Gelenau. Es gibt zum Beispiel die Hochschulstadt Mittweida sowie die Motorradstadt Zschopau. Und geht es nach dem 1. Gelenauer Carnevalsclub, dann gibt es bald auch die Backsgemeinde Gelenau. "Die Aufgabe des Bürgermeisters ist es, bis zum Aschermittwoch alle Ortseingangsschilder so zu gestalten", teilte der Vereinsvorsitzende Yannic Cyffka am vergangenen Wochenende bei der Rathauserstürmung mit. Zeit genug für die bürokratischen Anträge bei den Behörden habe Amtsinhaber Knut Schreiter ja, da er seine Regentschaft für die "fünfte Jahreszeit" an die Karnevalisten abgegeben habe. Die Saison steht übrigens unter dem Motto: "Der 1. GCC in Tracht - Hüttengaudi bis es kracht".

Kartoffelgericht im Fokus

Tatsächlich überließ das Gemeindeoberhaupt den großen symbolischen Schlüssel kampflos seinen Besuchern, von denen so mancher in Anspielung auf den bayrischen Hüttengaudi alte Skier mitgebracht hatte. Die Aufgabe mit dem Ortstitel wird allerdings schwer. "Ein Edding reicht da nicht, es soll dauerhaft sein", betonte GCC-Vorstandsmitglied Christian Schiller und erklärte zugleich, was ein Backs überhaupt ist: Eine Art Klitscher, der allerdings nicht aus rohen, sondern gekochten, geriebenen Kartoffeln mit viel Butter in der Pfanne zubereitet wird: "Im Erzgebirge wird das oft Raachermaad genannt, nur in Gelenau heißt es Backs." Jene Bezeichnung könnte auch auf einem Autobahn-Hinweis angebracht werden. Sollte der Bürgermeister aber keine offiziellen Schilder hinbekommen, muss er alle 85 Vereinsmitglieder des 1. GCC zum Backsessen einladen, so der Wetteinsatz.

Pause macht sich bemerkbar

"Wir werden es versuchen", kündigte Schreiter an, der noch eine weitere Aufgabe zu meistern hatte. Wie beim Hüttengaudi üblich, sollte er mit dem Bierfassanstich die Party vor dem Kappenball eröffnen, doch dies gelang erst nach geschätzten 127 Schlägen. Der guten Laune tat dies keinen Abbruch, denn allen Beteiligten war nach zweijähriger Corona-Pause die große Freude anzumerken, dass die Karnevalisten endlich wieder durchs Dorf zogen. Der Festumzug lockte ebenso viele Zuschauer an wie die Rathauserstürmung, bei dem die Karnevalisten beinahe das Wichtigste vergessen hätten. Erst im letzten Moment fiel ihnen ein, dass das Prinzenpaar Tanja I. und Robby I. Schmidt dem Bürgermeister ja noch den Schlüssel abnehmen musste. "Bei so einer langen Pause kommt man eben doch etwas aus der Übung", so Christian Schiller schmunzelnd. Wie viele ist er gespannt, ob Gelenau in seinem Jubiläumsjahr - vom 23. Juni bis 2. Juli 2023 wird das 750-jährige Bestehen gefeiert - tatsächlich zur Backsgemeinde wird.