Jason Momoa und die schönen Dinge: "Eigentlich bin ich überhaupt nicht cool"

Jason Momoa über seine Doku-Serie "On the Roam" Jason Momoa ("Aquaman") zeigt sich in seiner Dokuserie "On The Roam" (ab 29. Februar, Discovery+) von einer neuen, sehr persönlichen Seite. Der US-Superstar reist durch die Welt und zeigt, für welche Objekte und Handwerke er brennt. Es geht um Fotografie, Autos, Gitarren und Messer!

Jason Momoa ist einer der bekanntesten Schauspieler der Welt. Die meisten lernten den 1,93 Meter großen Hawaiianer wohl zuerst als Dothraki-Fürsten Khal Drogo in "Game of Thrones" kennen. Dort fiel er nicht nur durch Muskeln und unbändigen Willen, sondern auch wegen seines schwer zu toppenden Charismas auf. Danach machte der Ex-Ehemann von Schauspielerini Lisa Bonet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hat, seinen Weg als Heldenfigur ins Blockbuster-Kino: Die Apple-Serie "See - Reich der Blinden" und vor allem zwei "Aquaman"-Filme untermauerten seinen Status als wilder Mann mit Gefühl. Authentische Emotionen darf Jason Momoa nun in seiner sehr persönlichen Dokureihe "On The Roam" (ab Donnerstag, 29. Februar, bei Discovery+, acht Folgen im Wochenrhythmus) zeigen. Die bildgewaltige HBO Max-Produktion zeigt den 44-Jährigen als reisenden Mann mit der Begeisterung eines kleinen Jungen. Momoa trifft seinen Lieblingsfotografen, ergründet das Geheimnis legendärer amerikanischer Motoren oder Gitarren und trifft Menschen, die , wie er, für ihre Schöpfungen brennen. Machen großartige Dinge das Leben erst lebenswert, Herr Momoa?

teleschau: Sie reisen durch Amerika und treffen Menschen, die Besonderes erschaffen: Autos und Motorräder, Musikinstrumente, Naturfotografie oder sie treffen einfach nur den Schmied besonderer Messer. Was wollten Sie herausfinden?

Jason Momoa: Es geht mir nicht so sehr ums Reisen oder die Orte an sich, sondern um die Menschen. Ich forme als Schauspieler mit Liebe und Leidenschaft Charaktere. Jene Menschen, die ich treffe, formen ebenfalls Kunstwerke - nur dass man die sehen und anfassen kann. Ich bin ein extrem begeisterungsfähiger Mensch. Es gibt so viele Dinge im Leben, die ich gerne tun und erfahren würde. Und ich weiß, dass ich das alles nicht schaffen werde. Deshalb ist die Serie mein Trip in den Geburtskanal wunderbarer Dinge. Es geht um eine extreme Neugier aufs Leben, die ich und die Porträtierten teilen.

teleschau: Was macht großes Handwerk aus, und wann wird Handwerk zur Kunst?

Momoa: Sie kommen aus Deutschland, und auch ich war dort, um den Kamerahersteller Leica zu besuchen. Das ist für mich Handwerkskunst nahe an der Perfektion. Mich interessiert, was Menschen antreibt, sodass sie Dinge erschaffen, die perfekt sind. Gleichzeitig interessieren mich alte Fotolinsen oder auch Fotografen, die Dinge verzerren oder das Unperfekte einfangen. Beides sind Herangehensweisen, die uns Menschen beschreiben: die Suche nach Perfektion und auch die Schönheit des Fehlers und des Scheiterns.

"Ist es nicht das, was Kunst ausmacht?"

teleschau: Das meiste von dem, was Sie begeistert, würde man als "Vintage" bezeichnen. Gitarren von Gibson oder Motorräder von Harley-Davidson. Sind alte Dinge schöner als neue?

Momoa: Nicht unbedingt. Sie faszinieren mich aber gerade in unserer Zeit, da ja alles ständig neu und besser werden soll. Es gibt einfach Dinge, die jemand schon längst zur Vollendung geführt hat: den perfekten Motor, die perfekte Kamera, einen perfekten Bass oder eine perfekte Gitarre. Sehen Sie, Handarbeit, die es ja früher noch war, hat immer etwas sehr Menschliches. Dahinter stecken immer Stil, Haltung und Attitüde. Etwas, das man von der modernen Massenfabrikation nicht mehr bekommt. Ich freue mich auch über gute neue Produkte, aber die Seele der Hersteller spiegelt sich doch eher in Dingen wider, die es schon länger gibt. Da war das menschliche Auge die wichtigste Maschine. Nicht umsonst werden solche Objekte heute gefeiert. Die menschliche Idee und Passion dahinter hat Bestand.

teleschau: Ist jedes Handwerk auch eine Kunstform?

Momoa: Ja, davon bin ich fest überzeugt. Viele der Handwerker, die ich besucht haben, finden es unangenehm, wenn man sie als Künstler bezeichnet. Für mich machen sie allesamt hochwertige Kunst. Nicht nur, weil sie so gut sind, sondern auch, weil sie es geschafft haben, eine Idee, die in ihrem Kopf geboren wurde, in faszinierende Objekte zu übersetzen, die man sehen und anfassen kann. Ist es nicht das, was Kunst ausmacht?

teleschau: Ihre Eltern sind Künstler: die Mutter Fotografin, der Vater Maler. Haben Sie von ihnen mitbekommen, die Welt genau zu beobachten?

Momoa: Ja, ich glaube schon. Ob als Maler oder Fotograf - du schaust dir die Welt genau an, redest über die Details, die du in der Welt siehst - das hat auf jeden Fall zu meiner Begeisterung für schöne Dinge oder meinetwegen auch Blicke, Perspektiven und Farben beigetragen.

"3.000 Dollar bekam ich dafür pro Episode"

teleschau: Sie sind ein begeisterter Motorradfahrer, wie man in der Serie erfährt. Seit wann fahren Sie, und was war ihr schönster Trip auf zwei Rädern?

Momoa: Ich fahre Motorrad, seit ich 19 Jahre alt bin. Ich bin in Iowa bei meiner Mutter aufgewachsen, auch wenn ich auf Hawaii geboren und später dorthin zurückgekehrt bin. Was beide Orte gemeinsam haben, ist viel Landschaft, die durchquert werden will (lacht). Mit 19 habe ich dann bei "Baywatch Hawaii" gearbeitet, wohin David Hasselhoff mit der zehnten und elften Staffel der Serie umgezogen ist. 3.000 Dollar bekam ich dafür pro Episode. Und davon gingen noch Steuern ab. Ich lebte im Haus von meinem Dad, um Geld zu sparen. Mein Traum, auf den ich sparte, war ein Motorrad von Harley-Davidson, das ich gekauft und restauriert habe - und das ich heute noch besitze. Wahrscheinlich war mein schönster Trip von der Westküste in den Mittleren Westen der USA. Ich wollte immer mal quer durch Amerika fahren, aber das habe ich bis heute nicht geschafft. Einer meiner größten Träume ist ein Trip von Alaska nach Patagonien. Aber wahrscheinlich sind meine Motorräder allesamt zu antik, um einen so langen Trip zu schaffen (lacht).

teleschau: Sie sind als Scheidungskind groß geworden, aber beide Eltern haben Ihnen offenbar etwas von ihrer Künstlerseele mitgegeben. Haben ihre Eltern Sie zum Künstler erzogen?

Momoa: Nein, sie haben mir keine beruflichen Tipps gegeben. Man sollte ohnehin niemanden raten, Künstler zu werden. Das muss immer aus einem selbst heraus kommen. Es ist kein Beruf, den man als klassische Karriere verfolgen sollte. Aber, na klar: Ich habe meinen Vater ständig malen sehen. Und meine ganze Familie hat die ganze Zeit Musik gemacht. Mein Großvater spielte elektrische Gitarre und war Bandleader. Meine beiden Onkels sind Bassisten. Mein Vater spiele Bongos und Ukulele. Und gesungen haben sie alle. Die Hawaii-Seite meiner Familie hatte es immer sehr mit dem Handwerk. Bei uns wurden auch viele Kanus gebaut. Auch die Familie meiner Mutter in Iowa - das waren alles Bauarbeiter und Jäger, also auch sehr Objekt-orientiert. Insofern ist das, womit ich mit bei "On the Roam" beschäftige, gute alte Familientradition.

"Aquaman ist Slash - nur ohne Gitarre"

teleschau: Haben Sie feste Buddies, mit denen Sie Ihren Leidenschaften nachgehen?

Momoa: Ich glaube, fast alle Menschen, mit denen ich Zeit verbringe, teilen eine oder mehre dieser Leidenschaften. Nicht jeder fährt Motorrad, aber fast alle, die ich liebe, fotografieren gerne. Natürlich ist das alles keine Voraussetzung, um eine gute Zeit miteinander zu haben. Es gibt aber Menschen, mit denen ich mich besonders gerne über bestimmte Themen auseinandersetze. Einer davon ist mein ehemaliger Gitarrenlehrer, der auch in einer Episode der Serie porträtiert wird. Ich bin ein Blues-Mann. Wenn ich guten Blues höre oder spiele, vergessen ich die Zeit und alles um mich herum. Blues ist eine Möglichkeit, die Zeit anzuhalten. Wer sich dem Blues hingibt, altert nicht. Ich liebe Musik so sehr, dass ich sehr froh darüber bin, nicht mein Geld damit verdienen zu müssen. Das würde nämlich bedeuten, Kompromisse machen zu müssen.

teleschau: Geht es in Ihrer Serie und der Begeisterung für die Kunst nicht vor allem darum, wie man sich den Dingen nähert?

Momoa: Ja. Es geht mir immer um die Seele des Menschen, die sich in seinem Werk zeigt. Natürlich schauen wir uns eine tolle Gitarre oder ein großartiges Motorrad an. Aber ich will eigentlich immer wissen, welche Eigenschaften daran den Menschen dahinter repräsentieren. Mein Lieblingsgitarrist aller Zeiten, den ich für diese Serie treffen durfte, und da war ich echt nervös, ist Slash von Guns'n'Roses. Wie Slash an die Gitarre herangeht, habe ich in meiner Rolle als Aquaman nachgeahmt. Aquaman ist Slash - nur ohne Gitarre. Ich finde, das ist relativ eindeutig. Insofern inspiriert mich die Art, wie Künstler ihre Werkzeuge verwenden, für mein eigenes Ding. Selbst wenn das, was ich mache, etwas völlig anderes ist. Kunst ist universell und sie verbindet uns Menschen unabhängig von einer spezifischen Disziplin.

teleschau: Sie zeigen sich in der Doku mehr als begeisterter großer Junge, denn als cooler Typ. Ist das Ihre wahre Persönlichkeit?

Momoa: Ich bin nur das Vehikel, um all diese schönen Dinge und die Menschen dahinter zeigen zu können. "On the Roam" ist vielleicht das Schönste, was ich in meinem beruflichen Leben bisher machen durfte. Weil ich über acht Folgen einfach nur zum Kern jener Dinge vordringen durfte, die mich in meinem Leben am meisten begeistert haben. Aber wenn ich da anders rüberkomme als in meinen Filmen, kann ich nur sagen: Ich bin nicht der coole Typ aus diesen Filmen. Eigentlich bin ich überhaupt nicht cool.

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