Berlin/Plauen. Paukenschlag in Berlin. 100 Entscheidungsträger folgten der Einladung von Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas, darunter auch Landrat Thomas Hennig. In der Vertretung des Freistaates Sachsen wurde die Bewerbung um das "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" vorgestellt. Plauen und Leipzig wollen demnach "eine ganze Region vereinen und zusammen die Zukunft gestalten", betonten die Oberbürgermeister Steffen Zenner (Plauen) und Burkhard Jung (Leipzig). Auch die Stadt Chemnitz ist als Unterstützer der Bewerbung aktiv. Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky war mit einem eigens produzierten Unterstützerfilm nach Berlin gekommen: "Als Kulturhauptstadt 2025 unterstützen wir Plauen und Leipzig, denn jetzt bewirbt sich wirklich unsere ganze Region."

Zwei Standorte und ein Zukunftszug stehen im Mittelpunkt

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung stellte mit Blick auf die Zukunft unmissverständlich klar: "Die Leuchtturmpolitik hat keine Zukunft. Wir verbinden die Abgehängten und die Leuchttürme, weil wir etwas ändern müssen." Um die Menschen überall erreichen zu können, geht von Plauen und Leipzig aus ein Zukunftszug auf die Reise. Steffen Zenner: "Der Zug steht für Wissenschaft, Kultur und Dialog. In jedem seiner Waggons werden wir den Fahrgästen ein anderes Thema näher bringen. Unser Zukunftszug fährt im Herzen Europas genau wie einst die Prager Züge in die Freiheit." Weil Sachsen als "Land der friedlichen Revolution" in die Geschichte eingegangen ist, haben sich Plauen und Leipzig als Tandem beworben. Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Transformation soll vor allem die Veränderung erlebbar machen. So steht es in der Ausschreibung des Wettbewerbes, an dem sieben Bewerberstädte teilnehmen.

Was außerhalb des Vogtlandes kaum jemand weiß...

Plauen boomte zunächst. Von 1862 (16.952 Einwohner) wuchs die Stadt in nur 50 Jahren auf 126.421 Einwohner (1912) Und dann halbierte sich die ehemalige Großstadt, in der heute 64.014 Menschen leben. Als Stadt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen "Eisernen Vorhang" wurde Plauen zu DDR-Zeiten stiefmütterlich behandelt. Die Spitzenstadt blutete aus, war marode, doch zugleich war Plauen auch die erste Stadt der politischen Wende. Baulich ist Plauen nach dem Fall der Mauer zu einer Perle geworden. "Deshalb hat Plauen im Veränderungsprozess auch ganz viel Zukunft", glaubt Burkhard Jung an Plauen als Herzstück im Vierländerverbund in der Euregio Egrensis mit Sachsen, Bayern, Thüringen und vor allem Tschechien. Der Leipziger OB Burkhard Jung sieht Plauen als Sinnbild für Schrumpfung und Wachstum. Die Spitzenstadt kann außerdem den "European Energy Award" vorweisen und hat Energie- und Klimaschutzmanagement.

 

"Wir bieten das Doppelte fürs gleiche Geld"

Leipzig ist derweil als die am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands im Veränderungsprozess auf die ganze Region angewiesen. "Und als Tandem bieten wir damit das Doppelte fürs gleiche Geld", sagt OB Steffen Zenner. Die zwei sächsischen Städte Plauen und Leipzig bewerben sich also gemeinsam als Standort für das von der Bundesregierung geplante "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation". Der Bund stellt 200 Millionen Euro für die Errichtung und dann jährlich 20 Millionen Euro für die Betreibung bereit.

Die Vorgabe des Bundes

Das Zukunftszentrum soll sich mit gesellschaftlicher Transformation und ihren weitreichenden Folgen auseinandersetzen und den Diskurs darüber intensivieren. Wissen und Erfahrungen über die Umbrüche seit 1989 sollen sichtbar und erlebbar gemacht werden und die repräsentative Demokratie und den Zusammenhalt in Europa stärken. Dem Städtetandem Leipzig und Plauen kommt bei der Bewerbung eine besondere Symbolkraft zu: Leipzig und Plauen waren die Orte, in denen erste Massendemonstrationen im Oktober 1989 die Friedliche Revolution in der DDR auslösten. Damit wirkten sie als Impulsgeber für die folgenden, oftmals schmerzhaften Transformationsprozesse, die noch heute andauern und nachwirken.

100 wichtige Persönlichkeiten sind sich einig

Die internationale Metropole Leipzig und die Mittelstadt Plauen mit starkem Bezug in den ländlichen Raum bringen gemeinsam ein einzigartiges Spektrum von Umbruchserfahrungen in die Bewerbung ein. Und mit dem "Zukunftszug" soll das Zukunftszentrum auf Schienen zu den Menschen gebracht werden, mit Ausstellungen, Begegnungsräumen und Raum für Wissenschaft. Das macht neugierig und wird viele Interessierte im Umkehrschluss in die Zukunftszentren nach Plauen und Leipzig locken. Über den Stand der Bewerbung, Ideen und Perspektiven eines solchen Zukunftszentrums diskutierten 100 wichtige Persönlichkeiten zum Parlamentarischen Abend. In der Bundeshauptstadt Berlin waren sich die Gäste in der Vertretung des Freistaates Sachsen einig: "Das Zukunfstzentrum gehört nach Plauen und Leipzig." Zu Wort kamen unter anderem auch Zeitzeuge Detlef Braun (Plauen) und Bürgerrechtler/Journalist Siegbert Schefke.