Die Zwickauer Liebesmauer wurde am Samstag mit einem Kachelfest eingeweiht. Sie besteht bis jetzt aus 241 Liebesfliesen von Familien, Freunden, Vereinen und Sponsoren der Mauer – 113 auf der linken und 128 auf der rechten Mauerseite.
„Es geht bei den Liebeskacheln um Liebe im Allgemeinen, nicht nur um Liebespaare“, sagt die Initiatorin Sara Linke. „Wir haben Schicksale und Sternenkinder. Jede Kachel erzählt eine Geschichte.“
Jede Fliese erzählt eine eigene Geschichte
So bunt und individuell wie das Leben sind auch die 241 Liebeskacheln geworden: Es gibt lustige, witzige, fröhliche, voller Dankbarkeit und Liebe, aber auch zu Tränen rührende. Das junge Ehepaar Fiona und Christopher Liebold widmete seine Liebesfliese seinem neugeborenen Sohn Marlon. „Als wir sie bemalt haben, war er noch nicht geboren, und sein Name ein Geheimnis. Und heute sind wir mit ihm da und freuen uns sehr darüber“, sagte der junge Vater.
Inspiration aus Italien
Die Zwickauer Modedesignerin stieß bei einem Urlaub in der italienischen Stadt Alassio, die seit 2007 den Titel „Stadt der Verliebten“ trägt, auf die Kunstinstallation Muretto („Mäuerchen“) – eine Hommage an alle Liebenden, die sich seit 1953 ständig weiterentwickelt. Entstanden ist die Mauer auf Initiative eines Café-Besitzers. Seine Idee, die niedrige Mauer des öffentlichen Parks neben seinem Café mit den von Prominenten signierten Keramikfliesen zu verschönern, brachte die Zwickauerin auf die Idee, die graue Mauer direkt gegenüber von ihrem Atelier ebenfalls mit bunten Keramikfliesen zu gestalten.
Zwickauer beteiligen sich begeistert
Verewigt sollen in ihrer Heimatstadt aber nicht die Signaturen prominenter Besucher, sondern Liebesgrüße der Zwickauer Bewohner. Ihrem Aufruf folgten Hunderte Menschen – Familien, Paare, Freunde und Vereine –, die in den letzten drei Monaten bei Sara Linke in ihrem Studio 1912 und in Waldenburg bei Keramikmalerin Sabine Reichert Fliesen bemalt haben. Diese sind nun Teil der Zwickauer Liebesmauer in der Peter-Breuer-Straße.
Die gute Nachricht: Es gibt noch Platz für weitere Liebesfliesen an der Liebesmauer – und in der Stadt noch genug graue Mauern, denen eine Verschönerung gut zu Gesicht stehen würde.
Großes Interesse beim Kachelfest
Wie gut diese Initiative bei den Zwickauern angekommen ist, zeigte das Kachelfest, bei dem zahlreiche Besucher und zufällige Passanten köstliche Leckereien und handgemachte Musik genossen. Viele nahmen die bunten Fliesen genau in Augenschein und zeigten sich begeistert.
Das Ehepaar Schmidt, das seine Fliese der 18-jährigen Tochter widmete, erzählte: „Wir waren vor kurzem in Paris an der Liebesmauer, auf der in ganz vielen Sprachen ,Ich liebe dich‘ steht, und freuen uns, dass es jetzt in unserer Heimatstadt eine Liebesmauer gibt.“
Pariser Vorbild und Zwickauer Geschichten
Die Pariser Ich-liebe-Dich-Mauer ist seit ihrer Entstehung im Jahr 2000 eine beliebte Attraktion und ein Muss für Verliebte aus aller Welt. Die vier Meter hohe und zehn Meter lange Mauer, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, besteht aus 612 Emaille-Kacheln, auf denen 311-mal „Ich liebe Dich“ in 250 Sprachen steht.
In Zwickau verbirgt sich hinter jeder Kachel eine Geschichte – und diese sollen eines Tages, vielleicht in naher Zukunft, in einem Kachel-Buch von Sara Linke und Keramikmalerin Sabine Reichert erzählt werden.
Persönliche Liebeserklärungen der Initiatorinnen
Die beiden Künstlerinnen haben am Samstag ihre eigenen Kacheln selbst an der Liebesmauer angebracht. Dafür stieg die Keramikerin sogar auf eine kleine Leiter – trotz starker Höhenangst. Sara Linke befestigte zusätzlich die Kacheln ihrer drei Schwestern. Auf einer steht ein Zirkuszelt mit fünf Vornamen und dem Spruch: „Morgens Zirkus, abends Theater.“ Linkes lakonische Erklärung: „Sie hat drei Kinder!“
Die Modedesignerin selbst hat zwar keine Kinder, aber einen Verlobten und einen Hund. Ihre Fliese ist eine Liebeserklärung an die beiden – und an ihren verstorbenen Mops.
Platz für neue Liebesgeschichten
Wer seine Geschichten und Liebeserklärungen künftig auch an der Zwickauer Liebesmauer sehen möchte, kann sich bei der Modedesignerin melden: [email protected] .
Unterstützung durch Stadt und Gastronomie
Das Projekt Liebesmauer wird von der Stadt Zwickau und dem Förderverein Stadtmanagement Zwickau unterstützt. Der Verfügungsfonds „Zentrum Leben“ soll einen großen Teil der Materialkosten decken, sodass die Kacheln erschwinglich (je nach Größe 39 oder 45 Euro) angeboten werden können.
Auch die Gastronomen beteiligen sich finanziell und ideell am Projekt. Geplant ist eine weitere Verschönerung der Kneipenmeile, die früher 14 und jetzt nur noch eine „Handvoll“ Lokale beherbergt.
Matthias Werler, Betreiber des Restaurants Egghead in der Breuer-Straße, bot am Samstag Köstlichkeiten aus seiner Kochschule an und freute sich über die gute Resonanz auf das Kachelfest – ein Zeichen, das die Initiatoren hoffnungsvoll auf eine weitere Belebung der Peter-Breuer-Straße stimmt.