Der bereits bestehende Mangel an Arztpraxen könnte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Denn die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Sachsen stehen unter einem enormen Kostendruck. Steigende Praxis-, Personal- und Investitionskosten machen den Betrieb einer Praxis immer unrentabler. Eine Inflationsrate von aktuell mehr als sechs Prozent lässt deren Ausgaben massiv in die Höhe schnellen, informiert die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen. Eine ausreichende Gegenfinanzierung sei wegen der gedeckelten Arzthonorare kaum noch möglich.

Krankenhäuser sind attraktivere Arbeitgeber

"Die Praxen können die gestiegenen Kosten nicht über höhere Preise ausgleichen, sondern müssen sie aus der eigenen Tasche bezahlen. Die Einnahmen können immer weniger auch nur die notwendigsten Ausgaben decken", macht Klaus Heckemann, Vorstand der KV Sachsen, deutlich. "Die Stimmung bei Ärztinnen und Ärzten sowie Praxispersonal ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Für junge Medizinerinnen und Mediziner wird die ambulante Versorgung zunehmend unattraktiver. Medizinische Fachangestellte verlassen die Praxen in Richtung Krankenhäuser, weil sie dort besser verdienen. Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen müssen jetzt dringend handeln, da sonst eine flächendeckende ambulante Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann", so Heckemann weiter.

Vereinigung nimmt Krankenkassen in die Pflicht

Im August stehen Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Krankenkassen an. Dann müsse aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine deutliche Steigerung des Orientierungswertes und damit der Preise für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen erzielt werden. Laut KV-Vorstand muss Schluss sein mit den "ritualisierten Nullrunden-Forderungen der Krankenkassen". Durch die geringen Steigerungsraten in der Vergangenheit verschärfe sich außerdem das Ungleichgewicht zwischen den Gehaltssteigerungen eines Oberarztes am Krankenhaus und den Arztlöhnen in der Niederlassung. Sollten die Krankenkassen nicht bereit sein, ausreichend Geld für die ambulante Versorgung zur Verfügung zu stellen, werde sich die schwierige wirtschaftliche Lage der Praxen weiter verschlechtern. Dann sei letztlich zu überlegen, wie das Leistungsangebot für die Versicherten dem finanziellen Rahmen anzupassen ist.