Comeback der DTM am Sachsenring

MOTORSPORT ADAC erwirbt Namensrechte an Kult-Rennserie

Hohenstein-Ernstthal. 

Hohenstein-Ernstthal. Nachdem bereits zwei der drei Rennwochenenden am Sachsenring für 2023 terminiert sind (IDM vom 12. bis 14. Mai; Motorrad Grand Prix von Deutschland vom 16. bis 18. Juni), steht der Termin für die Auto-Veranstaltung ADAC GT Masters (seit 2007 alljährlich am Ring) noch aus. Dabei wird es höchstwahrscheinlich nach den nur drei Gastspielen der DTM (Deutsche Tourenwagen Masters) 2000, 2001 und 2002 auf dem Sachsenring im nächsten Jahr zum Comeback der ehemaligen deutschen Automobil-Vorzeigerennserie kommen. Allerdings in stark abgewandelter Form, wobei derzeit so gut wie gar nichts diesbezüglich klar ist. Fakt ist lediglich, dass Ende letzter Woche der ADAC e. V. die Markenrechte der Rennserie vom bisherigen Promoter ITR GmbH bzw. von der Berger Motorsport AG des ehemaligen Formel-1-Piloten Gerhard Berger erworben hat und ab dem kommenden Jahr die DTM unter seiner Ägide ausschreibt.

Motorsportliches Kulturgut

Dazu erklärte der ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser in einer Pressemitteilung: "Keine Marke steht so für den deutschen Motorsport wie die DTM. Dem ADAC geht es darum, die DTM zu erhalten, denn sie ist motorsportliches Kulturgut. Sie genießt nicht nur in Deutschland, sondern auch im weltweiten Motorsport einen hervorragenden Ruf. Die DTM wird ab dem kommenden Jahr unter dem Dach des ADAC in ein neues Kapitel ihrer langen Geschichte starten."

Der Österreicher Gerhard Berger wird hingegen in einer anderen aktuellen Pressemitteilung zu diesem Thema wie folgt zitiert: "Damit stellen wir jetzt die Weichen für eine langfristige Zukunft des Motorsports im deutschsprachigen Raum. Für die riesige DTM-Fangemeinde ist das eine gute Nachricht." Dazu sei angemerkt, dass Handtuchwerfen so ziemlich das genaue Gegenteil von Weichenstellen ist und Realitätsverlust noch nicht auf der Liste der anerkannten Krankheiten steht.

Nachdem nach Mercedes auch Audi und BMW der klassischen mit Tourenwagen ausgetragenen DTM den Rücken gekehrt hatten, endete Ende 2020 die zweite DTM-Ära. Daraufhin übernahm Gerhard Berger die alleinige wirtschaftliche Verantwortung für die DTM-Plattform und baute diese zu einer zweiten deutschen GT-Serie neben dem seit 2007 existierenden ADAC GT Masters um. Das Kürzel "DTM" war somit zwar ad absurdum geführt, doch viele deutsche Fans, Sponsoren und Fernsehanstalten verfolgten trotzdem diese drei Buchstaben intensiver als das ADAC GT Masters. Dass beide Serien parallel nicht auf Dauer gut gehen würden, war auch den kühnsten Optimisten bewusst. Auch Grabenkämpfe ließen nicht lange auf sich warten.

DTM endete so oder so 2020

Die altehrwürdige DTM begeisterte von 1984 bis 1996 als echte Deutsche Tourenwagen Meisterschaft Tausende an den Rennstrecken und Millionen an den TV-Empfangsgeräten, war in den letzten Jahren aber finanziell völlig ausgeufert. 2000 wurde die Serie als Deutsche Tourenwagen Masters wiederbelebt, machte aber bald um so manche deutsche Rennstrecke einen Bogen. Klar, die involvierten Hersteller wollten am liebsten weltweit ihre Produkte präsentieren, doch eine deutsche Rennserie wollten im Ausland stets nur sehr wenige Fans live oder vom Fernsehsessel aus sehen. So viel zum Thema Selbstüberschätzung, wozu noch angemerkt sei, dass eine italienische, französische oder albanische Autorennserie (wenn es sie geben würde) in Deutschland wohl auch weder ein Kassen- noch TV-Schlager wären.

2021 und 2022 wurde die zumindest in Deutschland jahrelang beliebte Tourenwagenrennserie als eine von weltweit unzähligen GT3-Serien und in direkter Konkurrenz zum ADAC GT Masters, welches seit 2021 den Beinamen Internationale Deutsche GT-Meisterschaft trug, durchgeführt. Somit war die DTM nicht mehr als Schall und Rauch. Ob mit einem Festhalten an der GT3 ein Aufflammen des Feuers erreicht werden kann, darf bezweifelt werden.

Und wieder in eine noch bessere Zukunft

Wie es in der ADAC-Pressemitteilung des Weiteren blumig heißt, erwirbt man die Marke DTM auch mit dem Ziel, die Strukturen im deutschen Motorsport neu zu ordnen, Synergien im wirtschaftlichen Bereich zu schaffen und den Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Motorsport konsequent weiterzugehen. Für alle bisherigen Teilnehmer der DTM und des ADAC GT Masters wird es in der Saison 2023 Möglichkeiten geben, sich auf den Plattformen des ADAC zu engagieren. Wie das genau aussehen soll, verrät der ADAC noch nicht. Auch ein Terminkalender für die kommende Saison ist bis dato Fehlanzeige, sodass potenzielle Teams, Fahrer und Sponsoren beider Serien zu diesem späten Zeitpunkt des Jahres weiter in der Luft hängen. Auf Grund der Wirrungen und Wendungen in der letzten Zeit ist dies zwar verständlich, aber nun wünschen sich alle Beteiligten schnellstmöglich Nägel mit Köpfen.

Semi-wichtige Nuancen im Einheitsbrei

Während im ADAC GT Masters Teamsport mit zwei Fahrern pro Auto und Rennen über eine Stunde ausgetragen wird, kam die Pseudo-DTM zuletzt mit der gleichen Renndistanz aber nur einem Fahrer pro Fahrzeug und ebenfalls Pflicht-Boxenstopp daher. Mit diesen sich stark ähnelnden GT3-Konzepten nun auch noch am gleichen Wochenende aufzuwarten, scheint wenig zielführend zu sein. Auch die Platzkapazitäten in Sachen Fahrerlager sowie vor allem Boxen sind begrenzt. Hinzu kommen die Nachwuchs-Rahmenserien, ein bisher ähnlicher Einheitsbrei. ADAC GT4 Germany - zwei Fahrer pro Auto, DTM Trophy (ebenfalls mit GT4-Fahrzeugen) - ein Fahrer. Aber vielleicht bereinigt sich in diesen für alle Bereiche unsicheren Zeiten der Team- und Fahrermarkt bis zu einem gewissen Punkt selbst.

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