Am heutigen 9. April wurde Tom Phillis 90 Jahre alt. Der Australier war beim ersten Motorrad-Weltmeisterschaftslauf auf dem Sachsenring 1961 als Honda-Werksfahrer der große Herausforderer von MZ. Das geschichtsträchtige erste WM-Rennen auf dem bereits mit Kult-Status behafteten Berg- und Tal-Kurs bei Hohenstein-Ernstthal war an jenem 30. Juli der Klasse bis 125 ccm vorbehalten. Bei diesem belegte der Mann aus "Down under" hinter dem damals noch vielumjubelten Sieger aus MZ und späteren Republik-Flüchtling Ernst Degner den zweiten Platz.

1959 hatte er sein erstes Sachsenring-Gastspiel, welches er im Rennen der 350-ccm-Klasse auf dem siebenten Rang beendete. 1961 verpasste er beim Vierfach-Honda-Sieg in der Viertelliterklasse als Vierter hinter seinen Stallgefährten Mike Hailwood, Jim Redman und Kunimitsu Takahashi das Podest nur knapp.

Gar auf der Weltbühne des Motorrad-Rennsports machte sich Tom Phillis in jenem Jahr einen Namen, indem er weinige Wochen zuvor als erster Grand-Prix-Sieger auf einer Honda und somit für einen nicht-europäischen Hersteller überhaupt in die Geschichte einging. Im gleichen Jahr wurde er auch 125er-Weltmeister, doch den Aufstieg von Honda als erfolgreichsten Hersteller in der Motorrad-WM erlebte er nicht mehr mit.

 

Von "Down under" in den "Continental Circus"

So debütierte Tom Phillis schließlich 1959 beim Ulster Grand Prix in Nordirland mit einer seiner zwei neu erworbenen und aktuellen Norton in der 350-ccm-Klasse in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Mit Platz fünf erkämpfte er sogleich seine ersten beiden WM-Punkte.

Ab 1960 war er dann ebenfalls für den aufstrebenden japanischen Hersteller Honda in den Klassen bis 125 und 250 ccm im "Continental Circus" am Start. Wiederum beim Ulster Grand Prix gelang ihm in der Viertelliterklasse mit Platz zwei (hinter Carlo Ubbiali auf einer der noch übermächtigen MV Agusta) sein erster Podestplatz. Es war seine einzige Platzierung in den WM-Punkten, die aber reichte, um in der Endabrechnung den sechsten Rang zu belegen.

Zuvor war beim Großen Preis von Deutschland auf der Solitude bei Stuttgart in der gleichen Hubraum-Kategorie mit dem Drittplatzierten Teisuke Tanaka erstmals ein Japaner und zugleich erstmals ein Honda-Fahrer zur Sieger- bzw. Platziertenehrung gerufen worden.

 

Degner oder Phillis - MZ oder Honda

Zu dieser Zeit war Tom Phillis lediglich "Privatfahrer mit Werksunterstützung", doch bald stellte ihn Honda mit dem Briten Mike Hailwood, dem Schweizer Luigi Taveri, Jim Redmann, Takahashi, Teisuke Tanaka sowie weiteren Japanern gleich.

Danach gelangen ihm noch zwei weitere Saisonsiege, einmal im französischen Clermont-Ferrand und einmal im niederländischen Assen. Dazu wurde er im belgischen Spa-Francorchamps und beim ersten WM-Lauf auf dem Sachsenring Zweiter, was ihn in der WM-Wertung gleichauf mit seinem härtesten Rivalen, Ernst Degner auf MZ, brachte.

Beim vorletzten GP des Jahre im schwedischen Kristianstad hätte die Entscheidung zugunsten eines der beiden Kontrahenten fallen können. Nachdem Ernst Degner mit Motorschaden ausgeschieden war (und sich danach in die BRD absetzte) und Tom Phillis mit ebenfalls technischen Problemen nicht über den sechsten Platz hinausgekommen war, musste die Entscheidung beim Finale in Argentinien fallen.

Ernst Degner hatte im Vorfeld versucht, mit einer EMC des Briten Joe Ehrlich an den Start zu gehen, doch die kam nicht rechtzeitig in Buenos Aires an. Tom Phillis gewann das Rennen beim Honda-Fünffach-Sieg und krönte sich somit zum Achtelliter-Weltmeister 1961. Der erste Weltmeister auf bzw. für Honda war er allerdings nicht, denn ein paar Wochen zuvor hatte sich sein Stallgefährte Mike Hailwood schon die Krone in der 250-ccm-Klasse aufgesetzt. In dieser wurde Tom Phillis mit sechs Punkten Rückstand auf "Mike the Bike" Hailwood und vor Jim Redman Vize-Weltmeister.

 

Trauriges Ende auf der Insel

Am Nachmittag jenes 6. Juni stand noch das 350er-Rennen (Junior-TT) auf dem Programm, bei dem Tom Phillis in seiner zweiten Runde bei Laurel Bank schwer stürzte und im Krankenhaus von Peel nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. Die Unfallursache im von Zuschauern und Posten nur mäßig frequentierten Steckenteil konnte nie vollständig geklärt werden.

Tom Phillis wurde nur 31 Jahre alt und wurde auf der Isle of Man (Douglas Borough cemetery in Douglas in der Nähe des Startplatzes des Snaefell Mountain Course) beerdigt.

Bei 35 Grand-Prix-Rennen gelangen ihm sechs Siege und 20 Podestplätze.