Das Sidecar Festival Oschersleben hat sich seit seiner Wiederbelebung im ersten Corona-Irrsinnsjahr 2020 prächtig entwickelt und ist auch bei sächsischen Rennfans ein Fix-Punkt in ihrem Veranstaltungs-Jahres-Kalender. Dieses ging am vergangenen Wochenende vom 3. bis 5. Oktober erneut über die Bühne und hatte wieder die Sidecar-Weltmeisterschaft als zentrales Thema.
In dieser kam nach langer Pause auch der Hohenstein-Ernstthaler Lucas Krieg zu einem weiteren Renneinsatz 2025. Bislang turnte er im Boot des Nachwuchs-Piloten Lennard Göttlich aus Eibau, doch nach mehreren Kosten-intensiven Motorschäden warf der Lausitzer im Juni vorerst und nun vor kurzem endgültig das Handtuch in Sachen Dreirad-Sport.
Chance genutzt
Das war die Chance für Lucas Krieg, beim Sidecar-Weltmeister des Jahres 2021, dem Schweizer Markus Schlosser auszuhelfen und beim Finale den geschassten Schleizer Luca Schmidt zu ersetzen. Mit Erfolg, denn im Sprintrennen über zwölf Runden am Samstagnachmittag fuhr das neue Duo auf regennasser Strecke sogleich hinter dem mehrfachen Weltmeister Tim Reeves aus Großbritannien und dessen niederländischem Beifahrer Ferry Segers als Zweite über die Ziellinie. Mit Platz vier hinter dem Finnen Pekka Päivärinta mit dem Briten Adam Christie im Boot sicherte sich das britisch-französische Paar Harry Payne/Kevin Rousseau vorbehaltlich einer technischen Beanstandung und Nachkontrolle vorzeitig den WM-Titel 2025.
Beim letzten Saison-(Haupt-)Rennen am Sonntag über 21 Runden mussten Schlosser/Krieg ebenfalls nur einer Paarung den Vortritt lassen, und zwar Payne/Rousseau. Aktuell wurde das britische Brüderpaar Sam und Thomas Christie Vize-Weltmeister und Markus Schlosser auch dank der Hilfe von Lucas Krieg WM-Dritter. Klar, dass der Eidgenosse damit und auch mit seinem neuen Beifahrer zufrieden war. So sagte er: "Das war schon ein tolles Wochenende und Lucas hat seine Aufgabe sehr gut gemacht. Er hat sich von Session zu Session verbessert, so wurden wir als Team auch immer schneller. Im Sidecar-Sport ist es in Sachen Beifahrer nicht nur eine Frage des Talents, sondern auch der Lernfähigkeit. Und das halt Lucas wirklich gut gemacht."
Der nicht gerade für ausführliche und überschwängliche Statements bekannte Lucas Krieg ließ sich nach seinem ersten WM-Podium zumindest so viel entlocken: "Naja, das ist wie es ist, geht schon. Klar freue ich mich, aber eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier. Ich will viel fahren und lernen. Mit so einem Spitzenfahrer kann man nur lernen. Ich mache auf jeden Fall weiter, gern auch mit einem Spitzenfahrer wie Markus."
Dritter Titel in Folge für Ex-Frankenberger
Im Rahmen des Sidecar Festival Oschersleben waren insgesamt sieben Klassen im Programm, von denen deren vier Rennen austrugen. Drei Klassik-Kategorien absolvierten hingegen nur Demo-Läufe.
In der International Sidecar Trophy waren der Ex-Frankenberger und heute in Hessen lebende Mike Roscher und seine Schweizer Beifahrerin Anna Burkard als klare Tabellenleader der 1.000er-Klasse angereist. Mit einem dritten Platz sowie zwei Rennsiegen in Oschersleben holten sie sich den dritten Titel in Folge.
Neben den weiteren Rennklassen Northern Sidecar Cup und Camathias Cup wurden die Klassiker in die drei Kategorien Sitzer-Gespanne bis Baujahr 1983, Kurzgespanne mit Frontausstieg bis Baujahr 1985 sowie Gespanne mit Heckausstieg bis Baujahr 1995 eingeteilt.
Westsachsen-Power auch bei den Klassikern
In den Demo-Läufen der zweiten Kategorie frönten Sven und Cecile Trommler aus Stollberg mit ihrer BMW Haller genauso noch einmal ihrem Hobby wie Gerd Rieger aus Jößnitz und René Zimmermann aus Radeberg mit ihrer BMW Kneeler 16 Zoll.
In den Präsentationen der modernsten historischen Seitenwagen mischten aus Westsachsen Steffen Schneider und Mandy Badstübner aus Lichtenstein mit ihrem Ex-Frank-Wendler-Gespann, einer Honda Derbyshire, der querschnittgelähmte Chemnitzer Jörg Liebmann und Stefanie Lang aus Leukersdorf mit ihrer Windle GSX-R sowie Heiko Neumann/Steffen Hahn aus Hohenstein-Ernstthal bzw. Raschau mit ihrer Windle F2 mit.
Das Fahrerlager war zum großen Jahrestreffen der Gespann-Liebhaber auch diesmal prall gefüllt. Wie der Cheforganisator Ralph Bohnhorst kund tat, waren aber wohl verschmerzbare zehn Gespanne weniger als beim Teilnehmerrekord 2024 gekommen. Damals hatten 206 genannte Renngespanne einen inoffiziellen Weltrekord aufgestellt.