Tom Scharf und sein Team stehen in den Startlöchern. Sie gehören zum Tanzstudio Chemnitz in der Schönherrfabrik, das seit Langem darauf wartet, endlich wieder seiner Berufung nachgehen können. "Wir sind bereit, das Hygienekonzept ist genehmigt, es kann losgehen", sagt Tom Scharf. Doch seit über einem Jahr befindet sich Deutschland im Ausnahmezustand. Die Tanzschulen im Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) und anderen Verbänden, freie Tanzschulen, Tanzsport- und Tanzvereine stehen infolge der Corona-Krise und den damit verbundenen Betriebsschließungen am Abgrund ihrer Existenz, vor der Vernichtung von Lebenswerken und zahlreichen Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

 

"Wir müssen unsere Kunden Monat für Monat vertrösten, bieten Online-Kurse an, um in Kontakt zu bleiben", berichtet Tom Scharf. Der Chemnitzer gehört jetzt zur kürzlich ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft "Tanzen in Sachsen". Unter Federführung der sächsischen ADTV-Tanzschulen hat sich ein breites Bündnis aus Verbands- und freien Tanzschulen sowie den unterschiedlichsten Tanz-Vereinen gegründet. Ihr Ziel: die Öffentlichkeit und die Politik über die Bedeutung der Branche für die körperliche und geistige Gesundheit aufklären, Lösungsvorschläge für einen sicheren Tanzbetrieb zu unterbreiten, vorgegebene Regelungen und geplante Gesetzesänderungen zu hinterfragen sowie klare Forderungen in Richtung der Politik zu stellen, um die Kollateralschäden der Pandemie zu minimieren. Bereits jetzt gehören der Interessengemeinschaft 100 Institutionen mit 1.000 Mitarbeitenden sowie eine Million direkter und indirekter Kontakte innerhalb Sachsens an.

Mit dabei ist auch Mirko Dreischarf von der Tanzschule Emmerling. Er bezeichnet die Situation für die Tanzschulen als dramatisch, vor allem die Tatsache, dass es keinerlei Perspektiven gebe. Doch nicht nur er und seine Kollegen litten unter den Einschränkungen. "Unsere Kunden vermissen das Tanzen. Senioren klagen jetzt wieder über Schmerzen, weil ihnen die regelmäßige Bewegung fehlt, Kinder sehnen sich nach ihrer sportlichen Auslastung und ihren Freunde", so Dreischarf. Als Mitglied der neuen Interessengemeinschaft will er ein Mahner sein, wie er sagt: "Das Kulturland Deutschland muss endlich aufwachen, wir müssen etwas tun!"