Sachsenring: Vor 100 Jahren wurde Moto Guzzi geboren

Motorsport Wohlklingender italienischer Name - auch am Sachsenring

Sachsenring. 

Sachsenring. Am heutigen 15. März vor 100 Jahren wurde mit Moto Guzzi einer der bedeutendsten italienischen Motorrad-Hersteller gegründet. Dieser hinterließ vor allem in den 1930er-Jahren auch am Sachsenring einen bleibenden Eindruck. So standen beim Großen Preis von Deutschland 1937 nach dem Rennen der Klasse bis 250 ccm die Italiener Omobono Tenni und Guglielmi Sandri als Zweiter bzw. Dritter auf dem Podest. Zwei Jahre später feierten Nello Pagani und Guglielmi Sandri, ebenfalls in der Viertelliterklasse, sogar einen Doppelsieg. Nach dem irrsinnigen Zweiten Weltkrieg trat Moto Guzzi am Sachsenring nicht mehr werksseitig in Erscheinung, doch Hein Thorn-Prikker aus Bad Godesberg hielt als Privatfahrer die Moto-Guzzi-Fahne weiter hoch. Ebenfalls in der Viertelliter-Kategorie wurde er 1950 Zweiter, gewann 1951 und belegte 1952 den dritten Rang.

Ursprung in der Flugzeug-Industrie

Als am 15. März 1921 die "Societa Anonima Moto Guzzi" vom begnadeten Flugzeugtechniker Carlo Guzzi und dessen Freund Giorgio Parodi gegründet wurde, war diese eine von vielen der gerade aus dem Boden schießenden Motorrad-Manufakturen. Als Dritter hätte der vor dem Ersten Weltkrieg bereits bekannte Rennfahrer Giovanni Ravelli im Bunde sein sollen, doch kam der kurz vor der Verwirklichung der gemeinsamen Pläne bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ihm zu Ehren wurde das Emblem der Königlichen Luftwaffe, ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, auch das Symbol der Marke Moto Guzzi.

Gegründet wurde Moto Guzzi zwar in Genua, doch die Produktion nahm man in Mandello del Lario auf.

Moto Guzzi war bekannt für seine waagerecht eingebauten Einzylinder-Motoren. Für Rennzwecke wurden freilich auch Mehrzylindermaschinen gefertigt. Das technische Highlight war die 500er-"Ottocilindri" (Achtzylinder) der Jahre 1955 bis 1957. Schnell entwickelte man sich mit einer Vielzahl innovativer Ideen bis in die 1930er-Jahre zum größten italienischen Motorradhersteller, was Geld für Renneinsätzen brachte und diese wiederum den Bekanntheitsgrad weiter steigerten.

Große Erfolge bereits in der Europameisterschaft

Das erste motorsportliche Highlight zur Verkaufsförderung setzte Guido Mentasti schon 1924 mit dem Sieg in der 500-ccm-Klasse beim Großen Preis von Monza, gleichbedeutend mit dem Gewinn der Europameisterschaft.

Vor dem Zweiten Weltkrieg konnten Riccardo Brusi 1932 und Omobono Tenni 1937, jeweils in der 250-ccm-Klasse, weitere große Erfolge erringen.

Dazwischen gewann 1935 der Ire Stanley Woods bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man auf einer hinterradgefederten 500-er "Bicilindrica" als erster Pilot auf einem ausländischen Fabrikat das Rennen der Senior-TT.

Nach dem Kriegswahnsinn sammelten Moto-Guzzi-Akteure bei der Europameisterschaft fünf weitere Titel. 1947 gewannen in Bern Bruno Francisci und Omobono Tenni die 250- und die 500-ccm-Klasse. Dies taten ihnen ein Jahr später der Brite Maurice Cann und Enrico Lorenzetti gleich. Dazu gewannen Luigi und Paolo Cavanna 1947 den EM-Titel bei den Seitenwagen (damals bis 350 ccm).

Einer der ersten Weltmeister fuhr Moto Guzzi

1949, dem ersten Jahr der neu ins Leben gerufenen Motorrad-(Straßen-)Weltmeisterschaft, war es Bruno Ruffo, der den ersten vakanten 250er-WM-Titel für Moto Guzzi an Land zog.

Nachdem Dario Ambrosini diesen 1950 auf einer Benelli errang, gelang Bruno Ruffo 1951 dieses Kunststück erneut.

Auch 1952 wurde mit Enrico Lorenzetti wiederum ein Moto-Guzzi-Pilot Weltmeister der Viertelliterklasse.

Danach dominierte NSU die beiden kleinen Hubraumklassen, doch Moto Guzzi fuhr bei den 350-ern nun von Sieg zu Sieg. So errangen die beiden Briten Fergus Anderson und Bill Lomas, beide zweimal hintereinander, sowie der Australier Keith Campbell zwischen 1953 und 1957 fünf weitere WM-Titel für die Roten aus Mandello di Lario, die im Rennsport meist in sattem Grün antraten.

1955 war dabei ein echtes Super-Jahr für Moto Guzzi, als Duilio Agostini (nicht verwandt mit GP-Rekord-Sieger und -Weltmeister Giacomo Agostini), die Briten Bill Lomas und Richard "Dickie" Dale sowie der Australier Ken Kavanagh alle 350er-GP des Jahres gewannen. Bill Lomas feierte vier Saisonsiege und wurde schließlich Weltmeister.

Nach dem Verbot der Vollverkleidungen trat man zusammen mit Gilera und Mondial den kollektiven Rückzug aus dem GP-Rennsport an, produziert aber bis heute, wenngleich unter immer wieder wechselnden Eigentümern, markante Straßenmotorräder.

Seit 2004 gehört das traditionsreiche Unternehmen zum Piaggio-Konzern.

Kompakte Erfolgsgeschichte in den 1950er-Jahren

43 Grand-Prix-Siege, davon 40 in den einst mittleren Hubraumklassen bis 250 bzw. 350 ccm und immerhin deren drei in der Königsklasse bis 500 ccm, sowie acht Weltmeistertitel hatte man in den ersten neun Jahren der Motorrad-Weltmeisterschaft feiern können.

Einen letzten geschichtsträchtigen Eintrag in den Annalen des Motorsports sicherte Moto Guzzi 1962 Arthur Wheeler. Beim WM-Finale in Buenos Aires gewann der Brite mit einer privat eingesetzten Moto Guzzi das Rennen der 250-ccm-Klasse. Die WM war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon längst zugunsten des überlegenen Honda-Werkspiloten Jim Redman entschieden. Wenngleich der vorletzte GP-Sieg und gleichzeitig WM-Titel, beides durch den Australier Keith Campbell bei den 350-ern da schon fünf Jahre zurück lag, war es dennoch der 44. und damit aber auch der endgültig letzte GP-Sieg der Roten.

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