Als Vater der Renntrabis hat sich unbestritten der Gothaer Helmut Aßmann verdient gemacht. Ob als Initiator, Organisator oder Konstrukteur, mit ihm ist die Trabant-Szene auf den DDR-Rennstrecken unzertrennlich verbunden. Sportlich avancierte hingegen der Braunsbedraer Kfz-Meister Klaus Schumann mit seiner legendären Startnummer "5" zum Mister Rennpappe. Dessen Geburtstag würde sich heute zum 90. Mal jähren.
Einmal Renn-Pappe immer Renn-Pappe
Geboren am 13. Januar 1935 frönte Klaus Schumann zunächst dem K-Wagen-Sport, um ab 1974 mit einem Zweizylinder-Zweitakter aus Zwickauer Produktion der jungen Trabant-Tourenwagenszene seinen Stempel aufzudrücken. Diese erhielt, nachdem man anfangs mit den Sportwagen der B6 (Melkus RS 1000) oder Serienwagen auf die Rennstrecken geschickt wurde, 1971 eine eigenständige Tourenwagenklasse, die A21. Als Klaus Schumann seinen Trabant zum ersten Mal bei der technischen Abnahme vorstellte, wurde er noch mit seinem nicht 100-prozentig aufs Reglement adaptierten Fahrzeug zurückgewiesen. Damals durften die Trabis noch mit 850 ccm wetteifern.
1975 wurde für die Renntrabis erstmalig eine DDR-Meisterschaft ausgeschrieben, die der Eisenacher Dieter Kubald für sich entschied. Im darauffolgenden Jahr erfolgte die Angleichung des aus zwei Verbrennungsräumen kumulierten Zylinderinhalts an den Serien P601, der mit 600 ccm Hubraum auskommen musste. Die Kraft der zwei Kerzen war beim stets leicht verspätet (bis zu 15 Jahre) ausgelieferten käuflichen Modell mit 26 PS beziffert, die einschlägigen Tuner zauberten bis zu 80 PS heraus. Ein eindeutiger Beleg für deren Leistungsfähigkeit wurde 1978 erbracht, als die Verkehrspolizei am Sachsenring am Ende der langen Waldabfahrt in der Senke vor der Queckenbergkurve und Start und Ziel eine Geschwindigkeitsmessung durchführte. Mit 198 km/h wurde die angestrebte 200-km/h-Marke jedoch knapp verfehlt.
DDR-Renn-Trabis blieben unter sich
Auch wenn die Trabant-Klasse in der DDR schnell sehr beliebt war, und für einige Fahrer den preisgünstigen Einstieg in den Tourenwagensport darstellte, gab es in den anderen sozialistischen Bruderländern, wo der Trabi ja ebenfalls das Straßenbild prägte, keine Ambitionen und somit auch keine internationalen Rennen. Diesbezüglich blieben die DDR-ler quasi total unter sich. Dafür gab es Leute, die der Rennpappe für immer treu blieben, wozu Klaus Schumann gehörte.
Im ersten Jahr, in dem es mit maximal 600 ccm rund ging (1976), landete Klaus Schumann seinen ersten Sachsenring-Sieg. Auch die schnellste Rennrunde hatte er gedreht. Ein Double, was ihm noch dreimal gelingen sollte.
Nach dem Massenunfall 1977, als sich acht Autos in der Stadt verkeilten, und dem Abbruch als Konsequenz, holte Klaus Schumann auch 1978 keine Meisterschaftszähler am Sachsenring. Sehr wohl aber 1979 als Zweiter hinter Hans-Dieter Keßler. Damit war ein Grundstein für seinen ersten DDR-Meistertitel am Jahresende gelegt.
Erfolgreichster Meister der zwei Kerzen
Die nächsten wahren Heldentaten am Sachsenring ließ er 1981 bis 1984 folgen, als er jeweils mit der schnellsten Rennrunde zum Sieg fuhr. Die Designs, die ab 1981 von Klaus Schumann, Manfred Scheytza, Uwe Kleinz und Bodo Müller vom MC Lützkendorf hergezeigt wurden, sah man bald auch bei zahlreichen privaten Trabant-Nutzern. Klaus Schumann kam seit dem mit leuchtendem hellblau daher.
Nach einem zweiten Platz 1985 überfuhr er ein weiteres Jahr später wieder als Erster den Zielstrich. Ergebnisse, die sich auch auf die Endabrechnungen auswirkten. Nach 1979 hieß auch 1981, 1983, 1984 und 1985 der DDR-Meister Klaus Schumann. Als Meisterschaftsdritter verabschiedete er sich Ende 1989 vom aktiven Motorsport. Klaus Schumann verstarb etwas mehr als einen Monat nach seinem 88. Geburtstag, konkret am 23. Februar 2023.