Sachsenring-Sieger Bill Ivy würde heute 80 Jahre alt werden

MOTORSPORT Auf dem Sachsenring endete sein junges Leben vorzeitig

Sachsenring. 

Sachsenring. Der Sachsenring wurde am 12. Juli 1969 der Schicksalsort des beliebten britischen Rennfahrers Bill Ivy. Wäre er damals nicht beim Training zum hiesigen Motorrad-WM-Lauf tödlich verunglückt, würde er heute gegebenenfalls seinen 80. Geburtstag feiern.

 

Anfänge im Motorradrennsport

Schon die Geburt von William David Ivy, genannt "Bill", war außergewöhnlich, denn diese geschah am 27. August 1942 leicht verfrüht in einem Sanitätswagen in Maidstone, der Hauptstadt der Grafschaft Kent zirka 50 Kilometer südöstlich von London.

Seine Familie war zwar nicht wohlhabend, doch irgendwie schaffte es auch der in einer Motorradwerkstatt arbeitende Bill Ivy mit einer 50-ccm-Itom ab 1959 in den Rennsport. Bei einem nationalen Rennen fiel der junge Mann bald Frank Sheene, dem Vater von Barry, auf, der ihn fortan förderte.

Mit ihm als Mentor bestritt der nur 1,60 Meter große Bill Ivy zunächst weiter in England unzählige Rennen, meist als Mehrfachstarter in verschiedenen Hubraumklassen und auf den unterschiedlichsten Marken. Bald gehörte er zu Englands Top-Fahrern und errang 1964 in der Klasse bis 125 ccm seinen ersten nationalen Titel. In der Viertelliter- und der Halbliterklasse ließ er weitere folgen. Auch den prestigeträchtigen Titel "King of Brands Hatch" konnte sich Bill Ivy an Revers heften.

 

Aufstieg im Grand-Prix-Rennsport

Als er 1963 die Rennen auf der Isle of Man bestritt, war das im Prinzip sein Grand-Prix-Einstand, denn damals zählte die britische TT noch zur Motorrad-Weltmeisterschaft (bis 1976). In der Klasse bis 50 ccm verfehlte er als Siebenter mit einer Sheene Spezial die WM-Punkte (damals bis Platz sechs) knapp.

So auch 1965 an gleicher Stelle, diesmal als Siebenter der Lightweight TT 125 auf Yamaha. Seine ersten WM-Punkte fuhr er dennoch in jenem Jahr ein, und zwar als Vierter im niederländischen Assen, ebenfalls bei den 125ern. Vierter wurde er in dieser Klasse auch beim WM-Finale 1965 im japanischen Suzuka. Noch besser lief es für den inzwischen zum Yamaha-Werksfahrer aufgestiegenen Bill Ivy im Land der aufgehenden Sonne im Rennen der Viertelliterklasse, bei dem er hinter den Honda-Piloten Mike Hailwood und Isamu Kasuya als Dritter seinen ersten WM-Podestplatz feiern konnte.

 

Erster Grand Prix Sieg

Zwei Plätze weiter nach oben ging es für ihn gleich beim WM-Saisonauftakt 1966 im Montjuich Park in Barcelona, wo er das 125er-Rennen gewinnen konnte. Mit drei weiteren Grand-Prix-Siegen lieferte er sich ein spannendes Duell um die WM-Krone mit dem Schweizer Honda-Piloten Luigi Taveri, dem er am Saisonende knapp den Vortritt lassen musste.

Weniger gut lief es für ihn in der 250-ccm-Klasse, in der er mit nur zwei zählbaren Ergebnissen, unter anderem einem dritten Platz in Hockenheim, WM-13. wurde.

1967 war dann Bill Ivys großes WM-Jahr, in dem er in der Achtelliterklasse acht von zwölf Saisonrennen gewann (unter anderem auf dem Sachsenring) und souverän Weltmeister wurde. In der Viertelliter-Kategorie feierte er zwei Grand-Prix-Siege und wurde hinter Mike Hailwood auf Honda und seinem Yamaha-Teamkollegen Phil Read WM-Dritter.

Ende des Jahres zog sich Honda für viele Jahre werkseitig aus der Weltmeisterschaft zurück, sodass Yamaha in den Klassen bis 125 und 250 ccm überlegen war. Damit sich die beiden Werksfahrer nicht gegenseitig aufreiben, gab Yamaha die Parole aus, dass Phil Read in der Achtel- und Bill Ivy in der Viertelliterklasse die Kronen holen sollten. Während sich Ivy an die Abmachung hielt und zum Beispiel auf der Isle of Man, obwohl meilenweit in Führung liegend, Phil Read den 125er-Sieg überließ, pfiff dieser in der entscheidenden Phase der 250er-WM auf die Stallorder und schnappte Bill Ivy beim Finale im italienischen Monza den Rennsieg und somit den Titel vor der Nase weg. Bill Ivy blieben so in jenem Jahr nur zwei weitere Vizeweltmeisterschaften.

 

 

Sachsenring wurde zur Schicksalsstrecke

Danach zog sich auch Yamaha werkseitig zurück, woraufhin Bill Ivy komplett in den Automobilsport, dem er sich zwischendurch schon hin und wieder hingegeben hatte, wechseln wollte. Als die Saison 1969 näher rückte, einigte er sich dann doch mit dem tschechischen Hersteller Jawa auf ein WM-Jahr in der 350-ccm-Klasse. Gegen den in den beiden großen Hubraumkategorien überlegenen Giacomo Agostini war natürlich nichts zu bestellen, doch mit zwei zweiten Plätzen in Hockenheim und in Assen konnte Bill Ivy durchaus Achtungserfolge erzielen.

Nach Assen sowie Spa-Francorchamps folgte traditionell der Große Preis der DDR auf dem Sachsenring. Am Trainingssamstag, dem 12. Juli 1969, stürzte Bill Ivy infolge eines Blockierens seiner Jawa am Anfang der Stadt-Durchfahrt von Hohenstein-Ernstthal und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu.

Die Sachsenring-Bilanz des Briten ist kurz, aber beeindruckend erfolgreich. 1966 stand er im Rennen der 125-ccm-Klasse als Dritter hier erstmals auf dem Podest. Bei den 250ern sah er keine Zielflagge. Im darauffolgenden Jahr gewann er das Rennen der Achtelliterklasse und fuhr dabei die schnellste Rennrunde. Mit doppelt so viel Hubraum wurde er Zweiter. 1968 war es genau umgekehrt. Bei den 125ern wurde er Zweiter, wobei er wieder die schnellste Rennrunde drehte und mit dieser seinen 1967 aufgestellten neuen Rundenrekord erneut unterbot. Dafür ließ er sich nach dem Rennen der 250-ccm-Klasse den Siegerkranz umhängen.

Am alten Sachsenring erinnert heutzutage eine Gedenktafel an den kleinen, großen Rennfahrer Bill Ivy.

 

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