"Das Leid ist unbeschreiblich groß"

Menschen Limbacher Flüchtlingsfamilie ist erschüttert über Situation in ihrer Heimat

Limbach-Oberfrohna. 

Limbach-Oberfrohna. Als die Taliban vor ein paar Wochen die Macht über Afghanistan übernommen haben, blieb das Herz der Khaleqians kurz stehen. Die Familie kam 2015 als geflüchtete nach Limbach-Oberfrohna. Sowohl Freunde als auch Angehörige sind noch jetzt in dem Land, in dem nun Terror und Schrecken herrschen. "Das Leid ist unbeschreiblich groß", sagt Media Khaleqian.

Zu den neuen Regeln im Land seit der Machtübernahme zählen unter anderem Äußerlichkeiten: Frauen dürfen nur noch komplett verhüllt und in Begleitung eines Mannes, Männer ausschließlich mit einem Bart im Gesicht das Haus verlassen. Bis vor ein paar Tagen hatte die Familie noch Kontakt via Handy zu Angehörigen und Freunden vor Ort. "Wir haben Anrufe bekommen, dass wir sie da raus holen sollen. Aber wie sollen wir das tun?", fragt Media Khaleqian und wirkt dabei verzweifelt. Mittlerweile werde auch das Telefon - so wie Fernseher, Computer, Radio und Musik im allgemeinen oder Desinfektionsmittel im Rahmen der Pandemie - als "haram" bezeichnet. "Haram" bedeutet nach Auslegung der Taliban etwas Verbotenes, Verfluchtes. "Die Taliban nehmen mit dem Handy Videos auf, wie sie Menschen schlagen und stellen es ins Internet. Da ist es plötzlich nicht verboten. Ihre Regeln ergeben keinen Sinn", sagt Media Khaleqian. Doch sich ihnen entgegen zu stellen, bedeute den Tod, fügt die 33-Jährige hinzu. Die Welt in ihrer Heimat sei still geworden, niemand getraue sich mehr, auch nur einen Mucks zu machen. Die lebendigen bunten Basare gebe es nicht mehr. Straßenzüge glichen Geisterstädten.

Den Khaleqians bleibt im Moment nicht viel mehr, als zuzusehen, wie ihr Heimatland von Terror und Gewalt geprägt werden. In ihrem Wohnzimmer haben sie eine Afghanistan-Flagge aufgehängt. "Die Taliban haben aber bereits die Farben geändert", erzählt Media Khaleqian. Aktiv gezeigt, dass sie an ihre Landsleute denken, haben sie am vergangenen Wochenende: In Zwickau fand eine Kundgebung von Bürgern aus Afghanistan statt, die auf das Leid in ihrer Heimat aufmerksam machen wollten.

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