In Routine erstarrt

"Ghostbusters: Frozen Empire" 40 Jahre nach Veröffentlichung des 1980er-Jahre-Klassikers "Ghostbusters" erreicht eine dritte Fortsetzung der Ursprungsreihe die großen Leinwände. Viel Grund zum Feiern gibt es jedoch nicht. Zu schematisch wirkt die gemeinsame Jagd der neuen und alten Geisterjäger in "Ghostbusters: Frozen Empire".

Bereits im Jahr 2022 verstarb mit Ivan Reitman der Regisseur der beiden ersten Filme der "Ghostbusters"-Reihe. Und doch steht er erneut als Produzent im Abspann. Kontinuität ist ohnehin gewahrt. Schließlich inszenierte sein Sohn Jason Reitman "Ghostbusters: Legacy" (2021), das dritte Abenteuer der Ursprungsaga, und schrieb an dessen Drehbuch mit. Letzteres tat der Junior auch beim Nachfolger, machte den Regiestuhl aber diesmal für seinen Co-Autor Gil Kenan ("Ein Junge namens Weihnacht") frei.

"Ghostbusters: Frozen Empire" schließt direkt an den Vorgänger an, der neue und alte Geisterjäger in der Provinz Oklahomas gegen Erzfeind Gozer antreten ließ. Schauplatz der Handlung ist nun allerdings wieder New York. Callie Spengler (Carrie Coon), Tochter von Ur-Ghostbuster Egon Spengler, ihre Teenie-Kinder Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard) sowie ihr frischgebackener Lebensgefährte Gary Grooberson (Paul Rudd) haben sich nach den Ereignissen des letzten Teils in der Feuerwache niedergelassen, in der 1984 die paranormale Suche ihren Anfang nahm.

Den Big Apple vor bösen Entitäten zu beschützen, ist ihre neue Aufgabe, der sie sich voller Begeisterung widmen. Einen launigen Actionakzent setzt der Film gleich nach dem Prolog. Mit ECTO-1, dem ikonischen Ghostbusters-Wagen, hetzen die Vier hinter einem gewaltigen Kanaldrachen her und verursachen dabei erwartungsgemäß einiges an Chaos. Was Walter Peck (William Atherton), den Lieblingswidersacher der früheren Geisterjäger, auf den Plan ruft. Inzwischen zum Bürgermeister aufgestiegen, sagt der Bürokrat den Spenglers und Grooberson den Kampf an. Seine Drohungen führen dazu, dass Callie die minderjährige Phoebe vorerst aus dem aktiven Geschäft verbannt.

Neuer Bösewicht

Während die Familie zusätzlich ein Problem mit der Geister-Aufbewahrungseinheit im Keller der Feuerwache hat, gelangt Ray Stantz (Dan Aykroyd), Mitglied der originalen Ghostbusters, in seinem Buchladen in den Besitz eines gefährlichen Artefakts. Das Ding stammt aus dem Nachlass von Nadeem Razmaadis (Kumail Nanjiani) Großmutter und setzt eine finstere Macht frei, die die Welt unter Eis begraben will.

Knackige Effekte, lässige Sprüche, hier und da ein paar Emotionen - "Ghostbusters: Frozen Empire" macht es wie viele Blockbuster der jüngeren Vergangenheit und will das Publikum nur ja nicht mit einer raffinierten Handlung oder einer komplexen Figurenzeichnung überfordern. Die Story passt, wie man so schön sagt, auf einen Bierdeckel und variiert die Muster der Reihe, wenn überhaupt, nur sehr verhalten.

Wie schon in "Ghostbusters: Legacy" legt das Drehbuch sein Hauptaugenmerk auf Technikcrack Phoebe Spengler. Vorübergehend kaltgestellt, lernt sie den Geist einer jungen Frau (Emily Alyn Lind) kennen und darf sogar Gefühle entwickeln. Wirklich berühren will die Annäherung aber nicht, weil es dann doch zu wenig Platz für Phoebes persönlichen Erzählstrang gibt. Zahlreiche Charaktere müssen immerhin unter einen Hut gebracht werden.

Ur-Geisterjäger verheizt

Anspielungen und Zitate aus den alten Filmen finden sich erneut zur Genüge. Gerade die Auftritte mancher Ursprungsgeisterjäger zeugen aber von einer Beliebigkeit, die das ganze Unterfangen zu infizieren droht. Bekommt Ray Stantz noch verhältnismäßig viel Leinwandzeit geschenkt, wirkt es so, als wären Winston Zeddemore (Ernie Hudson) und Peter Venkman (Bill Murray) hastig in den Plot hineingepresst worden. Wichtiges zu tun haben beide jedenfalls nicht. Vor allem der 2022 durch Mobbing- und Belästigungsanschuldigungen in Verruf geratene Murray taucht zwei Mal recht unvermittelt auf und kann Venkmans anarchisches Charisma bei seinen Stippvisiten nicht versprühen.

"Ghostbusters: Frozen Empire" ist sicher kein Totalausfall, strotzt aber ebenso wenig vor cleveren Ideen. Brav und artig folgt das Sequel den üblichen Gesetzen des Spektakelkinos, umschifft große Durchhänger, lässt jedoch das vermissen, was Filmerlebnisse erst richtig packend macht: Herz und Seele. Darüber täuschen auch die Momente nicht hinweg, die das Gefühl des familiären Zusammenhaltes lautstark beschwören.

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