Die Pet Shop Boys feiern einen deutschen TV-Klassiker: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Aktuelle Tipps Niedeckens BAP, St. Vincent und die Pet Shop Boys, die auf ihrem neuen Album "Nonetheless" eine deutsche Kult-Fernsehshow besingen: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

2024 ist ein besonderes Jahr für die Pet Shop Boys, das legendäre Elektropop-Duo aus London: Anfang April feierte nicht nur ihre Debüt-Single "West End Girls" das 40-Jahre-Jubiläum, Sänger Neil Tennant (69) und Musiker Chris Lowe (64) feiern zudem in wenigen Monaten einen runden oder halbrunden Geburtstag. Das 15. Studioalbum "Nonetheless" kommt also genau zur richtigen Zeit. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Niedeckens BAP und St. Vincent.

Pet Shop Boys - Nonetheless

Es klingt fast ein wenig trotzig: "Nonetheless" ("Nichtsdestotrotz") heißt das neue Album der Pet Shop Boys. Mangelnder Erfolg kann damit schon mal nicht gemeint sein: Mit über 50 Millionen verkauften Tonträgern gelten Neil Tennant und Chris Lowe als erfolgreichstes britisches Musik-Duo aller Zeiten. Das nun erschienene 15. Studioalbum knüpft nahtlos daran an: Zehn Songs und eine Gesamtlaufzeit von knapp 45 Minuten bieten die Pet Shop Boys, die erstmals mit dem Produzenten James Ford, der bereits mit den Arctic Monkeys, Depeche Mode und Blur zusammenarbeitete, kollaborieren.

Stilistisch erinnert viel an die vergangenen Hits der Londoner Band. Dance-Tracks und langsamere Songs wechseln sich ab. Es gibt aber auch einige Überraschungen: "Why Am I Dancing?" etwa beginnt mit einer Fanfare. Der Anfang von "The Secret Of Happiness" würde gut in den Soundtrack zu einem Agentenfilm passen.

Geprägt wird das Album auch von den ausgefallenen Texten: In "A New Bohemian" singt Neil Tennant, dass er sich wie ein Stummfilm-Star im Hollywood der 1960-er fühle: "Niemand weiß, wer du bist in der Hipster-Nachbarschaft". Die erste Single "Loneliness" erzählt von Einsamkeit, im dazugehörigen Video entdeckt ein junger Stahlarbeiter in Sheffield seine Homosexualität. In "Bullet For Narcissus" hadert ein Personenschützer mit seinem Auftraggeber: "Seine Macht ist sein Traum, seine Politik ist einfach gemein, er glaubt an nichts, was er nicht gesehen hat". Deutsche Fans dürfte hingegen vor allem der siebte Song überraschen: "The Schlager Hit Parade" ist eine Hommage an die "ZDF-Hitparade" mit Dieter Thomas Heck - inklusive Anspielungen auf Songs von Heino und Costa Cordalis. Die Pet Shop Boys, muss man wissen, besitzen eine Wohnung in Berlin-Mitte.

Niedeckens BAP - Zeitreise / Live im Sartory

Die Nostalgie war es, die Wolfgang Niedeckens BAP im Dezember 2023 auf die Bühne der Sartory-Säle in Köln trieb: An vier Abenden präsentierten sie die größten Hits von ihren beiden Erfolgsalben "Für usszeschnigge" (1981) und "Vun drinne noh drusse" (1982), ergänzt durch weitere Songs der Alben "Affjetaut" (1980) und "Bess demnähx" (1983). Nun sind die 30 Songs vereint auf dem Livealbum "Zeitreise / Live im Sartory" erschienen. Es beginnt mit einem Trompeten-Solo, begleitet von einem Klavier, das "Koot vüür aach" einleitet. Ein ruhiger Song, auf den das weitaus tanzbarere Lied "Südstadt, verzäll nix" folgt. "Stell dir vüür" kommt als Medley, gepaart mit Bob Dylans "Hurricane", daher. Über ein persönliches Treffen mit dem US-amerikanischen Singer-Songwriter und Lyriker hatte Wolfgang Niedecken bereits 2021 ein Buch verfasst.

"Ich bin mit der Person von vor 40 Jahren noch sehr vertraut", beschrieb Wolfgang Niedecken kürzlich im Interview mit der "Rheinischen Post" die Auseinandersetzung mit seinem jüngeren Musiker-Ich: "Ich weiß, wo meine Wurzeln sind. Ich weiß, wie viel Glück ich gehabt habe. Und ich bin mir darüber bewusst, dass es okay ist, alte Positionen zu überdenken und zu neuen zu finden."

Auf Instagram gab der inzwischen 73-Jährige zudem Einblicke in die Entstehungsgeschichte von "Verdamp lang her": Den Song, der nicht nur vom Publikum auf dem Livealbum als Hit gefeiert wird, hätte es um ein Haar nicht gegeben: "Dieses todtraurige Lied (ohne Refrain!!) hatten wir bei den Proben im Ahrdorfer Bahnhof immer wieder nach hinten verschoben", erinnert sich Niedecken. Der Refrain sei letztlich sogar "aus der Not" geboren worden.

Ein Mitschnitt der Konzerte in den Sartory-Sälen ist bei YouTube und in der WDR Mediathek abrufbar. Das WDR Fernsehen zeigt das Konzert am Samstag, 27. April, um 20.15 Uhr. Ende des Jahres gehen BAP auf große Deutschland-Tournee.

St. Vincent - All Born Screaming

Drei Jahre sind seit dem letzten Album "Daddy's Home" vergangen. Nun meldet sich St. Vincent, die im echten Leben Annie Clark heißt, zurück: "All Born Screaming" ist das siebte Studioalbum der 41-jährigen US-Amerikanerin. Der Titel (übersetzt in etwa: "Alle werden schreiend geboren") ist Programm, handeln die insgesamt zehn Songs doch von den großen Gefühlen: von Liebe, Verlangen, Mitgefühl und Hass.

Entsprechend provokant liest sich der Anfang der Tracklist: Entgegen der Erwartungen verbergen sich hinter "Hell Is Near" und "Reckless" musikalisch eher ruhigere, fast schon verträumte Titel. "Broken Man", der dritte Song, ist weitaus wütender: "Hey, was glotzt du so? Was glaubst du, wer ich bin?", fragt die Sängerin, untermalt von harten Gitarrenriffs. Überhaupt scheint sich St. Vincent verstärkt auf Rock zu konzentrieren - gepaart mit einzelnen Elektro-Einflüssen (zum Beispiel bei "Big Time Nothing").

"All Born Screaming" ist das erste Studioalbum, das die Künstlerin selbst produzierte: "Bei dem hier musste ich einfach ganz allein durch die Flammen gehen", erklärt sie: "Anders hätte diese Suche zu nichts geführt. Ich musste allein mit mir selbst in einem Raum sitzen, drauflos singen, mit modularen Synthesizern herumspielen, Knöpfe drehen, Stromflüsse umleiten, und dann diese sechs Sekunden ausfindig machen, in denen alles passt - um daraus dann einen ganzen Song zu bauen." Sie selbst wollte "sowohl der allererste als auch der finale Filter sein, durch den das Material geht": "Was auch bedeutet, dass ich mit all meinen Selbstzweifeln ganz allein dasaß."

Musikalische Unterstützung holte sie sich letztlich dennoch: Foo-Fighters-Frontmann Dave Grohl sitzt bei den Songs "Flea" und "Broken Man" am Schlagzeug. Weitere Unterstützung kommt unter anderem vom neuen Foo-Fighters-Drummer Josh Freese, Stella Mozgawa von Warpaint und Cate Le Bon.

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