Künstliche Intelligenz - Chance und Herausforderung für Fachübersetzer

Künstliche Intelligenz touchiert immer mehr Lebensbereiche, auch die Erstellung oder Übersetzung von Texten ist dabei nicht außen vor.

Was privaten Nutzern oder Unternehmen auf den ersten Blick eine kostengünstige Erleichterung ihrer Arbeit zu sein scheint, bringt bei genauerer Betrachtung auch eine ganze Reihe vollkommen neuer Probleme mit sich. Diese im sprachlichen Umfeld zu verstehen, fällt vielen Menschen schwer, die rechtlichen und finanziellen Konsequenzen können jedoch weitreichend sein.

Bequemlichkeit mit großen Tücken

Die Übersetzung mittels KI erscheint als preiswerte und sinnvolle Alternative zum Dolmetschen, die jedoch (noch) schnell an ihre Grenzen stößt. Zwar dürften Chatbots aktuell und noch in den nächsten Jahren Texte liefern, die in Rechtschreibung und Grammatik fast einwandfrei sind. In der Aussage der Texte kann das Ganze jedoch komplett am Ziel vorbeigehen.

Dies gilt bereits bei KI-erzeugten Texten in der vertrauten, deutschen Sprache. Schnell fallen dem Leser zu viele Wiederholungen, ungünstige Formulierungen oder schlichtweg falsche Aussagen auf. Diese in der vertrauten Sprache selbst zu korrigieren, ist kein Problem. Im Falle einer KI-Übersetzung muss der Anwender jedoch blindes Vertrauen haben, dass die Übersetzung zu 100 % das ausdrückt, was er sagen möchte, da er es selbst meist gar nicht kontrollieren kann, sonst würde er ja auch nicht auf die Übersetzungshilfe zurückgreifen. Genau diese Sicherheit wird er bei der aktuellen Technologie nicht in jedem Fall finden. Alternativ kann man nachfolgend den automatisch generierten Text Korrektur lesen lassen, jedoch sind die damit verbundenen Kosten oft recht hoch, ähnlich einer Fachübersetzung. Eben weil die maschinellen Übersetzungen grammatikalisch nicht immer zu einhundert Prozent korrekt sind und auch inhaltliche Unstimmigkeiten aufweisen, sind Fehler und fehlende Präzision nur über ein nachgesetztes Lektorat zu korrigieren.

Chancen und Grenzen der Texterstellung via KI

Von aktuellen Online-Games bis zu Funktionen wie Chatbots auf Webseiten ist der Einsatz von KI vielfältig. In Zukunft dürften immer mehr digitale Funktionen von KI unterstützt oder ersetzt werden. Hier gehen Experten in vielen Branchen vom Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz aus, in einigen Bereichen dürfte die menschliche Fähigkeit jedoch komplett ersetzt werden.

Auf den ersten Blick ist dies im textlichen Bereich erreicht. Über ChatGPT & Co. lassen sich Texte nach individuellen Vorgaben erstellen. Nicht selten wird das Tool auch für Übersetzungen genutzt. Grundsätzlich ist es kein Problem, hier den Text in einer beliebigen Sprache einzugeben und den Wunsch nach einer Übersetzung zu äußern. Immer wieder loben Nutzer die guten Ergebnisse, beispielsweise im Vergleich zu bislang etablierten, digitalen Lösungen wie dem Übersetzer von Google oder deepl.

Fehlerhafte Übersetzungen können teuer werden

Natürlich kann ein Übersetzungstool ausreichen, wenn Reisende im Urlaub ein Verständnis für Angebote in der Sprache des Urlaubslandes benötigen. Für sensible Themen wie der eigenen Gesundheit oder für die rechtliche Sicherheit von Inhalten, beispielsweise einem Notarvertrag in einem anderen Land, fehlt dieses gute Gefühl (noch). So könnte ein falsch oder ungünstig übersetztes Wort dazu führen, dass beispielsweise ein Medikament falsch eingenommen oder ein individuelles Risiko unterschätzt wird, wenn dies durch eine KI-Übersetzung nicht zum Ausdruck kommt.

Noch fehlt das letzte Quäntchen, KI-Übersetzungen alles abnehmen zu können. Bildquelle: anaterate via pixabay

Im beruflichen Umfeld ist es deshalb weiterhin ratsam, sich letztlich immer noch auf die menschliche Expertise zu verlassen. Gerade bei fachlichen Übersetzungen sind ein echtes Sprachverständnis und Expertise unbezahlbar, während ein KI-Tool seine Texte und Übersetzungen alleine algorithmisch nach Wahrscheinlichkeiten nachfolgender Worte erstellt. Ein Problem, bei dem auch Texte in deutscher Sprache an ihre Grenzen stoßen.

Politik kurz- und langfristig gefordert

Zwei Dinge bleiben für die kommenden Jahre abzuwarten. Zum einen, wie die 
Regulierung der Künstlichen Intelligenz auf europäischer Ebene konkret aussehen wird und welche bewussten Grenzen der Gesetzgeber schafft. Schließlich könnten im Extremfall viele Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.

Zum anderen wird der technische Fortschritt von KI-Systemen selbst den Weg vorgeben, wohin die Reise geht und welche Aufgaben uns Menschen abgenommen werden. Intuition und Sprachverständnis werden sich hierbei nicht ohne Weiteres ersetzen lassen - ganz zu schweigen von einer authentischen und persönlichen Note. 

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion