Interview mit dem neuen Glauchauer Oberbürgermeister Marcus Steinhart

Politik "Die steigenden Energiepreise werden da eine wesentliche Rolle spielen"

Marcus Steinhart (CDU) hat Anfang August die Nachfolge von Peter Dresler als Glauchauer Oberbürgermeister angetreten. Blick-Reporter Markus Pfeifer hat sich mit ihm über den Start ins neue Amt unterhalten.

 

Blick: Wie fühlen Sie sich nach den ersten Tagen als Glauchauer Oberbürgermeister?

Steinhart: Ich bin natürlich schon etwas aufgeregt und angespannt, aber auch froh, dass es jetzt richtig losgeht. Sicherlich wirkt sich positiv aus, dass ich durch meine bisherige Tätigkeit als Fachbereichsleiter schon viele Themenfelder kenne. In die anderen arbeite ich mich jetzt ein.

 

Blick: Welche wichtigen Themen stehen jetzt auf der Tagesordnung?

Steinhart: Ganz entscheidend und wegweisend ist immer die Wirtschaftsförderung, da muss man ständig dranbleiben. Da führe ich viele Gespräche. Die Erarbeitung des neuen Doppelhaushaltes wird auch keine ganz einfache Aufgabe. Die steigenden Energiepreise werden da eine wesentliche Rolle spielen.

 

Blick: Stichwort Energie. Was kommt da auf Glauchau zu? Wo sehen sie Sparpotential?

Steinhart: Das was da auf uns zukommt, vergleiche ich mit der Corona-Pandemie. Da standen wir auch am Anfang da und wussten nicht, was kommen wird. Fakt ist auch hier, dass es uns unmittelbar betreffen wird. Ich hoffe, dass größere Einschränkungen im öffentlichen Sektor vermieden werden können. Betont werden muss auch, dass wir beim Thema Energie schon immer sehr sorgsam waren und geschaut haben, wo man sparen kann. Klimaanlagen gibt es in unseren Büros keine. Die energetische Sanierung unserer Schulen und Kitas war und ist uns ja ganz wichtig. An manchen Stellen ist es auch nicht so einfach, noch mehr zu sparen. Nicht jede Straßenlampe hat einen eigenen Schalter. Und die Beleuchtung von identitätsstiftenden Wahrzeichen wie dem Schloss und dem Bismarckturm ist für viele unserer Bürger wichtig. Mit einer pauschalen Abschaltung muss sensibel umgegangen werden. Gerade wenn wir dann auf die Weihnachtszeit zu gehen. Wir müssen sehr genau schauen, wo noch etwas geht.

 

Blick: Praktischen Lösungen steht ja nicht nur bei diesem Thema hin und wieder die Bürokratie im Weg.

Steinhart: Ja, aber bei einigen Themen wird sich die Gesetzgebung auch an die Realität anpassen müssen. Zum Beispiel dürfen Elektroautos in Wohngebieten nicht mit einem Kabel über den Fußweg geladen werden. Was soll man da den Anwohnern an manchen Straßen sagen?

 

Blick: Derzeit herrscht Dürre, vor 20 Jahren war Hochwasser in Glauchau. Wie geht die Stadt mit dem Klimawandel um?

Steinhart: Auch 2013 hatten wir ein schweres Hochwasser. Es ist ein globales Thema, das wir allein nicht ändern können, aber direkt vor Ort die Auswirkungen erleben. Man muss schauen, was sinnvoll und machbar ist. Bei Baumpflanzungen suchen wir nach Arten, die mit Trockenheit besser klarkommen. Für die Feuerwehr haben wir in diesem Jahr einen Löschteiche entschlämmt und 2021 ein Großtankfahrzeug angeschafft oder in Zisternen investiert. Beim Hochwasserschutz müssen ganz dringend die ausstehenden Maßnahmen in Niederlungwitz umgesetzt werden. Das ist Sache der Landestalsperrenverwaltung. Im Vorfeld sind da aber immer wirklich lange Wege zu gehen, gerade wenn es um Eigentumsverhältnisse bei Flächen geht. Da leben wir in einem komplexen Rechtsstaat. Wenn es um das Schutzinteresse der Allgemeinheit geht, sollte es da jedoch mehr Möglichkeiten und straffere Verfahren geben.

 

Blick: Welche großen Bauvorhaben stehen jetzt an ?

Steinhart: Da sind die Schulen ganz wichtig. Bei der Grundschule Niederlungwitz läuft hoffentlich alles planmäßig, da wollen wir Ende nächsten Jahres durch sein. Die Sanierung der Lehngrundschule ist dringend notwendig, unter anderem mit Blick auf den Brandschutz. Bei der Turnhalle an der Grundschule Sachsenallee wollen wir unbedingt weiterkommen. Ein großes Thema ist auch der Stadtring. Da erwarten die Bürger einfach, dass sich der Zustand verbessert. Und wir haben ja auch noch ein paar sandgeschlämmte Straßen, die wir bauen wollen. Die Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses in Reinholdshain ist für 2024 geplant. Einfach wird das alles nicht, denn die Fördermittelsituation im Freistaat Sachsen ist aktuell wirklich kritisch.

 

Blick: Gerade die Feuerwehr hat ja erst wieder in der Sächsischen Schweiz gezeigt, wie wichtig sie ist.

Steinhart: Da haben wir in Glauchau wirklich eine starke Freiwillige Feuerwehr. Auf die Stadtwehrleitung, die Ortswehrleiter und ihre Mannschaften kann ich mich zu 100 Prozent verlassen. Es ist eine kommunale Pflichtaufgabe, aber man darf nie vergessen, wieviel ehrenamtlicher Einsatz der einzelnen Kameraden da drinsteckt. Den würde ich mir auch von manchen Leuten wünschen, die oftmals gern nur meckern.

 

Blick: Haben Sie als Oberbürgermeister von Glauchau auch noch etwas Freizeit?

Steinhart: Man wird eben oft angesprochen, das ging mir auch bisher schon so. Da sollte man vielleicht immer Zettel und Stift einstecken haben, wenn es Hinweise von Bürgern gibt. Aber die sind auch wichtig, wir wollen ja eine lebenswerte Stadt, die Menschen anzieht. Nur durch Zuzug können wir den Bevölkerungsrückgang bremsen.

 

Blick: Gibt es auch Aufgaben, auf die Sie sich nicht freuen?

Steinhart: Da gibt es zum Beispiel mit dem Abwasserzweckverband noch einige Probleme zu lösen, dies sind allerdings Altlasten, welche schon mein Vorgänger übernommen hat. Einfache und schnelle Lösungen gibt es da nicht.

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