Sachsen. Im Online-Gespräch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen erwähnte Regina Krause-Döring am Montagabend fast am Rande eine Infektion mit der neuen Omikron-Variante. Die Leiterin des Leipziger Gesundheitsamtes habe soeben die Bestätigung erhalten, dass die erstmals in Südafrika aufgetretene Corona-Variante bei einem 39-jährigen Patienten nachgewiesen wurde. Besorgniserregend sei, dass sich der Patient zuvor weder im Ausland aufgehalten, noch Kontakt zu Reisenden gehabt habe. Die Amtsleiterin räumte zudem ein, dass in den sächsischen Gesundheitsämtern eine lückenlose Kontaktnachverfolgung - trotz Bundeswehr-Unterstützung - nicht mehr möglich sei. "Wir gehen deshalb von einer deutlich höheren Inzidenz aus", so Krause-Döring. Seit Mitte November habe man zudem die zeitintensive Nachverfolgung per Telefon eingestellt. Seitdem würden Quarantäneanweisungen nur noch auf dem Postweg übermittelt.

Zwischenstand nach Teil-Lockdown

"Es ist nicht die Zeit für Schlupflöcher", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Online-Gespräch zum "Wellenbrecher-Zwischenstand". Er habe kein Verständnis dafür, jetzt Wege zu suchen, um Maßnahmen zu umgehen. Vielmehr seien jetzt "Verzicht, Verantwortung und Vertrauen" gefragt. Wie wichtig jetzt Kontaktbeschränkungen sind, untermauerte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping mit den aktuellen Zahlen: Am Montag, 29. Dezember, betrug die 7-Tage-Inzidenz in Sachsen 1.284 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. 2.646 Covid-Patienten wurden Anfang der Woche in den Krankenhäusern behandelt, 567 davon lagen auf den Intensivstationen. Vergangene Woche mussten bereits 13 Patienten in andere Bundesländer ausgeflogen werden. 20 Patienten pro Woche seien für die nächste Zeit bereits angemeldet.

In 14 Tagen bis zu 300 Intensivbetten zu wenig

Michael Albrecht, medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums, könne noch nicht abschätzen, ob die aktuellen Maßnahmen die vierte Corona-Welle brechen werden. "Im Moment ist keine Abnahme der Intensivpatienten sichtbar." Laut aktuellen Berechnungen gehe man sogar davon aus, dass in 14 Tagen allein in Sachsen 800 Menschen intensivmedizinisch behandelt werden müssen. "Dann fehlen uns 250 bis 300 Intensivbetten in den Kliniken", so Albrecht. Das Personal sei erschöpft und demotiviert, fasste der Mediziner die Lage zusammen. "Wir kämpfen jeden Tag darum, die aktuelle Auslastung aufrecht zu erhalten. Uns fehlt es aber an hochspezialisierten Kräften für die Intensivstationen."