Leipzig. Tausende LeipzigerInnen wurden zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt, deportiert und ermordet. Seit 2006 werden in der Messestadt zum Gedenken sogenannte Stolpersteine vor ehemaligen Wohnhäusern der Opfer in Gehwege eingefügt.

Am gestrigen Dienstag ließ die `Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine in Leipzig` nach dem Leitsatz: "Es waren unsere Nachbarn", weitere Erinnerungsmale verlegen. Die erste Station war die Naunhofer Straße 57 in Leipzig- Stötteritz.

Hier ging es um eine Umverlegung. Eine Weile nämlich lagen die Stolpersteine der am 10. Mai 1942 nach Belzyce in Polen deportierten Eheleute Edith Minna (geb. 1902) und Max Bergmann (geb. 1881) im Gehweg der Hausnummer 33 eingebettet. - Ein Irrtum, wie es jüngst die beiden Anwohner Sebastian Schmideler ( 41) und Heidi Nenoff (59) herausfanden. Sie brachten letztlich den "Stein ins Rollen".

Umverlegung: "Reiner Zufall"

"Es war reiner Zufall", berichtete Schmideler und sagte: "Wir wollten von der Südvorstadt nach Stötteritz umziehen und blätterten in digitalen Adressbüchern." Dabei, so schilderte der 41jährige, sei ihnen aufgefallen, dass besagte Familie Bergmann überhaupt nicht an ihrem künftigen Domizil, der Naunhofer Straße 33, aufgelistet war. " Der Grund: 1938 hatte es seinen Recherchen nach eine Kataster-Umnummerierung gegeben. So ist aktuell die Naunhofer Straße 57 die wirkliche, ehemalige Hausnummer 33!

Laut dem Geschichtskenner Dr. Konrad Arndt war Max Bergmann Inhaber des einzigen Kaufhauses in Stötteritz, gelegen an der Weißestraße 22. Familie Bermannn besaß ferner in der Lilienstraße 21 ein großes Wohn- und Gewerbegrundstück. Bei der systematischen Enteignung jüdischen Eigentums wurden Fabrik und Kaufhaus der Bergmanns dann aber zwangsversteigert.

Die Spur verliert sich in Polen

Anläßlich der Progromnacht wurde Max Bergmann am 10. November 1938 verhaftet. Weitere Recherchen von Dr. Arndt lauten: "Unter der Zusicherung, Deutschland zu verlassen oder auf ihren gesamten Besitz zu verzichten, wurden die Gefangenen wieder entlassen." Entsprechende Ausreisebemühungen der Bergmanns scheiterten tragischerweise. Schließlich mußten die Eheleute gedemütigt in ein sogenanntes "Judenhaus" ziehen. Seit ihrer Deportation nach Belzyce verliert sich dann jegliche Spur.

Die Stolpersteinverlegung in Stötteritz umrahmte würdevoll das Musikerduo Veronika Petzold und Heiko Guter von der "Werkskapelle" in Naunhof. Mitglieder des Stötteritzer Bürgervereins waren präsent. Als weitere Stationen standen später etwa die Chopinstraße, die Fockestraße oder die Karl-Liebknechtsstraße auf dem Plan.