Hohenstein-Ernstthal. Die DTM kehrt an den Sachsenring zurück, wenngleich über einen großen Umweg und in völlig abgewandelter Art und Weise. Nachdem der ADAC Ende letzter Woche die Markenrechte an der kränkelnden DTM erworben hat, präsentierte der deutsche Autofahrer- und Mobilitätsclub heute Details sowie den Terminkalender für die kommende Saison. Und dieser sieht den Sachsenring als sechstes von acht Saisonrennen der Pseudo-DTM vor.

 

Mogelpackung mit drei Buchstaben

 

Von 1984 bis 1996 wurde diese als Deutsche Tourenwagen Meisterschaft und ab 2020 als Deutsche Tourenwagen Masters ausgetragen. Nachdem die selbsternannten deutschen Premium-Hersteller Mercedes, Audi und BMW der Reihe nach den Stecker an der deutschen Tourenwagenserie zogen, die sie selbst mit unanständigen Budgets und überteuerten High-End-Boliden zum zweiten Mal zu Grunde richteten, stellte der neue DTM-Inhaber Gerhard Berger diese ab 2021 als direkte Konkurrenz zum ADAC GT Masters ebenfalls auf GT3-Fahrzeuge um. Ein Irrweg, wie sich nun herausstellte, denn auch eine ehemalige Auto-Nation wie Deutschland verträgt auf Dauer keine zwei relativ ähnliche Rennserien, um auch noch um die gleichen Zuschauer zu buhlen. Allerdings war mit dem altbekannten Kürzel DTM sehr wohl eine recht gute Augenwischerei zu betreiben. Sei's drum.Ob sich die (GT3-)DTM nun unter der Obhut des ADAC zu neuen Höhenflügen aufschwingen kann, wird sich zeigen. Fakt ist, dass diese die neue Top-Rennklasse des ADAC sein wird und man das ADAC GT Masters ins zweite Glied rückt.

 

Es kann nur einen geben

 

So drastisch drückte das der ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser bei der heutigen Pressekonferenz in München nicht aus, sondern lobte: "Mit der Übernahme der Markenrechte an der DTM sichert der ADAC Stabilität für den Motorsport in Deutschland. Die DTM genießt internationales Ansehen und einen über die Grenzen hinaus hervorragenden Ruf - doch das Herz der DTM schlägt in Deutschland. Uns war es ein großes Anliegen, kurz nach dem Erwerb der Markenrechte für die Teams eine Planungssicherheit zu schaffen. Wichtig war dabei, dass wir uns auf den Kernmarkt konzentrieren. Der ADAC tritt ein großes Erbe an und richtet die DTM mit ihrer länderübergreifenden Strahlkraft weiterhin als starke internationale Marke im europäischen Motorsport aus. Wir schaffen mit nachhaltigen und zukunftsorientierten Strukturen eine starke Plattform für den deutschen Motorsport."Dazu, wie es nun zur Einigung der beiden einst durch logische Grabenkämpfe verfeindeten Parteien kam, erklärt der ADAC-Motorsportchef Thomas Voss: "Voraussetzung für unsere Gespräche war die Einsicht beider Seiten, dass ein Konkurrenzkampf keinen Sinn macht. Nach losen Gesprächen im Rahmen der diesjährigen DTM am Norisring sind wir erst vor sieben Wochen in ernsthafte Verhandlungen eingestiegen und nun im Sinne des Sports zu diesem Ergebnis gekommen."

Neue Pyramide im deutschen Automobilsport

 

Konkret heißt das, dass die DTM die Spitze der Pyramide des deutschen Automobilsports bilden wird und in gewohnter Form mit einem Fahrer pro Auto, Boxenstopps, einer Renndauer von ca. eine Stunde ausgetragen wird. Mit Pirelli präsentierte man einen neuen Reifenpartner, den man aus dem ADAC GT Masters übernommen hat. Ebenso die BoP (Balance of Performance), die eine größtmögliche Chancengleichheit der verschieden Autos gewähren soll. Angestrebt werden weiterhin Live-Fernsehübertragungen im Free-TV bei einem deutschen Premiumsender, der aber noch nicht vertraglich gesichert ist. Die Verhandlungen laufen jedoch.

 

Plattformen für den Nachwuchs

 

Aus dem ADAC GT Masters, so wie es seit 2007 ausgetragen wird, ist nun die DTM-Endurance mit dem altbekannten Format (zwei Fahrer pro Auto) in der nur noch zweiten Ebene der Pyramide geworden. Dazu noch einmal Thomas Voss: "Wichtig war uns, den Teams die uns die letzten 16 Jahren die Treue gehalten haben, weiterhin eine Plattform zu bieten. Sie soll eine Nachwuchsmöglichkeit für vornehmlich deutsche GT-Fahrer darstellen, ohne dabei Abstriche an den bisherigen Teams und Fahrern zu machen. Allerdings wollen wir keine Top-Fahrer, sogenannte Platin-Fahrer. Es soll eine deutlichere Abgrenzung von der DTM geben."Die ADAC GT4 Germany (ebenfalls zwei Fahrer bzw. Fahrerinnen pro Auto) wird eine weitere Nachwuchsklasse darunter bleiben. Ihr Pendant aus der DTM, die DTM Trophy (ein Fahrer oder eine Fahrerin pro Fahrzeug), springt ersatzlos über die Klinge.Mit acht Veranstaltungen gibt es eine mehr als es in der Vergangenheit ADAC GT Masters gab, wobei man bewusst auf sinnlose weit entfernte Auslandsrennen verzichtet und sich auf Deutschland sowie zwei Rennen in angrenzenden Ländern beschränkt.

Der Terminkalender 2023 im Detail:

26.05. - 28.05.2023 Motorsport Arena Oschersleben

23.06. - 25.06.2023 Circuit Zandvoort / NED

07.07. - 09.07.2023 Norisring

04.08. - 06.08.2023 Nürburgring

18.08. - 20.08.2023 DEKRA Lausitzring

08.09. - 10.09.2023 Sachsenring

22.09. - 24.09.2023 Red Bull Ring / AUT

20.10. - 22.10.2023 Hockenheimring Baden-Württemberg