Zwickau. Nachdem die diesjährige AvD-Sachsen-Rallye, trotz Höchstnoten für den Finallauf der Deutschen Rallye Meisterschaft (DRM) im Oktober letzten Jahres, im Kalender der selbigen für 2022 keine Berücksichtigung fand, sahen sich die Veranstalter gezwungen, etwas kleinere Brötchen zu backen. Nach monatelangem Kampf muss man sagen, dass die Brötchen in Sachen Prädikat und Top-Fahrer bzw. Top-Autos logischerweise tatsächlich etwas kleiner ausgefallen sind, aber am angestammten Termin nicht minder schmackhaft sein dürften.

Am Freitag und Samstag, dem 20. und 21. Mai, wird nun die 17. Ausgabe unter der Federführung des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in gewohnter Form in Zwickau, dem Zwickauer Land und dem Vogtland über die Bühne gehen. "Wir haben in diesem Jahr drei Veranstaltungen in eine integriert und nennen sie daher auch 3 in 1", sagte der Rallye-Leiter Michael Görlich bei der Pressekonferenz im Vorfeld und ging dann mit folgenden Worten ins Detail: "Wir haben dazu eine gut besetzte sogenannte National-A-Rallye, mit einer Rallye 70 und einer Rallye 35 mit 70 bzw. 35 Wertungsprüfungskilometern kombiniert, wobei die bisher separate Rallye Zwickauer Land in die AvD-Sachsen-Rallye integriert wurde. Wir haben nach dem Verlust des DRM-Prädikats lange überlegt, was wir machen können und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zwickauer Rallye ohne dem National-A-Prädikat und nicht als Zwei-Tages-Veranstaltung sowie dem Rundkurs auf der Glück-Auf-Brücke keine richtige Zwickauer Rallye ist. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei den Organisatoren und Mitorganisatoren schon einmal recht herzlich bedanken."

Staffelstab weiter gegeben

Der Startschuss für das Comeback der ehemaligen Rallye Sachsenring in und um Zwickau wurde im Jahr 2000 abgefeuert. Damals gewannen der Geschäftsführer des Fahrsicherheitszentrums Sachsenring, Ruben Zeltner, und dessen Frau Petra. Inzwischen ist das Privat- und Rallye-Paar zweifache Deutsche Rallye Meister sowie fünffache Gesamtsieger der heutigen Zwickauer Rallye.

Wie die weiteren aktuellen sächsischen DRM-Starter wurden auch sie in der vorläufigen Starterliste lange vermisst, sind nun aber dank eines glücklichen Umstands drin. Der seit dem letzten Wochenende zweifache DRM-Saisonsieger und -Tabellenleader Philip Geipel aus Plauen hatte mit einem zusätzlichen Einsatz bei der AvD-Sachsen-Rallye 2022 geliebäugelt und schon entsprechende Vorbereitungen getroffen. Um auch die finanziellen Möglichkeiten für die DRM zu bündeln, entschied er sich nun allerdings schweren Herzens gegen einen Start bei seiner Heim-Rallye, wollte aber seine bisherigen Vorleistungen nicht einfach verrauchen lassen. "Heimspiel und kein DRM-Lauf ist natürlich bitter und ein emotionaler Tiefschlag. Wir hätten uns gern im Rahmen der DRM dem Heimpublikum präsentiert. Trotzdem wollte ich die Zwickauer Rallye fahren und hatte mir schon ein Alternativ-Fahrzeug organisiert", erklärte Philip Geipel bei besagter Pressekonferenz. Allerdings hegte der Ex-Rundstrecken-Pilot ein paar Zweifel, die er so beschrieb: "Die DRM umfasst in diesem Jahr sieben Läufe, was für uns eine große Herausforderung ist, das finanziert zu bekommen. Hinzu kommt, dass es nicht viel Sinn macht, mit einem anderen Auto als in der DRM zu fahren, auf welches man nicht eingeschossen ist. Ich habe dann meinen Förderer und Lehrmeister in Sachen Rallye-Sport, Ruben Zeltner, gefragt, ob er an meiner Stelle fahren möchte und er hat spontan ja gesagt."

Wie die Jungfrau zum Kind

Die Version der Geschichte aus Sicht des Glücklichen klingt folgendermaßen: "Da bin ich jetzt wie die Jungfrau zum Kind gekommen", strahlte Ruben Zeltner und fürhte dann des Weiteren aus: "Am Dienstag läutete in aller Herrgottsfrüh, als ich gerade im Bad war, mein Telefon. Da war Philip dran und fragte, ob ich Lust hätte, bei der Sachsen-Rallye einen R5 zu fahren. Ich bin schon alle möglichen Autos und Rallye-Autos gefahren, aber noch nie so einen hochmodernen R5. Wenn, dann wollte ich das ohnehin nicht bei einem DRM-Lauf mal versuchen, sodass Philip mit seiner Frage bei mir genau den wunden Punkt getroffen hatte. Ich hatte zwar das offizielle okay von meiner Frau noch nicht, aber ich habe spontan zugesagt und bin jetzt total geflasht und total aufgeregt. Dafür bin ich Philip zutiefst dankbar, dass er das möglich gemacht hat."

Mit dem ihn anvertrauten Citroen DS3 R5 ist er natürlich sogleich in die Favoritenrolle geschlüpft.

Comeback zum beiderseitigen Nutzen

Ein Comeback feiert auch der Zwickauer Mirko Tautenhahn, der zusammen mit Uwe Flechsig in einem Opel Corsa Rally4 mit einem besonderen Hintergrund an den Start gehen wird. "Ich habe 2009 meine aktive Rallye-Karriere wegen Job und Familie gestoppt. Aber wenn man das Gen in sich trägt, will man zumindest von Zeit zu Zeit mal wieder fahren. So wurde ich 2018 schon einmal rückfällig und nun auch in diesem Jahr zur AvD-Sachsen-Rallye, denn im vorigen Jahr wurde ich von meinem Hersteller DAF beauftragt, die Kampagne 'Made for DAF' zu Rekrutierung von jungen Mechanikern zu starten", erklärt der Geschäftsführer des DAF-Centers-Stollberg. Und weiter: "Wir haben das dann auch auf LKW-Fahrer ausgeweitet, denn das deutsche Fahrpersonal reduziert sich aktuell gen Null. Gleichzeitig wollte ich die Sachsen-Rallye unterstützen und mit uns zusammen arbeitenden Unternehmen das Thema Rallye-Sport näher bringen. Um sie noch besser teilhaben zu lassen, habe ich mich zu einem erneuten Start entschlossen und die entsprechenden Leute eingeladen."

Volles Programm

Gemäß der nach Plan laufenden Vorbereitungen wird am 20. und 21. Mai immerhin die stattliche Gesamtzahl 65 Rallye-Boliden bei der AvD-Sachsen-Rallye 2022 am Start sein. In der National A sind es am Freitagabend und am kompletten Samstag 36, am Samstag ab Mittag 24 in der Rallye 70 und nur am Freitagabend acht im Rahmen der Rallye 35, von denen drei zusätzlich am Samstag das R70-Feld vergrößern.

Der Start erfolgt am Freitag 16:30 Uhr auf dem Kornmarkt Zwickau, von wo aus es auf die je zwei Mal zu befahrenden Wertungsprüfungen "Hirschfeld" (ab 17:08 bzw. 19:47 Uhr) und "Glück-Auf-Brücke" (17:53 und 20:32 Uhr) geht. Zwischen den beiden WP auf der Glück-Auf-Brücke sorgt ein Rahmenprogramm mit historischen Rallye-Fahrzeugen für Abwechslung.

Am Samstag ist die erste Zeitenjagd ab 8:34 Uhr in Stangengrün angesetzt. Auf den weiteren ebenfalls je zwei Mal befahrenen WP "Fraureuth", "Rosenbach" und "Pöhl" geht es praktisch den ganzen Tag rund. Zur Zieleinfahrt werden die Teilnehmer dann ab 18:19 Uhr wiederum auf dem Zwickauer Kornmarkt erwartet.

Weitere Infos unter www.avd-sachsen-rallye.de.