Rödlitz. Wenn Orte ihre Jubiläen feiern, ist es mit den Zahlen oftmals so eine Sache. Meist gibt es für die wirkliche Gründung keinen genauen Nachweis. Die ersten urkundlichen Erwähnungen erfolgten meist erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte nachdem die ersten Siedler kamen. So ist offenbar auch in Rödlitz, wo das 850. Jubiläum auch noch mit Verspätung gefeiert wird. Geplant war es im Jahr 2020, dann kam die Corona-Pandemie. Das Jubiläum bezieht sich auf das Jahr 1170. Damals sollen die Slawen in die Region gekommen sein und sich in den Bachtälern der Region angesiedelt haben. Der Name "Roddelicz" ist allerdings erst Mitte des 15. Jahrhunderts im Terminierbuch des Zwickauer Franziskanerkloster nachweislich zu finden. Alles was vorher war, bietet viel Raum für Forschungen und Spekulationen. "Ich weiß es nicht und wir werden es wahrscheinlich nie genau wissen", räumte Patrick Bochmann, Lichtensteiner Stadtchronist und Herausgeber der Rödlitzer Chronik, im Hinblick auf ein Gründungsjahr ein. Vielleicht seien auch zwischen 900 und 1000 schon Siedler in die Gegend gekommen. Ein alter Mooreichenstamm aus einem Rödlitzer Bauerngut führt sogar noch weiter in die Vergangenheit.

Aussagekräftiger Fund im Kirchturm

Experten haben durch die Untersuchung der Jahresringe ermittelt, dass der Stamm um das Jahr 547 vor Christus gefällt wurde. Der Rödlitzer Hobbyhistoriker Axel Höfer verweist auf eine Zahl, die in der Kirchengeschichte eine Rolle spielt und auf einem alten Dokument in der Turmkugel gefunden wurde. Dort steht, dass es 1163 bereits eine Kapelle gab. "Es ist davon auszugehen, dass zu dieser Zeit schon erste Wohnhäuser an dieser Straße zu finden waren. Da keine genaue Quelle vorhanden ist, kann die Zahl nicht sicher belegt werden", sagt Axel Höfer. Ortsvorsteher Lutz Weißpflug findet die Debatte um die Historie spannend, betonte bei der Jubiläumsveranstaltung aber etwas Wichtigeres: "Wir sind der Meinung, unser Dorf hat Zukunft", sagte Weißpflug.