"Dornenvögel"-Star feiert 90. Geburtstag: So geht es Richard Chamberlain heute

TV-Star der 80-er Er war einer der größten TV-Stars der 80er-Jahre und ein absoluter Frauenschwarm: Dass er homosexuell ist, verheimlichte Richard Chamberlain bis ins hohe Alter. Inzwischen blickt der Schauspieler, der am 31. März seinen 90. Geburtstag feiert, aber entspannt auf sein Leben und seine Karriere zurück.

Bis heute ist sein Name unzertrennlich mit seiner bekanntesten Rolle verbunden: Als Pater Ralph, der in der Mini-Serie "Die Dornenvögel" in einem dramatischen Konflikt zwischen Glaube, Ehrgeiz und verbotener Liebe gefangen war, wurde Richard Chamberlain zum Weltstar. Es war nicht die einzige Rolle, die Chamberlain einen Platz im Pantheon der großen Fernsehstars sicherte. Bereits zuvor war er als Hauptdarsteller in "Dr. Kildare" (1961-1966), "Der Graf von Monte Cristo" (1975) und "Shogun" (1980) bekannt geworden. Seine persönlich anspruchsvollste Rolle spielte Chamberlain aber abseits der Kamera: die des heterosexuellen Mannes. Eine Fassade, die er bis zu seinem Coming-out im Jahr 2003 aufrechterhielt. Am 31. März feiert der Schauspieler seinen 90. Geburtstag - seinen Frieden hat er aber längst gefunden.

Dennoch musste Chamberlain lange mit sich ringen, bevor er in seiner Autobiografie "Shattered Love" - im Alter von 69 Jahren - seine Homosexualität endlich enthüllte: "Ich dachte, dass mit mir etwas ganz, ganz Schlimmes nicht stimmt", gestand er in einem Interview mit CNN. "Und ich wollte es vertuschen." Eine innere Stimme, so erzählte er es später Fox News, habe ihn schließlich dazu gebracht, sein wahres Ich der Welt zu offenbaren: "'Es ist nichts, absolut nichts, falsch mit dir und deinem Leben und deinem Schwulsein. Es ist völlig irrelevant für deinen Wert als menschliches Wesen. Gib diese ganze Angst auf, gib dieses Verstecken auf. Gib es einfach auf.'"

Dabei galt seine Homosexualität lange als offenes Geheimnis: Bereits 1989 hatte eine französische Zeitschrift die Wahrheit enthüllt, Chamberlains Publizist dementierte damals den Bericht. 15 Jahre nach diesem Ereignis, das seine Karriere hätte zerstören können, sprach der Schauspieler in der Talkshow von Larry King darüber, dass er seine Homosexualität im Alter von zehn Jahren entdeckte und dass seine erste Beziehung mit einem Mann hatte, bevor er 23 Jahre alt wurde. Ein früheres Coming-out hätte ihn womöglich glücklicher gemacht, vermutete er: "Aber ich hatte andere Gründe, die mich glücklich machten. Ich war ein arbeitender Schauspieler, und das war für mich das Wichtigste."

Chamberlain: "Ich hasste das wahre Leben"

Chamberlain wurde in Beverly Hills geboren, wo er auch aufwuchs. Nach dem Highschool-Abschluss kämpfte er im Koreakrieg und begann nach seiner Rückkehr mit dem Schauspielstudium - auch als eine Art Therapie: "Als junger Mann starb ich fast vor Schüchternheit. Ich war gehemmt bis an die Grenze der Selbstzerfleischung. Mein Vater war Alkoholiker. Das macht Kinder zutiefst verletzlich, unsicher, vernichtet ihr Selbstbewusstsein", sagte Chamberlain einst im "teleschau"-Interview. Um seine Komplexe in den Griff zu kriegen, wählte er die Schauspielerei: Seine Rollen gaben ihm Sicherheit, da die Situationen vorgeschrieben sind. "Ich hasste das wahre Leben. Als Darsteller konnte ich allem ausweichen. Jemand anderes sein. In einer relativ sicheren Umgebung mich und meine Fantasien ausleben."

Seine Karriere nahm dann nach einem zufälligen Vorsprechen für die Hauptrolle in "Dr. Kildare" schnell Fahrt auf: Die Arztserie machte ihn über Nacht zum Star und war ein solcher Erfolg, dass Chamberlain 12.000 Fanbriefe pro Woche erhielt. Man versuchte sogar, ihn als Popstar zu vermarkten: So durfte er die erste Version des Burt-Bacharach-Hits "Close To You" aufnehmen. Trotz einiger weiterer TV- ("Colorado Story") und Kinorollen ("Die Irre von Chaillot", "Flammendes Inferno") zog er lange Zeit die Theaterbühne der Arbeit vor der Kamera vor: In Birmingham stand er unter anderem als Hamlet auf der Bühne, eine Rolle, die ihm große Anerkennung bei den britischen Theaterkritikern einbrachte.

Und dann kam die Rolle, die ihn zu einem endgültig zum Star machte: Die historische Miniserie "Shogun" (1980) nach dem gleichnamigen Roman von James Clavell wurde nicht nur in den USA zum Straßenfeger, Chamberlain war auf der Titelseite fast aller Zeitschriften zu sehen. Drei Jahre später sollte er sich einmal mehr als Quotengigant beweisen, als Pater Ralph in "Die Dornenvögel". Die Welt war verrückt nach dem nach Australien strafversetzten Geistlichen und seiner verbotenen Liebe zu Meggie, gespielt von Rachel Ward. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern war so greifbar, dass die Medien Gerüchte über eine angebliche Romanze zwischen den Co-Stars verbreiteten.

Richard Chamberlain: Lebensabend auf Hawaii

Mit anderen Co-Stars hatte Chamberlain weniger Erfolg: Die "Casanova"-Verfilmung von 1987, in der er mit Faye Dunaway spielte, und die beiden Quartermain-Abenteuer, in denen Sharon Stone an seiner Seite stand, kamen weder beim Publikum noch bei der Kritik gut an. Wesentlich besser verstand er sich mit einem anderen Co-Star: Der Schauspieler, der seinen Bruder Robeson Quartermain spielte, war in Wirklichkeit sein damaliger Partner Martin Rabbet, mit dem Chamberlain bereits seit 1977 zusammen gewesen war. Nachdem sie lange Zeit ihre Beziehung vor der Öffentlichkeit verheimlicht hatten, trennte sich das Paar 2010 freundschaftlich.

Auch beruflich versteckte sich Chamberlain nicht mehr: In einer Reihe von Serien ("Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis", "Desperate Housewives", "Brothers & Sisters" und "Twin Peaks") hatte er Gastauftritte und spielte dort homosexuelle Charaktere. Inzwischen scheint er sich aber in den Ruhestand zurückgezogen zu haben, seine bislang letzte Rolle übernahm er 2019 im Drama "Finding Julia". Seinen Lebensabend verbringt er auf Hawaii, "wo er gerne malt, Mobiles herstellt, Haikus schreibt und viel Zeit mit 'sehr lieben Freunden' verbringt", wie die Fanpage www.richardchamberlain.com berichtet.

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