Zum fünften Todestag von Ralf Waldmann

MOTORSPORT 20-facher Grand-Prix-Sieger machte sich um den neuen Sachsenring besonders verdient

Sachsenring. 

Sachsenring. Auf den Tag genau fünf Jahre ist es nun schon wieder her, dass der strahlende Stern Ralf Waldmann vom Motorsport-Himmel fiel und deutschland- ja sogar weltweit Trauer und Bestürzung herrschte. Der allseits beliebte "Waldi" hatte mit seiner offenen, humorvollen und meist unbekümmerten Art weltweit Fans. Um den neuen Sachsenring hatte sich der Motorradstar zum Anfassen besonders verdient gemacht.

Ein Tag, den es am besten nie gegeben hätte

"Die Besten sterben jung" ist eine oft benutzte Plattitüde, und doch wurde diese nach dem 10. März 2018 mal wieder öfters benutzt - und das völlig zu Recht. An jenem Samstag erlag der nimmermüde Ex-Rennfahrer, der seit dem 20. Februar 2003 auf Grund seiner persönlichen Freundschaft zum DDR-Ex-Rennfahrer Rainer Pommer Ehrenmitglied des 1. Auer MSC war, unerwartet und eigentlich auch unbegreiflich im Alter von nur 51 Jahren einem Herzinfarkt.

"Waldi" war 20-facher Grand-Prix-Sieger

Dass "Waldi", wie er eigentlich von allen nur liebevoll genannt wurde, rein sportlich gesehen alle für diese Formulierung notwendigen Eigenschaften erfüllte, ist unbestritten. Bei 169 Grand Prix stand er am Start und gewann davon deren 20. Damit ist der Ennepetaler hinter Toni Mang diesbezüglich der zweiterfolgreichste deutsche Solo-Rennfahrer.

Trauerfeier war am 20. März 2018

Ein Weltmeistertitel war ihm leider nicht vergönnt, was seiner Popularität allerdings keinerlei Abbruch tat. Ganz im Gegenteil, es war vor allem die menschliche Komponente, die aus dem erfolgreichen Sportler einen allseits beliebten und geschätzten Superstar machte. Menschen, die nicht mit ihm auskamen, gibt es praktisch nicht. Medienschaffenden gegenüber freundlich zu sein, ist keine Kunst, und doch schafft das der eine oder andere nicht. Allen Fans gegenüber aber freundlich und nie abweisend zu sein, egal wie groß der Trubel auch gerade ist, ist hingegen schon ein Kunst, die "Waldi" beherrschte wie kaum ein Zweiter und ihn nahezu einzigartig machte. Schlicht, er war ein feiner Kerl. Unterstrichen wird diese Feststellung mit dem Fakt, dass zu seiner Beerdigung und Trauerfeier am 20. März 2018, neben mehreren hundert Menschen, sogar sein ehemaliger Gegner Max Biaggi aus Italien nach Ennepetal reiste.

Das Leben als Achterbahnfahrt

Dabei meinte es das Leben nicht immer gut mit ihm. Schlechte Berater und Scharlatane scharten sich um ihn und brachten ihn ein ums andere Mal um sein schwer und mit vielen Entbehrungen verdientes Geld. Seine Ehe mit der Autorennfahrerin Astrid Grünfelder scheiterte. Ihr gemeinsamer Sohn Leo versuchte sich zwar bei den Mini-Bikes, verlor aber bald die Lust daran. In letzter Zeit wurde auch der Kontakt zu seinem bei der Mutter in Bayern lebenden Sohn peu à peu weniger. Eine seiner besseren und zudem eigenen Entscheidung in seinem Leben war, beim dem Tode geweihten MZ-Projekt von Martin Wimmer frühzeitig wieder auszusteigen. Mit seiner neuen Lebensgefährtin Heike Teschner hatte er ganz offensichtlich das ganz große Los gezogen und spätestens mit seiner Verpflichtung bei Eurosport als Experte in der Boxengasse war er auch finanziell wieder in ruhigerem Fahrwasser.

Sachsenring-Befürworter der ersten Stunde

Besonders dankbar sollten, und sind es ganz sicher auch, alle Fans am Sachsenring sowie alle direkt und indirekt mit dem Sachsenring in seiner Gesamtheit verbandelten Personen, Institutionen und Unternehmen sein, denn ihm ist es zu einem Großteil mit zu verdanken, dass der Motorrad Grand Prix von Deutschland seit 1998 auf dem Sachsenring ausgetragen wird. Damals hatte sein Wort Gewicht und "Waldi" war es, als alteingesessener Nürburgring-Anrainer, der sich öffentlich und laut dafür aussprach, den deutschen Motorrad-WM-Lauf dorthin zu bringen, wo mutmaßlich die meisten und besten Motorradfans zu Hause sind. Wohlgemerkt hatte die Motorrad-WM damals schon sehr hohe Sicherheitsstandards und professionelle Formen angenommen. Am Sachsenring wurde zu der Zeit zum Teil auf Gewerbegebietsstraßen gefahren und für die Teams standen lediglich Container als Boxenunterkünfte zur Verfügung. Da war es nur recht und billig, dass die ominöse Kurve 11 des Sachsenrings in seiner heutigen Form seit dem 22. Juni 2018 offiziell "Ralf-Waldmann-Kurve T11" heißt. Im Rahmen der damaligen ADAC Sachsenring Classic wurde ihr dieser Name verliehen.

Hoffnungsloses Comeback in der Vergangenheit

Der Sachsenring als Rennstrecke meinte es allerdings nicht besonders gut mit ihm. Im Comeback-Jahr saß Waldi auf einer hoffnungslos unterlegenen 500er-Modenas und fuhr am Sachsenring mit Platz sieben dennoch sein bestes Saisonergebnis ein. Ein Jahr später raste er bei den 250ern als Dritter zwar aufs Podest, doch neigte sich seine Karriere allmählich dem Ende entgegen. Unvergessen bleibt das Regenrennen in Donington Park im Jahr 2000, bei dem er als einziger mit Regenreifen statt Intermediates ausrückte, zwischendurch der Überrundung durch Olivier Jacque knapp entkam, dann bei richtig nasser Strecke aber zügig aufholte und dem Franzosen den Sieg auf den letzten Metern noch entriss. Auch die Story, dass er am Nürburgring-GP 1988 mit einem von einem Straßenverkehrsunfall herrührenden externen Fixateur am Unterschenkel teilnahm, stürzte und die Sache aufflog, ist legendär.

Waldis Karriere im Schnelldurchlauf

1987 errang Ralf Waldmann bei seinem Heim-Grand-Prix auf dem Hockenheimring als Zehnter im 80er-Rennen seinen ersten WM-Punkt. Vier Jahre brauchte er, um schließlich ganz nach vorn zu kommen.

1991 fuhr er wiederum in Hockenheim erstmalig aufs Podest und dann gleich als Sieger des 125er-Rennens. Dies war auch deswegen ein denkwürdiger und einzigartiger Tag, weil es an jenem 26. Mai durch Helmut Bradl im Rennen der 250-ccm-Klasse sowie das Duo Ralph Bohnhorst/Bruno Hiller bei den Seitenwagen drei deutsche GP-Siege an einem Tag gab.

Bis einschließlich 1993 gewann Ralf Waldmann noch vier Mal in der Achtelliterklasse, wobei er die WM-Endränge drei, drei und vier belegte und danach zu den 250ern wechselte.

Hier ließ der erste große Erfolg nicht lange auf sich warten. Beim achten Saisonrennen (Mugello) nahm er erneut den größten Pokal in Empfang.

Bis 2000 sammelte er in seiner neuen Klasse 14 Grand-Prix-Siege, wobei 1996 und 1997 seine besten Jahre waren, er jedoch im Kampf um den WM-Titel gegen Massimiliano Biaggi jeweils knapp den Kürzeren zog.

Nach seiner aktiven GP-Karriere war er in eine Vielzahl von Projekten eingebunden und kehrte immer mal wieder auch als Rennfahrer zum Beispiel in der IDM zurück.

Auch bei Klassik-Veranstaltungen wie auf dem Sachsenring sowie beim Zschorlauer Dreieckrennen war er immer wieder ein gern gesehener Gast. Beim Zschorlauer Dreieckrennen war 2003, 2007, 2008, 2009, 2010, 2012, 2014, 2015, 2016 und 2017, also genau zehn Mal, am Start.

Mit seinem Geburtsdatum 14. Juli 1966 (in Ennepetal im Nordrhein-Westfalen) feierte er 2016 am Donnerstag vor dem deutschen WM-Lauf am Sachsenring im kleinen Kreis sein 50. Wiegenfest. Den Anwesenden Gästen dürfte dieser Abend ewig in Erinnerung bleiben.

Im Renndress war er zuletzt Markenbotschafter von Audi Tradition und pilotierte so berühmte DKW-Rennmaschinen, wie die "Ladepumpe" aus der Vorkriegszeit oder die legendäre Dreizylinder "Singende Säge" vom Anfang der 1950er-Jahre.

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