Gossip, eine der eindrücklichsten Pop-Erscheinungen der 2000er-Jahre, verkündeten 2016 ihr Aus - unter anderem, weil Frontfrau Beth Ditto sich auf ihre Solokarriere und ihre Mode-Arbeit fokussieren wollte. Nun feiert die Indiedisco-Band mit einem echten Power-Album ihr Comeback. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Scooter und Gen-Z-Star Olivia Rodrigo.
Gossip - Real Power
"Real Power" nennen sie das neue Album. Als wäre all das, was sie bislang geboten haben, nicht schon urgewaltig genug gewesen. Viele werden sich noch daran erinnern, wie Gossip vor 15 Jahren mit dem Album "Music For Men" und insbesondere dem Hit "Heavy Cross" über die Popszene hereinbrachen. Die Musik: eine glitzernde, energiegeladene und unglaublich erfrischende Kombination aus Punk, Funk, Rock und Disco. Die Sängerin, Beth Ditto: eine absolute Ausnahmeerscheinung, die mit ihrer Wahnsinnsstimme alles an die Wand sang, mit alten Schönheitsidealen brach und so zu einer Pionierin der Body-Positivity-Bewegung wurde.
Nein, an Wucht und Wirkmacht hat es dieser Band nie gefehlt. Aber vielleicht wollen sie auch einfach nur den Zu-spät-Gekommenen aufzeigen, was "echte Power" ist. Schließlich waren Gossip zuletzt ziemlich lange von der Bildfläche verschwunden. "Real Power" ist das erste Album der Band aus Portland seit "A Joyful Noise" (2012) und der zwischenzeitlichen Auflösung von Gossip im Jahr 2016.
Bereits 2019 fanden Gossip sich erstmals wieder für eine kleine Tour zusammen, um das Zehn-Jahre-Jubiläum von "Music For Men" zu feiern. Damals entstand auch die Idee, noch einmal mit dem damaligen Produzenten Rick Rubin ins Studio zu gehen. "Ein wahrer Segen" sei es gewesen, wieder mit Rubin arbeiten zu dürfen, etwa 30 bis 40 Songs sollen in dessen Heimstudio auf Kauai (Hawaii) entstanden sein. Übrig geblieben sind nun elf Titel. Sie handeln vordergründig von Liebeskummer, zwischen den Zeilen schwingt aber nach wie vor auch der Traum von einer fröhlicheren, bunteren, offeneren Welt mit. Und in jedem Fall zeugt dieses Material von einer Band, die nichts von ihrer kreativen "Power" verloren hat. Ein starkes Comeback!
Scooter - Open Your Mind And Your Trousers
Sie sind seit nunmehr drei Jahrzehnten im Geschäft und feierten in dieser Zeit viele große Erfolge. Manche lachen trotzdem noch über sie, bis heute. Aber: Sich irgendwie zu verbiegen oder selbst infrage zu stellen, das kam für Scooter nie infrage. Jetzt, wenige Tage nach dem 60. Geburtstag von H.P. Baxxter und kurz vor dem 30-Jahre-Jubiläum von "Hyper Hyper", kommt Deutschlands erfolgreichster Trance- und Techno-Act mit Studioalbum Nummer 21 herangeschwirrt. "Open Your Mind And Your Trousers" - was für ein Titel!
Eine heilige Mission wie beim Vorgänger-Album "God Save The Rave" (2021) gibt es diesmal nicht, aber auch ohne derlei Kram ist ein neues Scooter-Album immer ein großes Versprechen. Bass, Stroboskop, Enthemmung, Lebensfreude: Das erwartet man, wenn H.P. Baxxter und Co. aufdrehen, und das bekommen die Fans auch auf der insgesamt 15 Songs starken neuen Platte. Eine kleine Hommage an die Hauptstadt ("Berliner Luft", auf Englisch vorgetragen) gehört diesmal auch dazu. Und was ist mit offenen Hosen? Mit Offenheit im Geiste? Diese Dinge ergeben sich dann ja, wenn nicht schon beim Hören zu Hause, vielleicht noch bei der anstehenden Tour. Die Jubiläums-Konzertreihe "Thirty, Rough and Dirty!" startet am 28. März in Stuttgart.
Olivia Rodrigo - Obsessed
Die Generation-Z und Rockgitarren auf einen Nenner bringen? Schwierig. Aber vielleicht schafft Olivia Rodrigo es ja doch noch, dass eine nennenswerte Anzahl von Menschen unter 20 Gitarrenmusik wieder cool findet. Ja, sie ist einer der größten Stars der Gen-Z und spielt Pop für ein sehr junges Publikum, aber sie hat als Künstlerin durchaus auch ihren eigenen Kopf - und dazu gehört eben auch, es ab und zu mal richtig laut krachen zu lassen. So wie in "Obsessed", ihrer neuesten Single.
"Ich bin besessen von deiner Ex / Ich weiß, dass sie auf meiner Seite des Bettes geschlafen hat", singt Rodrigo in dem Lied, an dessen Entstehung unter anderem auch Annie Clark (St. Vincent) mitwirkte. Es geht um Eifersucht und um die nagende Angst, dass er manchmal noch an sie (also an die Ex) denken könnte. Viel Teenager-Drama, sehr modern und poppig aufbereitet, und dann, bäm, haut Rodrigo in die Saiten wie ein großer Rockstar. Eigenwillig, unterhaltsam, sehr charismatisch: Mit "Obsessed" (und dem dazugehörigen Musikvideo) setzt die 21-Jährige, die bereits drei Grammys ihr eigen nennt, wieder ein echtes Ausrufezeichen.
Fans des früheren Disney-Stars freuen sich aktuell aber nicht nur über die Single "Obsessed", die bei Olivia Rodrigos letzter Tour schon zu den großen Highlights gehörte, sondern über ein ganzes Bündel neuer Songs. Ein halbes Jahr nach ihrem Album "Guts", das unter anderem in den USA und Deutschland auf Platz eins landete, hat die US-Musikerin gerade eine Deluxe-Version der Platte veröffentlicht, die sie "Guts (Spilled)" nennt. Neben "Obsessed" sind darauf vier weitere Tracks zu hören, die auf der Original-Version des Albums noch nicht enthalten waren.
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