Ein Amerika der nahen Zukunft am Abgrund: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Neustarts "Abigail", "Evil Does Not Exist" und "Civil War", Alex Garlands beunruhigende Vision der auseinanderbrechenden Vereinigten Staaten: Das sind die Kino-Neustarts am 18. April.

Joe Biden und Donald Trump laufen sich für die Präsidentschaftswahl im November 2024 warm. Und die Stimmung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird immer angespannter. Was, wenn die Lage eskaliert? Wenn sich erneut Gewalt hemmungslos Bahn bricht? So wie am 6. Januar 2021, als bewaffnete Anhänger Trumps das Kapitol in Washington erstürmten. Das hitzige Klima und die Angst vor dem Zusammenbruch der amerikanischen Demokratie verdichtet der britische Filmemacher Alex Garland in seinem neuen Werk "Civil War", das einen Blick in eine gar nicht weit entfernte Zukunft wagt.

Außerdem neu im Kino: der Horrorfilm "Abigail", in dem eine vermeintlich harmlose Ballerina für ihre Entführer zum Albtraum wird, und das japanische Drama "Evil Does Not Exist", das die Beziehung von Mensch und Natur erforscht.

Civil War

Zukünftige Entwicklungen haben es Alex Garland angetan. Schon als Drehbuchautor befasste er sich immer wieder mit Stoffen, die nicht im Hier und Jetzt spielen. Und auch in seinen Regiearbeiten - siehe "Ex Machina" (2014), "Auslöschung" (2018) und "Devs" (2020) - dominiert der Blick nach vorne. Nicht anders ist es bei "Civil War". Dieses Mal wirkt seine Vision allerdings noch gespenstischer und drängender, da er die Atmosphäre in den USA nur ein kleines bisschen zuspitzen muss.

In Garlands bedrückender Vision gehören die Vereinigten Staaten der Vergangenheit an. Auf amerikanischem Boden tobt - der Titel unterstreicht es bereits - ein Bürgerkrieg. Allzu viele Hintergrundinformationen bekommt das Publikum nicht. Klar ist jedoch, dass sich einige Bundesstaaten abgespalten haben und einen offenbar zunehmend diktatorisch agierenden Präsidenten (Nick Offerman) zu Fall bringen wollen. Die Western Forces, eine Allianz aus Kalifornien und Texas, rücken auf die Hauptstadt vor, während der Machthaber in einer Fernsehansprache noch von einem Sieg faselt.

Herzstück des Films sind vier Journalisten, die sich auf einen gefährlichen Roadtrip begeben. Fotoreporterin Lee (Kirsten Dunst) und ihr Kollege Joel (Wagner Moura) sind heiß darauf, so schnell wie möglich nach Washington zu kommen, um den Präsidenten zu interviewen. "New York Times"-Veteran Sammy (Stephen McKinley Henderson) schließt sich ihnen an, möchte aber in Charlottesville, Virginia, aussteigen. Und Jungspund Jessie (Cailee Spaeny) ist wild entschlossen, ihrem Vorbild Lee nachzueifern, sich ins Getümmel an der Front zu werfen.

Das Quartett reist durch ein aus den Fugen geratenes Land, in dem Freund und Feind nur noch schwer auseinander zu halten sind. Der Krieg hat sich verselbstständigt. Alle möglichen Frustrationen kochen hoch, wie sich in einigen spannungsgeladenen Begegnungen zeigt. "Civil War" findet für sein Szenario vertraute dystopische Bilder: etwa menschenleere Straßen und Autowracks am Wegesrand. Statt einer tristen, grauen Untergangsästhetik dominieren jedoch sonnendurchflutete Aufnahmen. Auf dem Weg zum actionreichen Finale blickt der Film auch kritisch auf die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten: Welche Verantwortung tragen sie? Und ist es wirklich richtig, jeden Schrecken mit der Kamera festzuhalten?

Abigail

Kinder können ganz schön austeilen. Das erfahren beispielsweise die beiden Einbrecher aus "Kevin - Allein zu Haus" (1990), denen der junge Titelheld mit selbstkonstruierten Fallen ständig ein Schnippchen schlägt. Resilienz beweist auch die Teenagerin im Actionthriller "Becky" (2020), die sich mit rabiaten Methoden gegen einen von "King of Queens"-Star Kevin James gespielten Gangster zu wehren weiß.

Ganz ähnlich sieht es im Horrorthriller "Abigail" aus. Ein paar Kriminelle (unter anderem verkörpert von Melissa Barrera und Dan Stevens) wittern hier das schnelle Geld, müssen aber feststellen, dass ihr Auftrag seine übernatürlichen Tücken hat. Als sie ein zwölfjähriges Mädchen (Alisha Weir), die Tochter eines gefürchteten Unterweltbosses, entführen und in einem Herrenhaus festhalten, erleben die Verbrecher jedenfalls schon bald ihr blutrotes Wunder.

Wie man Zuschauer erschreckt, wissen Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett nur zu gut. Schon in seinem Spielfilmdebüt "Ready or Not - Auf die Plätze, fertig, tot" (2019) und in den letzten beiden Beiträgen der "Scream"-Reihe tobte sich das auch unter dem Namen Radio Silence bekannte Regieduo in Horrorgefilden aus. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: "Abigail" verspricht bissige Genreunterhaltung mit Bezügen zu einem der bekanntesten Motive des Schauerkinos.

Evil Does Not Exist

Stadt gegen Land, Natur gegen Mensch - in seinem neuen Film "Evil Does Not Exist" beschwört Ryūsuke Hamaguchi ("Drive My Car") klassische Konflikte, entwickelt daraus aber eine berührende Parabel mit kleinen, feinen Überraschungen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Takumi (Hitoshi Omika) und seine kleine Tochter Hana (Ryo Nishikawa), die in einer Bergregion in der Nähe Tokios ein einfaches Leben führen - stets darauf bedacht, nicht zu sehr in ihre Umwelt einzugreifen.

Als ein Unternehmen an eben diesem Ort eine luxuriöse Campinganlage für gestresste Großstädter errichten will, regt sich im Dorf schnell Widerstand. Zwei Vertreter der Firma reisen an, um das Vorhaben genauer zu erläutern und Bedenken auszuräumen. Doch die berechtigte Sorge vor einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts lässt sich nicht so leicht zerstreuen.

Die Kritiken zu Hamaguchis Drama, das 2023 in Venedig den Silbernen Löwen erhielt, fallen überwiegend positiv aus - auch, weil es Hamaguchi gelingt, naheliegende Klischees in seiner Geschichte zu umschiffen. Ohne Hektik, in oft langen und ruhigen Einstellungen, erzählt der Film von der heute mehr denn je fragilen Beziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umgebung. Eine besondere Rolle kommt dabei der Musik zu, die aus der Feder der Komponistin Eiko Ishibashi stammt.

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