Chemnitz/Belek. And the Winner is: Chris Löwe. So haben zumindest die meisten Nutzer der CFC-Fanpage geantwortet, die sich an der Umfrage "Wer wird Spieler der Hinrunde?" beteiligt haben. Auf dem zweiten Platz landete Jakub Jakubov, der seit mehr als vier Jahren die unangefochtene Nummer eins zwischen den himmelblauen Pfosten ist. Tim Campulka - eine feste Stütze in der himmelblauen Verteidigung sowie stets für ein Kopfball-Tor nach einem Standard gut sowie sicher vom Elfmeterpunkt - schnappte sich den dritten Platz. Im Wintertrainingslager in Belek sprach BLICK-Redakteur Marcus Hengst mit Chris Löwe über diese Auszeichnung, den aktuellen Saisonverlauf und das Derby gegen den FC Erzgebirge Aue.

 

Hallo Chris, die Leser der CFC-Fanpage haben Dich zum "Spieler der Hinrunde" gewählt. Was bedeutet Dir solch eine Auszeichnung? Und hast Du in Deiner langen Karriere so eine schon einmal erhalten?

Puh, eine gute Einstiegsfrage. Da muss ich kurz überlegen, aber mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit kann ich das gar nicht sagen, es kann sein, das ich, als ich damals beim CFC gespielt habe, solch eine Auszeichnung schon einmal erhalten habe. Fakt ist aber, dass das eine Bestätigung der eigenen Leistung ist. Ich nehme die Auszeichnung natürlich sehr gern an und freue mich über diese.

Deine CFC-Rückkehr war alles andere erfolgreich, so gingen die ersten drei Spiele gegen Erfurt, Cottbus und Chemie Leipzig allesamt verloren. Danach begann der Flow mit acht Ligaspielen ohne Niederlage: Was sind die Gründe dafür?

Die Phase, als ich dazugestoßen bin, war nicht einfach. Zu diesem Zeitpunkt waren uns die Basics verlorengegangen, das hat vor allem das Spiel gegen den Ball betroffen. Das war nicht das, was man zeigen muss, um erfolgreich zu sein. Danach haben wir die Basics in einer beeindruckenden Art und Weise wiedergefunden. Wir waren entsprechend deutlich unangenehmer zu bespielen als zuvor. Dass wir viel Qualität am Ball haben, das wissen wir. Um in der Regionalliga-Nordost Spiele gewinnen zu können, muss das Spiel gegen den Ball funktionieren. Als wir das wieder beherrschten, kehrte der Erfolg zurück.

 

Du spielst seitdem als Linksverteidiger oder im linken Mittelfeld: Sind das die Positionen, auf denen Du der Mannschaft am meisten helfen kannst?

Im Erfurt-Spiel hat man eigentlich ganz gut gesehen, dass die zentrale Position im Mittelfeld als Sechser eine Notlösung sein kann, ja, aber nicht die Position ist, auf der ich mich wohl fühle und das abrufen kann, was in mir steckt und von mir erwartet wird. Ich habe eigentlich meine ganze Karriere über Kreide am Fuß gehabt und konnte auf der linken Außenbahn - ganz gleich ob als Verteidiger oder Mittelfeldspieler - immer deutlich mehr und bessere Akzente setzen und damit der Mannschaft helfen als auf der Sechser-Position.

Apropos helfen: Du hast die himmelblaue Talentschmiede durchlaufen und danach die große Fußballbühne gesehen. Was kannst Du aus diesen gemachten Erfahrungen an die jungen Mitspieler weitergeben?

Für mich geht es in erster Linie darum, im Training zu zeigen, und das nicht nur einmal in der Woche, sondern im besten Fall an jedem Tag, dass auch ich, nach dem, was ich erreicht habe und in dem Alter, in dem ich bin, vorweggehen kann. Ich glaube einfach, dass ist das Entscheidende. Die Jungs müssen sehen, dass es der Alte es noch kann, weiterhin immer alles gibt, kein Spiel verlieren will. Ich glaube, dass ist am Ende des Tages die größte Hilfe für alle - und im Besonderen für die jungen Spieler.

 

Siehst Du Dich eher als ein Leader oder vielmehr als Arbeiter auf dem Feld - oder gar als beides?

Die beiden Begriffe - Leader und Arbeiter - gehören irgendwie zusammen. Mir ist bewusst, dass ich durch die Stationen, bei denen ich war, und die Spiele, welche ich bestreiten durfte, mehr auf mich als auf andere geschaut wird. Dadurch habe ich natürlich eine Verantwortung allen gegenüber. Die Rolle, die mir von außen zugeschrieben wird, aber die ich selbst auch von mir verlange, dieser möchte mit Arbeit und Leistung auf dem Platz gerecht zu werden. Der andere Rest kommt dann meist von ganz allein.

In der aktuellen Saison hast Du zwei Freistoßtore erzielte sowie zwei Vorlagen via Standards gegeben: Wie wichtig sind Standards im himmelblauen Spiel?

Grundsätzlich sind Standards wichtig im modernen Fußball. Wenn es mal im Spiel nicht gut läuft, man Probleme hat, dann können diese zu einem Dosenöffner werden und ein schwaches Spiel drehen. Ich bin aktuell sehr froh, dass wir aus Standards Kapital schlagen können. Das ist aber alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Und bei Standards geht es nicht nur um den, der sie tritt, sondern es muss auch einen geben, der in die Flanke hineinläuft. Das hat jüngst sehr gut geklappt, und gern möchten wir in der Rückrunde unsere Standardstärke fortsetzen und ausbauen.

 

Der CFC steht auf dem dritten Platz: Welche Ziele nimmt sich Chris Löwe für die Rückrunde vor? Und wo möchte er mit den Himmelblauen am Ende der Saison landen?

Wichtig für uns wird sein, dass Große und Ganze - auch wenn das von außen schwierig wird - von uns wegzuhalten. Am Ende geht es darum, Woche für Woche unsere bestmögliche Leistung zu bringen - und dass idealerweise, wie wir es in den letzten Wochen vor der Winterpause gemacht haben. Dann wird es für jede Mannschaft schwierig, gegen uns das Spiel zu gewinnen. Darum wird es gehen. Wenn wir das in jener Art und Weise wie in der Hinrunde hinbekommen, ist mit Sicherheit etwas möglich. Das muss die Basis sein.

Letzte Frage: Wie heiß bist Du auf das Derby im Sachsenpokal gegen den FC Erzgebirge Aue? An das letzte Aufeinandertreffen müsstest Du noch sehr gute Erinnerungen haben, oder?

Ich komme aus der CFC-Jugend, und weiß, was es heißt, ein Derby zu spielen. Und auch für die gesamte Region ist dieses Duell von Bedeutung und für alle etwas Besonderes. Es wird ein Abendspiel werden, unter Flutlicht und sicherlich vor ausverkauftem Haus. Für uns Spieler ist das kein alltägliches Spiel, was es jede Woche gibt. Es wird ein Spiel werden, in dem, egal wie es für beide Mannschaften bis dahin gerade läuft, alles passieren kann. Natürlich hoffe ich auf einen positiven Ausgang für uns. Mein letztes Derby müsste das Sachsenpokalfinale 2010, welches wir gewonnen haben, gewesen sein. Der große Unterschied zu damals ist aber, dass es für Aue, die kurz zuvor in die 2. Liga aufgestiegen sind, um nichts mehr ging. Diesmal ist das Duell für beide von enormer Bedeutung und besitzt eine besondere Brisanz.

Vielen Dank für das interessante Interview, Chris - und viel Erfolg für die anstehende Rückrunde und den Sachsenpokal!