Die Zwickauer Bergparade wurde auch in diesem Jahr zu einem gigantischen Besuchermagnet in der Vorweihnachtszeit. Rund 400 Habitträger und Bergkapellen-Musiker starteten am 14. Dezember um 14 Uhr auf dem Platz der Völkerfreundschaft und liefen von dort aus über den Schumannplatz, den Hauptmarkt und über die Katharinenstraße zur Nicolaischule.
Zwickaus Oberbürgermeisterin führt mit dem Landesvorsitzenden die Parade in Zwickau an
Angeführt wurde die Parade am Samstag von Ray Lätzsch, Landesvorsitzenden der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, gemeinsam mit Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt. Bereits eine Stunde zuvor versammelten sich neben den Parade-Teilnehmern auch zahlreiche Zuschauer, die aus nächster Nähe Standarten, Instrumente und Uniformen der Bergbauvereinen und ihrer Habitträger, Musiker und Sänger anschauen und den Start dieses beeindruckenden Menschenzuges aus Frauen und Männern nicht verpassen wollten.
Drei junge Lübecker laufen unter Reinsdorfer Heimatverein-Fahne
Die wohl weiteste Anreise zur Bergparade in Zwickau hatten die Geschwister Henriette (12), Theodor (10) und Wilhelm (7) Haese aus Lübeck. Um Teil der Parade sein zu können, mussten sie (zusammen mit ihrer Mutter) nicht nur 500 Kilometer (in eine Fahrtrichtung) zurücklegen, sondern sich auch einen schulfreien Tag erkämpfen, was gar nicht so einfach war, weiß ihre Großmutter Ute Haese, die in Zwickau bestens als eine historisch sehr beflissene Gästeführerin bekannt ist. "Wilhelm war schon beim letzten Mal bei der Parade in Zwickau dabei und schwärmte so sehr davon, dass auch die beiden Großen in diesem Jahr unbedingt mit dabei sein wollten. Alle Drei wollen im nächsten Jahr wieder in voller Montur bei der Parade dabei sein", berichtet Ute Haese, die zusammen mit weiteren Mitgliedern des Heimatvereins Reinsdorf und ihren drei Enkeln die Parade absolvierte.
Bergparade als sehr beliebtes Foto- und Videomotiv
Angeführt von der Landesstandarte setzte sich der Zug um 14 Uhr in Bewegung. Im Gleichschritt, wie vom Landesverband in der Paradeordnung festgelegt. Viele Hunderte Schaulustige versammelten sich entlang der gesamten Laufstrecke, zückten ihre Smartphone zum Fotografieren und Filmen der vorbei schreitenden Parade und bejubelten die Teilnehmer. Einige Anwohner beobachteten den Zug von oben. Am dichtesten "belagert" war der Weg des Zuges durch den Zwickauer Hauptmarkt, der vorbei an vielen Weihnachtsmarkt-Besuchern zur Nikolai-Schule führte.
Alles kommt vom Bergwerk her
Gegen 14.30 Uhr begann dann auf dem Vorplatz der Nicolai-Schule das traditionelle Bergkonzert. Oberbürgermeisterin Constance Arndt bat in ihrer kurzen Ansprache ausdrücklich um Verständnis: Dafür, dass die Bergparade in diesem Jahr nicht im Domhof stattfinden konnte. Und wies darauf hin: "Es geschieht alles, dass unsere Stadt noch schöner wird". Sie versprach, dass die Stadt weiter an den Bergparaden festhalten will. "So werden wir uns irgendwann wieder am traditionellen Aufstellort widerfinden. Es macht sie immer wieder Stolz, zu sehen, dass die Tradition auch hier, im ehemaligen Steinkohlenrevier, hochgehalten wird. Denn auch heute, will ich betonen, kommt vieles vom Bergwerk her. Und vieles, worauf wir hier in der Stadt heute noch aufbauen, hat damit zu tun, dass wir in vielen Jahrhunderten von den Erträgen des Bergbaus leben konnten und uns hier reichhaltige Kultur und Wirtschaft aufbauen konnten." Sie schloss sich den Worten von Ray Lätzsch an, dass die Traditionspflege durch die Vereine immer und nicht nur am Tag der Bergparade Unterstützung braucht.
Steigerlied singendes Publikum als Teil des immateriellen Welterbes
Mit "Glück auf in Zwickau" von Lutz Eßbach, Leiter des Knappenchors des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau, grüßten die Gesangsbrüder die Menschenmassen, die sich vom Vorplatz der Nicolaischule bis zum Hauptmarkt verteilten, um das Konzert zu erleben.
Gäste aus Wien erleben lebendige Tradition des Bergbaus
Ein Ehepaar aus Wien, das eine Bergparade erstmals erlebt hatte, zeigte sich sehr beeindruckt von der Brauchtumspflege und der lebendigen Tradition des Bergbaus. Sie staunten auch, als die Menschen dem Aufruf des Programmleiters Steffen Wünsch folgend mit "Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt" tausendfach das Steigerlied, die Hymne des Bergbaus anstimmten, die seit letztem Jahr zum immateriellen Weltkulturerbe gehört. Veranstaltet wird die traditionelle Bergparade gemeinsam vom Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, der Kultour Z. und der Stadt Zwickau. Vertreten war der Landkreis in Zwickau durch den Steinkohlenbergbauverein und das Jugendblasorchester Zwickau, den Heimatverein Reinsdorf und den Bergbauverein Hohenstein-Ernstthal, die alle mit viel Herzblut das Brauchtum pflegen. Nach der gelungenen Zwickauer Parade und dem würdigen Abschluss an der Nicolaischule fuhren viele der beteiligten Vereine, auch die Hohenstein-Ernstthaler, am späten Samstagnachmittag sofort weiter zur nächsten Parade - diesmal in Schwarzenberg.