Am heutigen Tag feiert einer der ganz Großen des DDR-Rennsports seinen 80. Geburtstag - Roland Rentzsch. Am 9. Juli 1944 erblickte er in Altenberg das Licht der Welt und entdeckte irgendwann den Motorradsport für sich.
Das größte Manko im DDR-Rennsport der 1970er- und 1980er-Jahre war die international nicht konkurrenzfähige Technik. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Während sich der eine oder andere, der die entsprechenden Möglichkeiten überhaupt hatte, alternativer Technik zu dem was es hierzulande offiziell zu kaufen gab aus dem westlichen Ausland bediente, machte Roland Rentzsch aus der Not eine Tugend und entwickelte und fertigte in Eigenregie für seine 125-ccm-Klasse das, was ähnlich schnell rannte, wie die Morbidellis und später MBA's der Ungarn, Tschechen, Jugoslawen usw.
Die WM-Zeit auf dem alten Sachsenring als Fahrer miterlebt
Seinen ersten großen Auftritt auf dem Sachsenring hatte Roland Rentzsch schon 1964, als er beim WM-Lauf der 125-ccm-Klasse als Siebenter drittbester DDR-Fahrer war. Die Achtelliterklasse war die seinige und sollte es auch immer bleiben. 1970 gelang ihm ein ähnliches Kunststück, nur dass er diesmal Achter und zweitbester ostdeutscher Pilot war. Beim für lange Zeit letzten WM-Lauf auf dem Sachsenring 1972 verpasste er als Elfter denkbar knapp die Punkte, die damals nur bis zum zehnten Platz vergeben wurden.
Nach Platz vier 1974 kam er 1976 auf Rang 12 ins Ziel. Sechs vor ihm platzierte ausländische Fahrer abgezogen, ergab Rang sechs in der für die DDR-Meisterschaft relevanten internen Wertung. Damit war der Grundstein für seinen ersten DDR-Meistertitel am Ende des gleichen Jahres gelegt.
Aus eins mach zwei
Zwischenzeitlich hatte Roland Rentzsch die Startnummer 9 übernommen, die zuvor jahrelang Hartmut Bischoffs Motorrad zierte. Wie "HB" war auch "RR" ein glänzender Techniker.
Nachdem der Mann vom MC Betonwerk Dresden schon im Training zu den Rennen 1978 mit einem blitzsauberen Motorrad auftauchte, das heller kreischte als die bei den DDR-Racern bekannten Maschinen auf Einzylinder-MZ-Basis, schob er ein Jahr später dieses neue Geschöpf, die sogenannte RR-Eigenbau, auch zum Rennen an den Start.
Aber was verbarg sich hinter dem Namen bzw. unter der Verkleidung? Während unsere Fahrer mit den einzylindrigen MZ nicht mehr konkurrenzfähig waren, brachte die Konkurrenz aus der ebenfalls sozialistischen CSSR und aus Ungarn schon zweizylindrige Morbidellis an den Start. Diese RR aber machte einen modernen, ebenbürtigen Eindruck und rief große Hoffnungen hervor.
In mühevoller Handarbeit hatte Roland Rentzsch einen etwa 40 PS leistenden wassergekühlten Zweizylindermotor geschaffen und somit rund acht PS mehr zur Verfügung als die "luftgekühlten" Einzylinder-MZ-Piloten. Schnell war das Motorrad mit dem Parallel-Twin-Triebwerk von Anfang an. Beim Sachsenringrennen hatte der gelernte Dreher aus Auer bei Coswig bzw. Dresden zwischenzeitlich sogar geführt, fiel aber ebenso aus, wie in Schleiz und in Frohburg, wo er sogar die schnellste Rennrunde gedreht hatte.
Beim Rundstreckenauftakt 1980, wie immer auf dem Sachsenring, fuhr er bei widrigen Bedingungen hinter Janos Drapal und dem Thalheimer Bernd Meyer als Dritter aufs Podest. Ebenso 1981 auf dem Schleizer Dreieck, diesmal allerdings als Zweiter hinter dem übermächtigen Ungarn.
Zwei Sachsenring-Siege gegen starke internationale Konkurrenz
1982 gelang ihm auf dem Sachsenring trotz 20-Sekunden-Boxenstopp der ganz große Wurf, sprich Platz eins.
Während die MBA die Morbidelli als das Maß der Dinge in der Achtelliterklasse abgelöst hatte, war im DDR-Rennsport die inzwischen verkäufliche RR das Objekt der Begierde. Roland Rentzsch bediente seine Kunden mit dem bestmöglichen und standfesten Material, während er sich selbst als Tester der neuesten Entwicklungen sah. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich auch 1985 den nationalen Titel erneut zu sichern.
1986 holte er sich gegen starke ausländische Konkurrenz in einem Wimpernschlagfinale einen weiteren Sieg auf dem Sachsenring. Am Jahresende hieß der alte und neue DDR-Meister zum vierten Mal Roland Rentzsch, der sich danach, wie viele Rennfahrer vor und nach ihm, ebenfalls per Ausreise in den Westen Deutschlands verabschiedete. Später versuchte sich sein Sohn Kenny ebenfalls im dann wieder gesamtdeutschen Motorradsport, allerdings mit überschaubarem Erfolg.
erschienen am 09.07.2024