Ein sonniger Tag im Park oder Café - und auf einmal ist da dieser Schmerz: Eine Wespe oder Biene hat zugestochen. Das tut weh, ist aber meist harmlos.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie sich vor Biene und Wespe schützen können - und was die Folgen eines Stichs abmildert.

Warum stechen Bienen und Wespen uns überhaupt?

Sie ahnen es wahrscheinlich: Die Tiere meinen das nicht böse.

"Grundsätzlich ist das primär ein Instrument der Selbstverteidigung und der Nestverteidigung", sagt Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu) Berlin. "Häufig geht diesen Stichen etwas voraus, zum Beispiel, dass Tiere gedrückt oder gequetscht werden."

Von aggressivem Verhalten will die Biologin deshalb nicht sprechen. Wespen werden allerdings manchmal richtig aufdringlich.

Aus zwei Gründen:

1. Während Bienen Vegetarier sind und Pollen und Nektar sammeln, füttern Wespen ihre Larven mit Proteinen. "Dafür werden üblicherweise Insekten erbeutet", sagt von Orlow.

Doch wenn ein Wespenvolk eine gewisse Größe überschreitet, werden die Tiere mutiger. "Um noch mehr Eiweiß heranzuholen, trauen sie sich dann auch an eigentlich gefährliche Orte, nämlich zum Beispiel auf die Teller."

2. Wespen mögen Süßes. "Die erwachsenen Tiere brauchen Zucker als Treibstoff. Und da ist unser Tisch natürlich reich gedeckt."

Wie schütze ich mich vor Wespen am Tisch?

Wie penetrant Wespen bei der Nahrungssuche vorgehen, hängt auch von der Jahreszeit ab. Im Spätsommer nerven Wespen besonders.

"Im September sind die Wespennester am größten", sagt von Orlow. Die Insekten haben viel Bedarf. "Da haben Sie tatsächlich diesen ungünstigen Mix, dass die Tiere wirklich reizbar sind."

So lassen sich Wespen vom Tisch fernhalten:

  • Einnetzen: Fliegengitter an den Fenstern halten Wespen draußen. Das hilft natürlich nur, wenn Sie drinnen essen.
  • Müll abdecken: Wespen bedienen sich gerne an unseren Abfällen. Melanie von Orlow rät: "Lieber einen Mülleimer mit Deckel wählen, der dann auch verschlossen wird. Und Kompost immer schön abdecken, etwa mit ein paar Laden Sand drüber."

Außerdem: Fallobst regelmäßig aufsammeln. Werden die Tiere erst einmal angelockt, ist es nicht mehr weit bis zum gedeckten Tisch.

  • Leeres Wasserglas über die Wespe stülpen: Das soll vor allem verhindern, dass ein einzelnes Insekt weitere Tiere anlockt.

"Sie gehen sonst nach Hause, bringen Futter und Geruchsproben mit", erklärt von Orlow. "Daher sollte man solche frühen Kontaktketten zeitig unterbinden." Die Wespe nach dem Essen aber wieder freilassen.

  • Auf Ablenkungshappen verzichten: Melanie von Orlow rät davon ab, den Wespen fernab vom Tisch Leckereien hinzustellen. Was als Ablenkung gedacht sei, locke eher noch mehr Tiere an.

Wie gefährlich sind Bienen- und Wespenstiche?

Wer von einer Biene oder Wespe gestochen wird, merkt das meist sofort: Der Stich verursacht Schmerzen. Die Einstichstelle wird rot, kann anschwellen und jucken.

Schuld ist das Gift, das die Insekten in den Körper abgeben. Es besteht aus einem Mix verschiedener Eiweiße, Aminosäuren und Enzyme.

Unser Körper reagiert darauf, indem er Histamin ausschüttet, erklärt Nicola Wagner, Dermatologin am Allergiezentrum des Uniklinikums Erlangen. "Histamin ist ein Botenstoff, der Juckreiz vermittelt und die Gefäße weit macht."

Im Normalfall wird die Rötung oder Schwellung an der Stichstelle nicht größer als zehn Zentimeter und klingt nach einem Tag ab.

Übrigens: Erst sehr viele Stiche auf einmal können für einen Erwachsenen ohne Insektenstichallergie gefährlich werden, so Wagner. Wo genau die Grenze liege, lasse sich aber schwer definieren.

Schon gewusst? Hornissenstiche sind besonders schmerzhaft. Der Stachel der Hornisse ist länger und kann tiefer in die Haut eindringen. Der Stich ist aber nicht gefährlicher. "Das Gift bei Honigbienen ist etwa zehn Mal stärker als Hornissengift", sagt Biologin Melanie von Orlow.

Wann sollte ich nach einem Stich den Notarzt rufen?

1. Stiche in den Mund

"Wenn die Wespe in den Mund gelangt und dort zusticht, schwillt die Schleimhaut an", sagt Prof. Thomas Fuchs von der Universitätsmedizin Göttingen. Besonders im Rachen könnten Schwellungen der Schleimhäute nach Stichen zu Atemnot führen.

Mediziner können dem beispielsweise mit Cortison entgegenwirken. Bis ein Notarzt eintrifft, am besten Eiswürfel lutschen.

2. Stiche bei einer Insektengiftallergie

Besonders gefährlich ist ein Bienen- oder Wespenstich für Menschen mit Insektengiftallergie. Laut Allergieinformationsdienst des Münchener Helmholtz-Zentrums kommt es bei bis zu fünf Prozent aller Erwachsenen nach einem Stich zu einer Überreaktion des Immunsystems.

"Es entstehen dann bestimmte Antikörper, die sogenannten IgE-Antikörper gegen Bienen- oder Wespengift", erklärt Fuchs. "Und dann zeigen sich über die normale Stichreaktion hinaus andere Phänomene, die den gesamten Organismus betreffen können", so der Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen.

Unbehandelt kann es in schlimmsten Fällen zu einem lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock kommen.

Gut zu wissen: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts starben im Jahr 2020 in Deutschland lediglich 18 Menschen nach einem Bienen-, Wespen oder Hornissenstich.

Wie erkenne ich eine Allergie gegen Insektenstiche?

Das lässt sich leider nicht vorher erkennen. Warnzeichen gibt es nicht, so Dermatologin Nicola Wagner. "Eine echte Allergie sieht man letztendlich in dem Moment, indem das Stichereignis auftritt."

Tipp: Achten Sie darauf, ob fernab der Stichstelle etwas passiert. Das kann ein Warnzeichen sein. "Wird jemand ins Bein gestochen, und das Auge schwillt an, dann ist das beispielsweise ein Zeichen, dass derjenige mit dem ganzen Körper reagiert."

Je nach Schweregrad der allergischen Reaktion kann es zu diesen Symptomen kommen:

  • Quaddeln, Schwellungen, Juckreiz und Rötungen fernab der Stichstelle
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Magenkrämpfe
  • laufende Nase
  • Heiserkeit
  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme
  • Herzrasen
  • Juckreiz oder Brennen an den Handinnenflächen, Fußsohlen oder im Genitalbereich
  • metallischer Geschmack auf der Zunge
  • Brennen oder Kribbeln an der Zunge oder am Gaumen
  • Schluckbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Desorientierung

Dann gilt es, sofort den Notarzt zu alarmieren. Es droht ein anaphylaktischer Schock mit Atem- und Kreislaufstillstand.

Wann erste Symptome nach einem Stich auftreten, lässt sich schwer vorhersagen. "Das kann sofort sein, also innerhalb von wenigen Sekunden", sagt Fuchs. Es könne sich aber auch langsam, aber sicher steigern. Es kann eine halbe Stunde dauern, aber auch eine Stunde.

Gut zu wissen: Wer auf Wespenstiche allergisch ist, reagiert nicht automatisch auch auf Bienenstiche - und umgekehrt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass man bei einer Bienenstichallergie auf das Gift von Hummeln allergisch reagiert. "Bienen und Hummeln sind nicht nur biologisch verwandt, sondern sie sind auch ähnlich, was die Giftzusammensetzung angeht", sagt Fuchs.

Das gelte auch für Wespen und Hornissen.

Wie finde ich den Verursacher eines Stichs heraus?

Achten Sie auf die folgenden Hinweise:

Bienen

  • Sie verlieren beim Stechen ihren Stachel. Der bleibt meist in der Haut stecken.
  • Sie fliegen vom Frühjahr bis in den Spätsommer.
  • Sie sind meist in der Nähe von Bienenstöcken und Blüten unterwegs.

Wespen

  • Der Stachel bleibt in der Regel nicht stecken.
  • Sie fliegen vor allem von Sommer bis Spätherbst.
  • Sie umschwirren oft Speisen und Abfall.

Wie können Allergiker sich schützen?

Wird eine schwere Insektengiftallergie diagnostiziert, kann ein Notfallset Schlimmeres verhindern. Darin enthalten sind etwa:

  • cortisonhaltige Zäpfchen oder Saft
  • ein Antihistaminikum
  • eine Adrenalinspritze

Um eine schwere Wespen- oder Bienengiftallergie langfristig loszuwerden oder Symptome zu mildern, kann eine sogenannte Hyposensibilisierung infrage kommen.

Dabei wird in regelmäßigen Abständen eine geringe Dosis des Insektengifts unter die Haut gespritzt. Das Immunsystem gewöhnt sich dadurch schrittweise an das Allergen.

Die Hyposensibilisierung dauert in der Regel drei bis fünf Jahre. Laut Allergieinformationsdienst ist sie bei einer Bienengiftallergie in etwa 80 Prozent der Fälle erfolgreich. Bei Wespengift liegt die Erfolgsquote sogar bei über 90 Prozent.

Wie kann man sich vor Stichen schützen?

Das sind die Tipps der Experten:

  • Ruhe bewahren: Gerät eine Biene oder Wespe ins Hosenbein oder in den Ärmel, das Tier möglichst nicht quetschen. Warten Sie ab, bis die Wespe den Weg nach draußen gefunden hat.
  • Nicht barfuß über Wiesen laufen: Im Sommer zwar schade, aber das ist ein häufiger Grund für Bienenstiche.
  • Augen auf beim Essen und Trinken: Bekommt man die Insekten in den Mund, stechen sie häufig zu. Das kann passieren, wenn sie im Getränk schwimmen und man einen tiefen Schluck nimmt.

Melanie von Orlow rät: "Aus dem Strohhalm trinken und nicht aus der Dose." Und natürlich darauf achten, dass keine Wespe auf dem Gebäck oder der Eiskugel sitzt.

  • Wespen nicht anpusten: "Haben Sie ruhig den Mut, einfach mal kurz den Arm zu schlenkern, wenn sich eine Wespe drauf setzt", so von Orlow. In der Regel fliegen die Tiere dann davon.

Nur anpusten sollten Sie Wespen nicht. "Sie blasen ihnen warme, feuchte und kohlendioxidhaltige Luft entgegen", sagt von Orlow. "Das ist die Atmosphäre, die auch in einem Wespennest entsteht, wenn die Tiere sich aufregen." Das Risiko für Stiche steigt.

  • Abstand zu Bauten und Nestern halten: Nicht nur Wespen, auch Bienen stechen, wenn sie ihren Bau bedroht sehen.

Deutliches Warnsignal: Schwirren Bienen nervös herum, signalisiert das Verteidigungsbereitschaft. Dann sollte man wildes Herumschlagen vermeiden - und besser in Deckung gehen.

Kommt man einem Wespennest zu nah, fünf Meter entfernen. "Dann brechen Wespen die Verfolgung ab", sagt von Orlow.

Wie reagiere ich am besten auf einen Stich?

Wer von einer Biene oder Wespe gestochen wurde, sollte gerade in der Nähe eines Nests erst einmal ruhig, aber zügig den Ort des Geschehens verlassen. Denn beim Stich wird ein Alarmpheromon freigesetzt, das weitere Insekten anlocken und Stiche provozieren kann.

Gut zu wissen: Im Gegensatz zu Wespen können Bienen nur einmal zustechen. Ihr Stachel bleibt durch Widerhaken in der Haut stecken - und zwar zusammen mit der Giftblase.

"Deswegen den Stachel ganz schnell rausziehen", rät der Münchner Dermatologe Christoph Liebich. "Sonst kann das Gift noch weiter in die Haut gespritzt werden."

Zum Entfernen können Sie eine scharfe Plastikkarte verwenden, etwa eine EC-Karte. Damit vorsichtig über den betroffenen Bereich schaben.

Wichtig: Die Einstichstelle nicht mit den Fingern zusammenpressen. Sonst kann weiteres Gift in die Wunde gedrückt werden.

Was hilft gegen Juckreiz und Schwellungen?

Hier kommen die besten Tipps:

1. Kühlen

"Das Wichtigste sind kühlende Maßnahmen", rät Dermatologin Nicola Wagner. Durch die Kälte schwillt die Haut weniger stark an. Schmerz und Juckreiz werden gemildert.

Wagner empfiehlt, ein Kühlpack aus dem Kühlschrank zu verwenden. "Aber nicht direkt auf die Haut legen, sondern immer mit etwas Stoff dazwischen, damit man keinen Kälteschaden provoziert."

Wer das nicht zur Hand hat, kann auch ein Leinentuch in kaltes Wasser legen und als Umschlag verwenden.

Kühlende Gels aus der Apotheke können ebenfalls Linderung verschaffen. Enthalten sie Antihistaminika, können sie gegen Juckreiz helfen. Vorsicht: Nicht alle Präparate sind für kleine Kinder geeignet. Hier sollten Sie sich in der Apotheke beraten lassen.

2. Mit Hitze gegen das Gift

Der Dermatologe Christoph Liebich empfiehlt, zum elektronischen Wärmestift zu greifen. Die Geräte sind in Apotheken erhältlich und werden auf die Stichstelle gehalten. Hier geben sie einen kurzen Hitzeimpuls von rund 50 Grad ab.

"Wenn man sie sofort auf den Stich gibt, werden die Eiweißstoffe zerstört, die für den Juckreiz, die Entzündung und die Schwellung sorgen", erklärt Liebich. Dabei folgendes beachten:

  • Laut Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie dürfen die elektronischen Stichheiler nur auf intakter Haut verwendet werden.
  • Bei Babys und Kleinkindern sollten Sie Stichheiler nur verwenden, wenn das Gerät über einen entsprechenden Modus verfügt - und die Hitze nur für wenige Sekunden abgibt.

3. Nicht kratzen

Auch wenn der Stich juckt: "Nicht kratzen", rät Liebich. Sonst kann man sich kleine Hautverletzungen zuziehen. Keime können eindringen und zu Entzündungen führen.

4. Cortison bei starken Schwellungen

Schwillt die Stichstelle stärker an, kann das an einer gesteigerten örtlichen Reaktion liegen. Der Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München rät dann zu einem entzündungshemmenden Cortisonpräparat. Das gibt es als Creme oder Gel.

In der Apotheke sind Hydrocortison-Cremes mit einem Wirkstoffgehalt bis zu 0,5 Prozent rezeptfrei erhältlich.

Bei schweren, lang anhaltenden Schwellungen rund um die Stichstelle ist allerdings ein Arztbesuch ratsam.

"Schwillt etwa das ganze Bein nach einem Stich in den Fuß an, würde man das etwa mit einer starken Cortisoncreme behandeln", so Wagner.

Handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, kann hingegen auch ein Antibiotikum notwendig werden.

Können Hummeln eigentlich auch stechen?

"Man traut es ihnen oft nicht zu", sagt Biologin Melanie von Orlow. Aber tatsächlich: Auch Hummeln können stechen.

Das sollten Sie wissen:

  • Laut Umweltbundesamt gelten Hummeln als "die friedlichsten Wehrstachelträger" unter ihren Verwandten.
  • Stiche kommen in der Regel nur dann vor, wenn die Tiere sich bedroht fühlen und gequetscht werden.
  • Befürchten Hummeln einen Angriff auf ihr Nest, legen sie sich bedrohlich brummend auf den Rücken. Anschließend kann es zu Stichattacken und sogar zu Bissen kommen.
  • Der Stachel einer Hummel hat keine Widerhaken und bleibt anders als der Bienenstachel beim Stich nicht stecken.