Gelenau/Venusberg. Bereits seit 2007 gibt es anlässlich des jüdisch-israelischen Holocaustgedenktages an verschiedenen historischen Orten den Marsch des Lebens.

 

Gedenkaktion für Holocaust-Opfer

Auf Initiative von Jobst und Charlotte Bittner wird damit an die Opfer des Holocaust erinnert, weshalb die Aktionen meist dort stattfinden, wo sich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Schreckliches ereignete. Mittlerweile hat sich die Bewegung auf mehr als 20 Länder ausgeweitet. Immer wieder kommen neue Veranstaltungen dazu - so wie die am ehemaligen KZ-Außenlager im erzgebirgischen Venusberg, wo 1945 etwa 1000 jüdische Frauen zur Zwangsarbeit gezwungen wurden.

 

Zwangsarbeit in Rüstungsfabrik

"Wir sollten versuchen uns vorzustellen, wie es den Frauen ging", sagt Monika Meyer. Die 61-jährige Thumerin ist die Initiatorin der Aktion im Erzgebirge - und begann dem Marsch des Lebens dort, wo im Januar 1945 auch die jüdischen Frauen angekommen waren: dem alten Bahnhof in Gelenau. Ihr Weg zum Außenlager wurde nun noch einmal beschritten. "Sie waren unterernährt, entkräftet und von der Typhus-Epidemie bedroht", so Monika Meyer. Viele starben. Und die, die sich noch bewegen konnten, sollten in der zur Rüstungsfabrik umfunktionierten Spinnerei anpacken.

 

Das Schweigen brechen

Die Baracken von damals stehen nicht mehr, weshalb der Weg diesmal zum Mahnmal im Wald hinter der Spinnerei führte, wo an die gestorbenen Frauen erinnert wird. "Das gleichgültige Schweigen hat das alles erst möglich gemacht. Darum erheben wir jetzt in Venusberg die Stimme", erläutert Monika Meyer den Hintergrund ihrer Aktion, die mit 100 Teilnehmenden größeren Anklang fand als von ihr erwartet. Auch junge Menschen waren dabei. So wie Mirjam Haas, die in Venusberg aufgewachsen ist. Vom KZ-Außenlager habe sie lange nichts gewusst. Aber als sie davon erfuhr, ließ sie das Thema nicht mehr los.

 

Versöhnung als wichtiges Anliegen

"Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto mehr habe ich verstanden, wie grausam es war", sagt die heutige Leipzigerin. Sie nimmt deshalb schon seit einigen Jahren an Märschen des Lebens teil. Die Aktion in der Heimat nahm sie zum Anlass, um um Vergebung zu bitten. "Ich möchte mein Schweigen brechen und mich dafür entschuldigen", so die 29-Jährige bei der abschließenden Kundgebung am Mahnmal. Sie sprach damit auch Monika Meyer aus dem Herzen. Erinnern, Versöhnen und Zeichen setzen gegen den modernen Antisemitismus - dies sind die Ziele beim Marsch des Lebens, den es auch in Venusberg in Zukunft wieder geben soll.