigt hatten. Neben dem Niederländer Henk van Kessel, der in einer anderen Klasse untergebracht war, ließ es sich auch der zweifache Weltmeister Dieter Braun nicht nehmen, zumindest passiv an der wieder gelungenen Sachsenring Classic teilzunehmen. Für einigermaßen modernes Renn-Feeling sorgten die ehemaligen Pro-Superbiker mit dem dreifachen Meister Christer Lindholm aus Schweden, Edwin Weibel aus der Schweiz, Jochen Schmid, Michael Rudroff und vielen weiteren.
Breit gefächertes Unterhaltungsprogramm
In 20 Klassen bzw. Sonderläufen (15 Motorrad- und fünf Auto-Kategorien) nahmen über 600 Teilnehmer aktiv an der diesjährigen ADAC Sachsenring Classic teil und boten einen bunten Querschnitt über alle Epochen der nun 95-Jährigen Geschichte des Sachsenrings, sodass jeder der Zuschauer auf seine Kosten gekommen sein sollte. Wenn nicht, hat er irgendetwas falsch gemacht oder war auf der für sich falschen Veranstaltung.
Besonders unter die Haut ging die Verabschiedung von Heinz Rosner vom aktiven (Klassik-)Rennsport. Dazu drehte der 83-jährige Hundshübeler heute Nachmittag zusammen mit Giacomo Agostini eine letzte Runde auf einer 300er MZ. Die neudeutsch "Standing Ovations" der Fans, bekleidet von zahlreichen "Danke Heinz"-Rufen waren Gänsehaut pur.