Bei einem gemütlichen Einkaufsbummel am Wochenende musste ich schockiert feststellen, dass nicht nur Weihnachtsdekor die Regale füllt und die Schaufenster schneeweißen Winterlandschaften gleichen, sondern auch, dass Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel und Geschwister schon jetzt riesige Geschenke aus den Läden schleppen. Von technischen Geräten, über Schmuck und Kinderspielzeug bis hin zu exklusiven Geschenken war wirklich alles dabei. 
Ich, die sowieso kein begeisterter Weihnachtsfan ist und beim tausendsten "Last Christmas", das aus Lautsprechern schallt, einen kleinen Anfall bekommt, war einfach nur schockiert. Ich kann über Lebkuchen hinwegsehen, die schon seit August im Supermarkt stehen und ich kann auch die ersten Plastiktannenbäume ignorieren, die im September aufgestellt werden, allerdings ist der Kaufrausch der Menschen mir ein Dorn im Auge und ich habe zum ersten Mal festgestellt, welche Ausmaße das angenommen hat und wie sehr ich selbst darin verwickelt bin. 


Weihnachten als ich klein war 

Als ich ein kleines Mädchen war und noch an den Weihnachtsmann glaubte, fiel es mir nicht schwer, einen Wunschzettel zu schreiben. Ich habe stundenlang Spielzeugkataloge angesehen oder bin mit meinen Eltern durch die Läden gezogen, um wahllos auf zehn verschiedene Produkte zu zeigen. Puppenhaus, Auto, Fußball, Fahrrad und und und. Ich weiß noch, dass meine Eltern mir sagten, ich solle mich für ein Geschenk entscheiden, denn der Weihnachtsmann hätte nicht genug Geld für alle und andere Kinder wollen ja auch noch etwas haben. Ich habe das problemlos akzeptiert und war damit zufrieden und so blieben immer Wünsche für weitere Feste offen. 

Weihnachten heute 

Wenn ich jetzt gefragt werde, was ich mir zu Weihnachten wünsche, dann stehe ich immer ein wenig ratlos da. Schulterzucken, schief lächeln und dabei mehr fragen, als sagen: "Geld, vielleicht?" So komisch es klingen mag, aber manchmal wünsche ich mich wehmütig in die Zeit zurück, wo ich noch Wünsche hatte und nicht von allem genug besaß. Und wo ich mir nicht jeden Traum selbst erfüllt habe. Unsere Welt hat sich so stark entwickelt, dass es alles, was früher unerreichbar und Mangelware war, nun im Überfluss gibt und wir derer überdrüssig geworden sind. Meine Oma erzählte mir einst, dass sie sich in meinem Alter noch Geschirrtücher gewünscht hat, weil es früher selten welche gab. Und heute? Heute würde ich für diesen Wunsch ausgelacht und in den letzten Laden geschickt werden. "Das kannst du dir ja selber kaufen", höre ich oft, aber wenn ich mir solche Kleinigkeiten nicht mehr wünschen kann, weil sie nicht groß, exklusiv und teuer genug sind, was will ich denn sonst?

Alles im Überfluss

Nüchtern betrachtet habe ich alles, was ich brauche. Ich habe ein Dach über dem Kopf, Essen, Kleidung und eine Familie. Der Rest sind Luxusartikel, die ich mir von meinem Gehalt gegönnt habe. Kleine Geschenke an mich selbst. Aber ich habe mir davon so viele gemacht, dass ich keinen Gefallen mehr daran finde. Es ist zum Alltag geworden und keine Besonderheit mehr. Und weil ich mir kaufe, was ich brauche und eigentlich viel zu viel habe und die Hälfte davon seit einem Jahr nicht mal mehr angesehen habe, ist es mir überdrüssig geworden. Ich versuche seitdem, mich ein bisschen zu besinnen. Ich überlege jetzt länger, ob ich das wirklich brauche oder ob es mir nur für den Moment gefällt. Ich wünsche mir kein Geld und keine Gutscheine mehr, damit ich nicht in alte Muster zurückfalle und etwas kaufe, dass ich nur in diesem Moment und in meinem ganzen weiteren Leben dann nie wieder brauchen werde. Ich schätze jetzt die andere Art von Geschenken.

Die neue Art zu schenken

Ich liebe es, wenn meine Mutter mir Hausschuhe gehäkelt hat oder meine Schwester sich tagelang Zeit genommen hat, um für meinen Geburtstag etwas zu basteln. Ich finde die Idee ganz toll, sich zu Weihnachten keinen modernen Fernseher zu wünschen, sondern seine Freundin stattdessen ins Kino einzuladen. Ich würde jubelnd aufspringen, wenn mich jemand anruft und sagt, ich solle mir aussuchen, wohin wir einen Ausflug machen wollen und es gleich als mein Geschenk ansehen. Die Gesellschaft ist schnelllebig geworden und wir halten viel zu wenig inne, um durchzuatmen und die Augenblicke zu genießen. Wenn ich mir Geld wünsche oder selbst einen Gutschein verschenke, dann nur, um schnell damit fertig zu sein. Keiner muss sich für den anderen bemühen. Keiner braucht sich Zeit nehmen, die er nicht hat. Ich habe beschlossen, es dieses Jahr besser zu machen, auch wenn das bedeutet, dass ich schon jetzt die ersten Ideen für Geschenke gesammelt habe und fleißig am Organisieren, Planen und Basteln bin. Ich möchte mich wieder an den kleinen Dingen erfreuen können, wie die Walnüsse, die früher an Nikolaus in meinen Schuhen steckten oder an einem süßen Post-it, das auf meinem Terminkalender klebte und mir signalisierte, dass sich jemand die Zeit genommen hat, an mich zu denken.

Fazit 


Wir alle haben Menschen, die uns wichtig sind und denen wir mit Geschenken unsere Liebe und Anerkennung beweisen wollen. Aber am Ende kommt es nicht darauf an, wie groß das Geschenk ist oder wie teuer es war, denn wir können Menschen am besten zeigen, wie viel sie uns bedeuten, wenn wir uns Zeit nehmen. Darin liegt auch der Schlüssel für den Weihnachtszauber. Ich kann mich nicht an die Geschenke erinnern, die ich letztes Jahr bekommen habe, aber dafür an das Festmahl, unsere Albernheiten und den Spaß, den wir zusammen hatten. Und vielleicht wird unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht ein wenig besser, wenn wir uns alle auf die Menschen konzentrieren, die wir lieben, anstatt auf den Beweis dafür.