Warten auf den Akkuzug: Auslieferung verschoben

Verkehr Neue Akkuzüge auf der Strecke Chemnitz-Leipzig sollen eine "Zeitenwende im ÖPNV" bringen. Doch die wird erneut vertagt. Fürs Kulturhauptstadtjahr wird die aktuelle Zugflotte trotzdem ausgewechselt.

Der Einsatz moderner Akkuzüge auf der Bahnstrecke Leipzig-Chemnitz wird ein weiteres Mal vertagt. Die Auslieferung werde auf Mitte 2025 verschoben, informierte der Hersteller Alstom am Montag. Ursprünglich sollten sie schon 2023 auf der Strecke rollen, zuletzt war eine Inbetriebnahme in diesem Jahr angekündigt. Mit Blick auf viele Besucher, die 2025 in Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas erwartet werden, soll es dennoch Ersatz für die betagten DDR-Reisezugwagen geben, die aktuell noch auf der Strecke unterwegs sind.

Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden sie durch Doppelstockzüge mit jeweils 340 Sitzplätzen ersetzt, teilte der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) mit. Die Kosten für diese Zweitflotte trage Alstom. Anders als in den bisherigen Zügen böten sie stufenfreien Einstieg und seien klimatisiert. Die Fahrtzeit ändere sich nicht. "Wir starten mit zeitgemäßen und bequemen Zügen ins Jahr 2025", versicherte VMS-Geschäftsführer Mathias Korda. "Der Schienenpersonennahverkehr der Region wird damit endlich Richtung Leipzig verbessert und ist auch angesichts eines sehr dünnen Fernverkehrsanschlusses bereit, sich den Herausforderungen 2025 zu stellen."

2020 elf Akkuzüge bestellt

2020 hatte der VMS elf Akkuzüge vom Typ Coradia Continental in Auftrag gegeben samt Instandhaltung bis 2032. Das Gesamtvolumen beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 100 Millionen Euro. Vergangenen Sommer war ein solcher Zug im Chemnitzer Hauptbahnhof vorgestellt worden. Verkehrsstaatssekretärin Ines Fröhlich sprach von einer "Zeitenwende im ÖPNV". Auf dem Dach des Zuges sind neben einem Stromabnehmer Akkus installiert. Sie liefern Strom, wenn keine Oberleitung vorhanden ist. Außerdem kann wie bei Elektroautos während der Fahrt Strom zurückgewonnen werden. Die Reichweite im Akkubetrieb gab Alstom mit bis zu 120 Kilometern an. Die Akkus sollen während des Halts am Bahnhof geladen werden.

Doch warum verzögert sich die Auslieferung erneut? Einerseits hätten die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg das Projekt verzögert, erklärte Alstom-Sprecher Andreas Florez. "Andererseits nimmt die Feinjustierung des Batteriesystems für einen uneingeschränkt zuverlässigen Fahrgastbetrieb mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich angenommen." Dabei gehe es vor allem darum, das Zusammenspiel von Software und Hardware des neuen Antriebssystems zu optimieren. Bei Testfahrten seien Erfahrungen gesammelt worden - nun gehe es im letzten Schritt um die Zulassung für den Passagierbetrieb.

Ringen um weitere Zugverbindungen

Die rund 80 Kilometer lange Strecke nach Leipzig ist für Chemnitz immens wichtig auch mit Blick auf die Anbindung an den Fernverkehr. Im Kulturhauptstadtjahr sei hier mit deutlich mehr Fahrgästen zu rechnen, so der VMS. Die Ersatz-Doppelstockzüge sollen so lange fahren, bis die Akkuzüge geliefert werden. Sie kämen dann Schritt für Schritt zum Einsatz.

Der VMS befürchtet, dass das Angebot auf der Strecke im kommenden Jahr bei besonderen Kulturhauptstadt-Veranstaltungen mit großem Besucherzustrom an seine Grenzen stößt. Die Züge dichter zu takten sei aufgrund der Eingleisigkeit nicht möglich, hieß es. Überlegungen zufolge könnten zusätzliche Züge Chemnitz und Leipzig via Riesa verbinden. Im Fernverkehr gibt es bisher eine IC-Verbindung zwischen Chemnitz und Berlin - in beide Richtungen aber nur zweimal am Tag. Von Mai bis September 2025 ist vorgesehen, dieses Angebot an Wochenenden aufzustocken. Aus Sicht des VMS reicht das nicht. Ziel sei, das Fernverkehrsangebot im Kulturhauptstadtjahr weiter zu verdichten. Dazu gebe es Gespräche mit dem Land.

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