"Heartbeat, heiße Hölle und Feierbiest Rodrigo": Die wilde Niners-Nacht in Istanbul

Marcus berichtet vom Bosporus Niners krallen sich FIBA Europe Cup

Marcus berichtet vom Bosporus
Istanbul. 

Wenn eine Niederlage zum größten Triumph der Vereinsgeschichte führt: Die Basketballer der Niners Chemnitz haben es geschafft und Geschichte geschrieben. Hitchcock wäre stolz auf den Auftritt im Hexenkessel zu Istanbul gewesen. Denn die Niners verlieren das Rückspiel im Finale um den "FIBA Europe Cup" bei Bahcesehir College Istanbul mit 95:105 nach Verlängerung. Das Hinspiel hatten sie hingegen mit 85:74 gewonnen. Ergo reicht es für den ersten Titel in der Klub-Geschichte! Ein Spiel zwischen globalgalaktischem Heartbeat und heißer Hölle.

Der Weg an den Bosporus

Schnelldurchlauf: Tiefen-entspannter Flug. Butterweiche Landung. Rasanter Hotel-Check-In. Eine Metro-Fahrt und zwei Busfahrten. Schneller Schlussspurt. Arena-Ankunft - und von der Security gleich zum falschen Eingang geschickt worden. Einmal umdrehen und ab zur anderen Seite. Allerhand Münzen sowie einem Lippenstift und einer Kamera wurde der Zugang zur "Ülker Arena" verweigert. 150 Niners-Fans stehen kompakt hinter dem Korb im Oberrang, die anderen 50 angereisten haben Courtside-Plätze erhalten. Beim ersten Blick durchs weiter Rund fällt sofort auf, dass keine 13.500 Zuschauer anwesend sind und damit die Halle keineswegs restlos ausverkauft ist. Merkwürdig.

Vier Viertel und eine Verlängerung

Das erste Viertel ist vor allem ausgeglichen, die Niners gewinnen dieses aber am Ende mit 19:18. Aus dem Gästeblock skandiert es lautstark: "Chemnitz." Die heimischen Anhänger werden derweil etwas ruhiger. Im zweiten Viertel drehen dann die türkischen Korbjäger frei, treffen Dreier, treffen zudem verdammt sicher von der Freiwurflinie. Höllenlärm kurz vor der Pause. Das zweite Viertel geht mit 37:19 an Istanbul, damit führen sie mit 55:38. Der Vorsprung aus dem Hinspiel ist somit bereits zur Pause für die Niners futsch. Autsch. Und damit wäre Bahcesehir College Istanbul neuer Titelträger. Noch ist aber für die Niners nichts verloren. Halbzeitpause.

Bei mir gibt es einen starken Kaffee. Bei den Niners in der Kabine scheinbar richtig starke Worte von Trainer Pastore. Sein Team kommt konzentriert aus dieser, spielt wieder wesentlich zielstrebiger, hält den Gegner bei gerade einmal zwölf Punkten, selbst erzielt man bockstarke 29 Punkte. Das Spiel ist wieder gedreht und es steht nach dem dritten Viertel 67:67. Die Niners führen dann auf einmal mit 73:70 - und die Zeit tickt für sie. Doch dann verlieren sie mit Yebo und Richter zwei wichtige Bigmen. Ausgleich. Rückstand. Istanbul hat wieder in die Spur gefunden - und die Hölle wird noch heißer. Es geht hin und her - und in die Crunch-Time. Es steht 84:95. Letzter

Angriff. Niners-Ball. Van-Beck-Ball. Dreier, daneben - Verlängerung.

Und in dieser gehen den Niners mit Krubally und Garrett die nächsten zwei Spieler mit fünf Fouls aus. Die, die noch spielen dürfen, geben alles, treffen entscheidend. Kurz vor Schluss hat Kaza Kajami-Keane - mit 29 Punkten bester Werfer an diesem denkwürdigen Abend in Istanbul - den Sieg in der Hand. Er scheitert. Und auf der Gegenseite passiert gleiches. An der Anzeigetafel steht ein 95:105, das Ergebnis reicht. Dieser eine Punkt reicht. Ein geiler Punkt. Aus. Aus. Aus. Das Spiel ist nach 45 Minuten aus - und die Niners Chemnitz krönen sich im 25. Jahr ihres Bestehens zum Europapokal-Sieger. Und feiern im Anschluss mit den mitgereisten Fans ihren Triumph auf dem Feld. Die Heimfans hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Halle fluchtartig verlassen. Und die Niners-Fans machen die Nacht zum Tag und saufen wahrscheinlich den Bosporus leer....

Trainer wird zum "Feierbiest"

Und der oft stoisch in sich ruhende Rodrigo Pastore, unausweichlich der Vater der Erfolgs, wird zum wahren Feierbiest. Mehr davon seht ihr in diesem Instagram-Video der Niners:

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