Michi Beck und Smudo: "Wenn einer ins Wasser springt, springt der andere hinterher"

Im Interview zu "The Voice Kids" Sie zählen zu den "The Voice"-Urgesteinen: Als "Fanta 2" nehmen Michi Beck und Smudo seit zehn Jahren auf dem Doppel-Sitz als Coaches Platz. Wie sich die Arbeit bei "The Voice of Germany" von der beim nun startenden "The Voice Kids" (Joyn/SAT.1) unterscheidet, erzählen die Rapper im Interview.

Sie sind die Väter des deutschen HipHops: Als Die Fantastischen Vier revolutionierten Michi Beck und Smudo gemeinsam mit ihren Bandkollegen Thomas D und And.Ypsilon vor 35 Jahren die deutsche Musikszene. Zehn Alben wurden seither veröffentlicht, vier davon landeten auf Platz eins der deutschen Charts. Neben ihrer Hauptätigkeit als Musiker waren die einzelnen Bandmitglieder in den vergangenen Jahren immer wieder im Fernsehen zu sehen. Michi Beck und Smudo nahmen als die "Fanta 2" 2014 erstmals auf dem Doppel-Sitz als Coaches an "The Voice of Germany" Platz. Mit den Talents Charley Ann Schmutzler ("Blue Heart") und Jamie-Lee Kriewitz ("Ghost"), die Deutschland 2016 beim Eurovision Song Contest vertrat, holten sie zweimal den ersten Platz.

2021 wechselten Michi Beck und Smudo in die Jury des Ablegerformats "The Voice Kids", wo sie ebenfalls zweimal (2022 und 2023) gewannen. Wie sie die Zusammenarbeit am geteilten Buzzer meistern, erzählen Michi Beck und Smudo im Interview zum Start der zwölften Staffel von "The Voice Kids" (ab Freitag, 15. März, bei Joyn, sowie ab Freitag, 22. März, wöchentlich, um 20.15 Uhr, bei SAT.1). Auch sprechen die Rapper über die Eigenschaften, die ein guter Coach mitbringen muss, und welche Vorteile sie als Familienväter (Smudo hat drei Töchter, Michi Beck hat zwei Töchter) gegenüber den anderen Coaches haben.

teleschau: Betrachtet man die Marke "The Voice" als Ganzes sitzen Sie seit zehn Jahren auf dem Jury-Sessel. Warum macht Ihnen das Format immer noch Spaß?

Smudo: "The Voice" ist eine sehr ehrliche Show, und es ist auch die einzig gute Musikshow im Fernsehen. Die Band ist völlig geil, und der Fokus liegt auf den Talenten und nicht auf den Momenten, in denen sie albern sind oder sich blamieren.

Michi Beck: Das Schöne ist auch, dass nichts inszeniert ist: Sobald sich irgendwelche Szenen zwischen uns Coaches abspielen, glauben die Leute immer, dass es da so ein Skript gäbe. Aber wir sind ja alles Musiker und keine Schauspieler, deswegen wäre das wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. (lacht) Alles passiert so, wie es eben passiert.

teleschau: Stehen Sie mit Ihren früheren "The Voice"-Schützlingen noch in Kontakt?

Michi Beck: Ja, erst vor ein paar Tagen hat sich Jamie-Lee (Kriewitz, die ESC-Teilnehmerin, d. Red.), unsere zweite Gewinnerin aus dem Jahr 2015, wieder gemeldet. Wir sind inzwischen auch befreundet. Grundsätzlich dürfen uns die Talents immer wieder besuchen, wenn wir live spielen.

teleschau: Stehen Sie dann teilweise auch mit Ihnen auf der Bühne?

Michi Beck: Nein. Im Gegensatz zu den anderen Coaches, die sich immer wieder über Unterstützung freuen, ist unsere Bühne so schon immer ziemlich voll. Wir sind bei #VoiceKids zwar als Doppel dabei, aber auf der Bühne sind wir ja Die Fantastischen Vier plus Band.

Über den Unterschied zu "The Voice of Germany"

teleschau: Was fällt Ihnen leichter: Die Arbeit mit jungen Talents bei "The Voice Kids" oder mit den Erwachsenen bei "The Voice"?

Smudo: Beides birgt seine Herausforderungen.

Michi Beck: Bei den Kids sticht heraus, dass sie durch die Bank Vorschläge besonders schnell annehmen. Das liegt daran, dass sie durch die Schule gewöhnt sind zu lernen und das als einen ganz normalen Prozess wahrnehmen, während bei den großen Talents viele dabei sind, die über die Zeit bestimmte Routinen entwickelt haben und deshalb hier und da eingefahrener sind.

teleschau: Haben Sie als Familienväter Vorteile gegenüber den kinderlosen Coaches im Umgang mit jungen Talents?

Smudo: Vielleicht. Das kann ich nicht so richtig beurteilen. Aber mein Eindruck ist schon, dass wir den Kindern auf Augenhöhe begegnen und nicht einfach nur sagen: "Oh, das hast du aber toll gemacht!" Ob das die Kids auch so sehen, müssten wir vielleicht mal fragen. Wir machen das jetzt seit zehn Jahren, in der Zeit wurden meine eigenen Kinder natürlich auch größer, und mein Blick hat sich schon verändert.

Michi Beck: Ich bin ganz erstaunt, wie natürlich der Umgang der kinderlosen Coaches mit den jungen Talenten ist. Natürlich weiß ich nicht, wie es bei den anderen im Coaching-Modus ist, aber in der Show selbst ist es weder von Vor- noch von Nachteil, Kinder zu haben. Mir scheint es schon so, dass alle den richtigen Ton treffen.

Über die Konkurrenz der anderen Coaches

teleschau: Welche Vorteile haben Sie gegenüber den anderen Coaches?

Michi Beck: Naja, wir sind zu zweit, was den Vorteil hat, dass wir uns immer beraten können. Denn vier Ohren hören immer mehr als zwei. Hinzukommt unser "Waldorf und Statler"-Humor, den wir beide lustig finden. Da ist es uns dann auch egal, ob jemand anders den auch lustig findet. Und: Wir haben eine Zeitlang eine Plattenfirma und eine Booking-Agentur betrieben. Von daher bringen wir vielleicht auch von der professionellen Seite etwas mehr mit als die anderen.

Smudo: Wobei man natürlich sagen muss, dass wir nicht die klassischen Musiker sind. Wir sind Rapper und Unterhaltungskünstler, aber keine Klaviervirtuosen oder Gesangstalente. Deshalb betrachten wir diese Form der Unterhaltung vielleicht ein bisschen ganzheitlicher.

teleschau: Spielt es für die Talents eine Rolle, dass Sie "nur" rappen, aber nicht singen?

Michi Beck: Nein, weil alle Teams zusätzlich zu uns als Coaches auch mit professionellen Vocal-Coaches arbeiten. Aber die Talents checken schon, dass Álvaro (Soler, d. Red.) mehr Instrumente spielen kann als die Fantas. Wenn man darauf Wert legt, geht man vielleicht auch eher da hin. Aber wenn ein Kind mehr Wert darauf legt, professionell oder vielleicht auch lustiger durch die Sendung geführt zu werden, dann sind wir wieder im Vorteil.

"Es gibt nicht das eine Merkmal, das einen guten Coach auszeichnet"

teleschau: Was zeichnet einen guten Coach aus?

Michi Beck: Ich finde, alle fünf, die wir da sitzen, sind gute Coaches. Es gibt nicht das eine Merkmal, das einen guten Coach auszeichnet. Was die Show aber auszeichnet ist, dass da fünf Leute sitzen, die Spaß an dem haben, was sie machen, und die das vor allem ernst nehmen. Wir alle gehen an diese Aufgabe mit viel Herzblut und viel Empathie den Talents gegenüber heran.

Smudo: Ich glaube, einen guten Coach zeichnet aus, dass er sich in die Lage des Talents versetzen kann und genau die richtige Dosis an Herausforderung fordert. Denn sie sollen sich auch verbessern, etwas lernen und sich vor allem wohl dabei fühlen, vor so vielen Menschen aufzutreten.

teleschau: Sie teilen sich einen Buzzer. Wie oft kommt es vor, dass einer von Ihnen sich ohne Absprache für ein Talent entscheidet?

Smudo: Das ist tatsächlich etwas, das wir zu vermeiden versuchen. Jeder von uns hatte in der Vergangenheit vielleicht ein bis zwei "Jetzt hau ich schnell drauf"-Momente. Das Gute an uns ist, dass wir die Zusammenarbeit schon total gewohnt sind: Wenn einer ins Wasser springt, springt der andere hinterher.

Über 35 Jahre Die Fantastischen Vier

teleschau: Als Fantastische Vier sind Sie seit 35 Jahren aktiv. Werden Sie das Jubiläum besonders feiern?

Smudo: Wir finden nicht, dass wir nach 35 Jahren so ein großes Event daraus machen müssen. Wir haben vor fünf Jahren die "30 Jahre Stadion Tour" abgefackelt und dazu auch ein paar Sachen mehr gemacht. Die 35 wird aber kommen und gehen.

Michi Beck: Aber wir veröffentlichen ein neues Album: Das kommt am 4. Oktober raus und heißt "Long Player". Im Dezember gehen wir damit dann auf Tour.

teleschau: Hätte sich Ihr 20-jähriges Ich vorstellen können, eines Tages in einer Casting-Show zu sitzen?

Michi Beck: (lacht) Nein. Eigentlich hat unser Kollege Max Herre uns die Türen geöffnet: Er stand damals bei unserem Label Four Music unter Vertrag. 2013 saß er in der Jury von "The Voice of Germany" und hat eigentlich noch weniger reingepasst als wir es vermeintlich taten. Deshalb haben wir uns die Show dann angeschaut und haben gemerkt, dass es eine richtige Musikshow und keine gewöhnliche Castingshow ist.

Smudo: Im Allgemeinen ist es immer ein bisschen schwierig, als Musiker Fernsehen zu machen. Bei uns kommt noch hinzu, dass immer die Frage im Raum steht: Was macht das mit der Band, wenn einer von uns jetzt die große Solo-Side-Karriere macht? Dadurch dass wir auf dem Doppelstuhl sitzen, sind wir im Grunde eine Bandrepräsentanz. Hinzukommt, dass der bunte Blumenstrauß an Programmen, den es im Fernsehen gibt, manchmal den Blick auf bestimmte Formate vernebelt. Uns war aber schon klar: "The Voice" ist die gute Musikshow, und das Konzept, dass die Coaches zu Beginn mit dem Rücken zur Bühne sitzen, war damals noch sehr jung. Wir haben uns dann intensiv mit dem Format beschäftigt, ehe wir zugesagt haben. Rückblickend war das eine wichtige Entscheidung für uns und auch für unsere Karriere.

Über Zukunftspläne

teleschau: Hätten Sie sich in so jungen Jahren auf die Bühne gewagt?

Smudo: Nicht bei "The Voice Kids"! Wir sind immer gerne auf die Bühne gegangen, auch als wir jung waren und ohne Band. Aber in ein so großes Format vor Fernseh-Deutschland hätten wir uns nicht getraut.

teleschau: Wenn Sie auf die kommenden Jahre blicken: Gibt es ein Projekt oder eine Tätigkeit, die Sie gerne noch ausprobieren wollen?

Michi Beck: Auf unserer Bucket-List steht im Moment nichts anderes als unser Album. Wir sitzen im Studio, das ist unsere Hauptaufgabe, und das erfordert unsere ganze Konzentration. Wir sind hauptberuflich Musiker, und das wollen wir auch bleiben. Ein bisschen Fernsehen nebenbei ist okay. Und auf den Start von "The Voice Kids" freuen wir uns jetzt natürlich besonders! Ansonsten wünschen wir uns einfach ein bisschen mehr Urlaub.

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