Der SV 04 Oberlosa hat es im elften Anlauf endlich geschafft. Dem Aufsteiger aus dem Vogtland gelang der erste Sieg in der 3. Handball-Bundesliga. Die Spitzenstädter gewannen am Samstagabend ihr Auswärtsspiel bei Handball Hannover-Burgwedel mit 26:25 (14:14). Aus Hannover meldete sich SV-Pressesprecher Rico Michel zurück. Als "essentiell wichtiges Heimspiel" hatten die Gastgeber nach seinen Worten die Partie gegen Plauen im Vorfeld bezeichnet. Entsprechend druckvoll begannen die Hausherren und gingen durch ihren starken Linksaußen Julius Hinz mit 2:0 in Führung. Die 04er überzeugten zu Beginn aber mit einer starken Abwehr und drehten die Partie durch Tore von Ivo Kucharik, Dziugas Jusys und Ladislav Brykner zur eigenen 3:2-Führung.

Louis Hertel knallte nach einem harten Foul auf den Rücken...

Ladislav Brykner hatte sich am Freitag fit gemeldet, hingegen musste Jan Skalda am Spieltag mit einer fiebrigen Erkältung passen. Als Louis Hertel beim Stand von 5:4 für Oberlosa nach einem harten Foul auf den Rücken knallte, ging dem ohnehin arg dezimierten Kader der Schwarz-Gelben zunächst eine weitere Alternative im Rückraum verloren. Dennoch bestimmten die Spitzenstädter über weite Strecken der ersten Hälfte die Partie. Über die Stationen 9:7 und 11:9 lagen die Plauener stets in Führung. Insbesondere den bis dato besten Werfer der Hausherren, Marc Godon, hatte die SV-Defensive gut im Griff. "Das war ein Schlüssel zum Erfolg", freute sich Trainer Petr Hazl später in der Analyse über die taktische Disziplin seiner Schützlinge. Da sich auf der Gegenseite Torhüter Dominic Olms in starker Verfassung präsentierte, glichen die Norddeutschen jedoch per Strafwurf durch Spielertrainer Marius Kastening wieder zum 12:12 aus.

Comeback für Philip Trommer-Ernst nach achtmonatiger Verletzungspause

Zwischenzeitlich feierte auf Seiten der Schwarz-Gelben nach 8 Monaten Verletzungspause (Achillessehnenriss) Philip Trommer-Ernst mit einigen Minuten Einsatzzeit sein Comeback. Mit einem leistungsgerechten 14:14-Unentschieden ging es schließlich in die Halbzeitpause. Nach dem Wiederanpfiff taten sich beide Angriffsreihen schwer. Die jeweiligen Abwehrformationen hatten ihre Schlüsse aus den ersten 30 Minuten gezogen und zeigten sich äußerst kompakt. Nun legten die Niedersachsen meist vor und Oberlosa zog beständig nach. Der überragende Ivo Kucharik brachte die 04er beim 21:20 wieder in Führung. Mittlerweile war Louis Hertel wieder auf das Spielfeld zurückgekehrt und er traf wenig später zum 23:22 für Oberlosa. Zwei Treffer durch Kastening für Burgwedel und ein feines Tor durch Sebastian Naumann für die Spitzenstädter ließen zu Beginn der Crunch-Time ein 24:24-Remis von der Anzeigetafel leuchten.

Es war ein Herzschlagfinale

Erneut traf Louis Hertel zum 25:24 für Oberlosa und nach einer Parade von Benas Vaicekauskas erhöhte Ladislav Brykner trotz Unterzahl zum 26:24 für die Schwarz-Gelben. Lennart Koch traf für Burgwedel zum erneuten Anschluss, dann leistete sich Oberlosa einen Ballverlust. In den letzten Sekunden stemmten sich die 04er in der Abwehr aber gegen die Überzahl der Hausherren und Benas Vaicekauskas parierte den letzten Wurf der Hannoveraner. Der Schlusspfiff ging im grenzenlosen schwarz-gelben Jubel unter. Denn mit diesem ersten Drittligasieg in der Vereinsgeschichte stellten die 04er (3:19 Punkte) in der Tabelle den Anschluss an die davor platzierten Teams aus Burgwedel (4:18) und vom HSV Hannover (5:15) her.

Oberlosa hat noch lange nicht aufgegeben

Neun Spiele, neun Niederlagen. Nach dieser anfänglichen Null-Punkte-Bilanz schien das Schicksal der Plauener besiegelt. Denn aus der Zwölferstaffel nehmen die Teilnehmer der Abstiegsrunde die Punkte aus den direkten Vergleichen mit in die Playdowns. Nach dem 24:24-Unentschieden letzte Woche gegen Northeim keimte endlich wieder Hoffnung. "Endlich! Wir waren jetzt schon ein paar Mal nahe dran am ersten Sieg, heute hat es endlich gereicht", ballte Trainer Petr Hazl nach dem Abpfiff die Fäuste. In der Analyse gab der Cheftrainer später zu Protokoll: "In erster Linie freut es mich für meine Mannschaft. Ladi Brykner hat gestern Abend das einzige Mal in dieser Woche trainiert, Jan Skalda fiel noch kurzfristig aus. Umso wichtiger war es, dass Louis Hertel auf die Zähne gebissen hat. Die Jungs haben sich gegen alle Widerstände behauptet und alles gegeben. Wir haben unsere Fehlerquote im Angriff reduziert, dadurch kam Burgwedel nicht ins Konterspiel", freute sich der Coach mit seinem Team. Am Einstieg zum Teambus gab Petr Hazl den Befehl zur Sitzplatzparty: "Meine Mannschaft hat gekämpft bis zum Umfallen und sich diesen Sieg redlich verdient. Jetzt dürfen die Jungs den Sieg auch mal genießen." Es folgte eine lange und dennoch kurzweilige Rückfahrt ins Vogtland.

Faninfo: Ab jetzt Geisterspiele in der 3. Liga

Nach Lage der Dinge trägt der SV 04 Oberlosa die nächsten Spiele ohne Zuschauer aus. Ob jedoch die nächste Begegnung zwischen Burgenland und den Plauenern am kommenden Samstag, 19.30 Uhr, stattfinden kann, ist fraglich. Im Team der Burgenländer ist von einigen Coronafällen die Rede. Das nächste Heimspiel bestreitet der SV 04 Oberlosa dann am 4. Dezember, 19 Uhr, gegen Eintracht Hildesheim. Am 11. Dezember, 19 Uhr, ist der SC DHfK Leipzig II in Plauen zu Gast. Die 3. Liga spielt nach aktuellem Stand trotz der zahlreichen Corona-Schutzmaßnahmen weiter, weil in der Liga zahlreiche Vereine zum Vollprofitum gezählt werden. Trotz Zuschauerverbot in der Halle kann man die Spiele aber ansehen: Sportdeutschland.tv überträgt alle Spiele kostenpflichtig via Internet.

Statistik

Oberlosa: Vaicekauskas, Raupach; Jusys (2 Tore), Wetzel (1), Märtner, Trommer-Ernst, Wokan, Brykner (4), Duschek, Hertel (3), Kolomaznik (1), Rahn (2), Kucharik (10/ davon 5 Siebenmeter), Naumann (3) - Zuschauer: 97.