Sachsenring. Am heutigen 3. Juni feiert eine weitere Sachsenring-Legende runden Geburtstag. Heinz Siegert heißt der Jubilar, der heute die 70 vollmacht. Der am 3. Juni 1950 in Meißen geborene DDR-Formelrennfahrer kam über den Motorrad- und Rallyesport 1975 zu den Rennboliden mit freistehenden Rädern. Damals kaufte der gelernte Karosseriebauer die "Zigarre" des Dresdners Ulli Melkus und gewann zwei Jahre später die Gesamtwertung der Klasse "Rennwagen B 8 bis 1300 ccm - LK II", die zweite bzw. Nachwuchsklasse der DDR-Meisterschaft.
In der "Formel 1 des Ostens" am Start
Bei nur drei übrig gebliebenen Rundstrecken in der DDR (Sachsenring, Schleiz und Frohburg) plus ein paar weniger Bergrennen waren die Möglichkeiten, Punkte zu sammeln, nicht gerade üppig. Alles musste auf den Punkt passen. Auf dem Sachsenring wurde 1977 das Rennen der LK II auf Grund des Regens und des damit einhergehenden Zeitverzuges zwar gestrichen, aber da dies alle Fahrer betraf, war es zumindest für ihn kein Nachteil. Der Gewinn des "Pokals des ADMV" war die Voraussetzung, fortan in der "Formel 1 des Ostens" an den Start gehen zu können.
Erfolge mit der DDR-Nationalmannschaft
Bald wechselte auch er auf einen damals die Szene beherrschenden und von Ulli Melkus und Hartmut Thaßler entwickelten MT 77. Schnell wurde er zu einer festen Größe der Szenerie. So belegte er 1984 und 1987 jeweils den dritten Platz der DDR-Meisterschaft und trug darüber hinaus 1983, 1984 und 1986 als Mitglied der DDR-Nationalmannschaft seinen Teil zum Gewinn des Mannschaftstitels des osteuropäischen "Pokals für Frieden und Freundschaft" bei. 1986 belegte er hierbei sogar den dritten Platz in der Einzelwertung.
Der letzte DDR-Meister der Klasse?
1989 sollte dann sein ganz großes Jahr werden, als er alle anderen Spitzenfahrer in der Endabrechnung hinter sich lassen konnte und DDR-Meister bei den Rennwagen LK I bis 1300 ccm wurde. Selbst nennt er sich damit letzter DDR-Meister dieser Klasse, was faktisch nicht richtig ist, denn auch 1990 wurden mit dem Leipziger Steffen Göpel und dem Dresdener Henrik Opitz in den Klassen bis 1.300 bzw. 1.600 ccm in der dem Ende geweihten DDR noch zwei offizielle Meister gekürt.
Einfluss der westlichen Technik
Allerdings, und damit hat Heinz Siegert nicht ganz Unrecht, war nach der Grenzöffnung im November 1989 der westliche Einfluss bei der Technik ungleich größer als zu Zeiten diesseits des eisernen Vorhangs. Dazu wurden die Rennen mit instabilem Reglement teilweise mit Westfahrern und Westtechnik ohne dem Sachsenring nur noch in Schleiz und Frohburg sowie auf den Westrennstrecken Nürburgring und Flugplatz Wunstorf ausgefahren. Das unrühmliche Finale fand dann im tschechischen Most statt. Von daher, ist Heinz Siegert zumindest der letzte althergebrachte DDR-Meister der klassischen B8-Rennwagen.
Auf dem Sachsenring oft ohne Fortune
Wie in seinem Meister-Jahr meinte es der Sachsenring nicht gut mit ihm. Nach einem zwölften Platz 1976 in der LK II konnte er von hier lediglich 1980 als Siebenter, 1982 als Sechster und 1984 als Vierter etwas Zählbares mit nach Hause nehmen.
Rennfahrer bis ins hohe Alter
Nach der Wende arbeitete Heinz Siegert als selbstständiger Kfz-Gutachter in Leipzig und fuhr mit seinem Boliden weiter Rennen. Die HAIGO, die Historische Automobilrennsport InteressenGemeinschaft Ostdeutschland, bot und bietet bis heute dazu eine passende Bühne. 2005 und 2006 konnte Heinz Siegert diese Serie, bei der weiterhin richtige Rennen gefahren werden, gewinnen. Auf dem Sachsenring gastierte die HAIGO 2008, 2009, 2013 jeweils im Rahmen des ADAC GT Masters. Während 2008 für ihn noch ein vierter Platz heraussprang, hatte er ein Jahr später zwei Ausfälle zu verzeichnen, und 2013 war er nicht am Start. Dafür aber zusätzlich 2007 bei der Jubiläums-Klassik-Veranstaltung anlässlich "80 Jahre Sachsenring".