GKN: Stehen ab Montag alle Räder still?

Urabstimmung Politik saß bei Verhandlungsrunde mit am Tisch

Zwickau. 

Zwickau. Die Beschäftigten des Automobilzulieferers GKN Driveline in Zwickau-Mosel kämpfen um ihren Arbeitsplatz und gegen die geplante Schließung des Werkes. Die Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ist gelaufen. Dieser könnte ab Montag beginnen.

 

Politik vom Landkreis über Land und Bund bis hin zum Europaparlament vertreten

Parallel zur Urabstimmung hat es bereits gestern eine weitere Verhandlungsrunde gegeben, bei der diesmal die Politik vom Landkreis über Land und Bund bis hin zum Europaparlament vertreten war. Matthias Ecke ist Europaabgeordneter: "In ganz Europa wird mit Interesse, Neugier und Anerkennung geschaut, was in der Automobilindustrie gerade in Westsachsen vor sich geht. Das ist beispielgebend für den ganzen Kontinent. Umso bedrückender ist es, dass jetzt hier so ein Herzstück der Industrie rausgerissen werden soll." Man habe vor Ort eine sehr kampfstarke Belegschaft erlebt, die ihren Standort sichern will und die um ihre Rechte kämpft.

 

Prüfung des Fördermittel-Einsatzes

Der Abgeordnete will jetzt schauen und prüfen lassen, ob der Einsatz von Fördermitteln, der offensichtlich für eine Verlagerung des Unternehmens genutzt wird, mit rechten Dingen zugeht. "Ich finde es schwierig, dass ein Werk, das schwarze Zahlen schreibt, das in der Automobilregion verankert ist und wo die Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren, aus der Verankerung gerissen werden soll, weil man denkt, in Ungarn in den nächsten zwei, drei Jahren etwas höhere Rendite erzielen zu können. Da sind Leute am Werk, die nur kurzfristige Profite im Sinn haben und das finde ich schon ziemlich bedrückend."

 

"Wir werden alles dafür tun, dass die Eigentümer ihrer Verpflichtung nachkommen"

Bei GKN geht es um 835 Arbeitsplätze. Vorm Werkstor sind Kreuze aufgestellt worden. Doch an dem Punkt aufzugeben, ist man noch nicht. "Wir werden alles dafür tun, dass die Eigentümer ihrer Verpflichtung nachkommen. Das bedeutet nicht, den größten Reibach zu machen, sondern ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen. Daran wollen wir nicht nur erinnern, das fordere ich auch ein", sagt Carsten Schneider, der Ostbeauftragte der Bundesregierung. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig sagt: "Wir sind gerade dabei, die Transformation der Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten. Sachsen ist auf einem guten Weg. Wir sind Vorreiter in Sachen Elektro-Mobilität. Das bedeutet aber auch, dass unsere Zulieferindustrie diesen Kurs mitmachen muss. Ich verstehe nicht, dass ein Unternehmen solche Entscheidungen trifft, ohne sich darauf vorzubereiten. Mich ärgert es, dass man zeitgleich in Ungarn ein Werk aufbaut, um das, was man hier profitabel schafft, dort zu produzieren. Das ist respektlos den Beschäftigten hier gegenüber. Die Mitarbeiter haben sich nichts vorzuwerfen, sie haben gute Arbeit geleistet, Werte geschaffen und die Gewinne erzielt."

 

Perspektiven schaffen

Deshalb kämpfe man gemeinsam für eine Perspektive der Beschäftigten, so Dulig, aber auch für den industriellen Standort, der erhalten werden müsse und das gegebenenfalls auch mit einem neuen Investor. "Wir sind in der industriellen Herzkammer Sachsens, hier werden die Werte produziert von denen ganz Sachsen lebt. Deshalb ist es wichtig für den Standort eine Perspektive zu schaffen", so der Wirtschaftsminister, der auch sagt: "Ich erwarte, dass GKN seiner Verantwortung gerecht wird und nicht nur eine preiswerte Lösung für sich findet." Das hat schon Gänsehaut-Charakter, wenn man in so viele Gesichter schaut, denen die Erschütterung anzumerken ist und die vor einigen Fragezeichen stehen, erklärt Zwickaus Landrat Carsten Michaelis: "Man will einfach etwas tun für die Menschen. Wir sind im Gespräch mit einem Projektentwickler." Thomas Knabel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau weiß genau: "Streik braucht kein Mensch, aber wenn sich das Unternehmen so hinstellt, dann ist das die richtige Antwort der Kolleginnen und Kollegen."

 

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