Publikumsliebling in allen Rollen: Zum Tod von Schauspieler Fritz Wepper

Im Alter von 82 Jahren gestorben Er schnupperte Hollwood-Luft und spielte sich dank "Derrick" und "Um Himmels Willen" in die Herzen des deutschen TV-Publikums. Nun ist Fritz Wepper im Alter von 82 Jahren "friedlich eingeschlafen".

Immer wieder hatte er in den letzten Jahren gesundheitliche Rückschläge erlitten. Nun starb Publikumsliebling Fritz Wepper in einem Hospiz in Oberbayern im Alter von 82 Jahren. Das bestätigte Weppers Ehefrau Susanne Kellermann (49) am Montag gegenüber "Bild". Erst im Oktober hatte der Schauspieler den Tod seines jüngeren Bruders Elmar verkraften müssen.

Galt Elmar, der jüngere der beiden, immer als der stillere Wepper, lebte der ältere Fritz sein Leben vor den Augen der Öffentlichkeit. Mit seinen Rollen als Inspektor Harry Klein im Krimi-Dauerbrenner "Derrick" und Bürgermeister Wöller in der Fernsehserie "Um Himmels Willen" war er einer der größten deutschen Publikumslieblinge, und auch in Hollywood reüssierte der gebürtige Münchner, dessen Markenzeichen die Komik hinter harter Schale war.

Falsches "Derrick"-Zitat ärgerte Fritz Wepper zeitlebens

"Harry, fahr schon mal den Wagen vor!" Dieser Satz haftete Fritz Wepper bis zum Schluss an, und er ärgerte ihn zeitlebens, wie er in seiner Biografie "Ein ewiger Augenblick", die 2021 zu seinem 80. Geburtstag erschien, noch einmal in aller Deutlichkeit wissen ließ. Denn das vermeintliche Kult-Zitat aus der in mehr als 100 Länder verkauften Krimireihe - sie lief im ZDF von 1974 bis 1998 - ist in keiner der 281 Folgen so vorgekommen. Trotzdem verfolge es ihn noch immer, schrieb Wepper frustriert. "Denn es fühlte sich für mich so an, als würde man die Jahre harter Arbeit, die ich in 'Derrick' investiert hatte, auf einen ziemlich blöden Satz reduzieren."

Immerhin bewies der Schauspieler Humor, als er in einer Comic-Persiflage des Krimis seine Figur selbst synchronisierte. Berühmt machte sie ihn auf jeden Fall, die Übersetzungen in aller Herren Länder sind so skurril wie legendär.

Mitten hinein in die "Derrick"-Zeit fiel Bob Fosses berühmte Musical-Verfilmung "Cabaret" von 1972, mit Wepper als Verehrer einer Jüdin aus besserem Hause, der sich dann spät zu seiner eigenen jüdischen Herkunft bekennt. Als Beau mit aufgeklebtem Oberlippenbärtchen lief er an der Seite von Hollywoodstars wie Liza Minnelli und Michael York zur Hochform auf. Gerne hätte er an der Oscar-Verleihung in L.A. teilgenommen, die ihm nach eigener Auskunft jedoch der "Derrick"-Produzent Helmut Ringelmann verwehrte, was Wepper ihm nie verziehen habe.

Theater - von Kindesbeinen an

Es sind zwei besondere Filme, die Weppers Karriere trotz vielfacher weiterer Erfolge und Auszeichnungen (Deutscher Filmpreis, Deutscher Fernsehpreis) über andere stellten. Neben "Cabaret" war das Bernhard Wickis Antikriegsfilm "Die Brücke" von 1958, in dem er mit 18 Jahren einen von sechs Jugendlichen spielte, die am Ende des Krieges in sinnlosem Kampf eine Brücke verteidigen sollen. Weppers eigener Vater war nie aus dem Krieg heimgekehrt.

Schon mit neun wurde Fritz Wepper, Jahrgang 1941, für Kindersendungen im Bayerischen Rundfunk entdeckt, mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Elmar spielte er Schultheater am Wittelsbacher Gymnasium, mit elf dann bereits auf den Profibühnen. Noch im Alter sagte er: "Wenn man sozusagen vom Bau kommt, dem Theater, beherrscht man Atem- und Sprechtechniken. Es gibt ja in der heutigen Zeit unterschiedliche Entwicklungen bei jungen Kollegen, die den Beruf wahrnehmen. Da höre ich es sofort heraus, wenn jemand nicht vom Theater kommt."

Reduktion und Typisierung seiner Charaktere waren Weppers Markenzeichen. Im Film "Mein Fritz", den seine zweite Ehefrau Susanne Kellermann zu seinem 80. Geburtstag veröffentlichte, spielt er mit seinem Bruder Elmar, der im Oktober 2023 überraschend starb, noch einmal das Kasperltheater seiner Kindheit vor seiner jüngsten Tochter Filippa. Es wirkt bei aller Unbeschwertheit wie eine Vorübung zum späteren Erfolg.

"Der Wöller schlummert in mir auf Abruf"

Dass die Produktion der Klosterserie "Um Himmels Willen" (ARD) Ende 2020 eingestellt wurde, hat ihn sehr gewurmt. "Es war sehr traurig, als wir den letzten Drehtag hatten. Da flossen viele Tränen", berichtete Fritz Wepper im Interview mit der Agentur teleschau vom Abschied von "Um Himmels Willen", wo er jahrelang bestens mit Janina Hartwig und zuvor mit Jutta Speidel harmoniert hatte. Im Film "Mein Fritz" konnte man noch einmal sehen, wie gerne er in die Rolle des Kaltenthaler Bösewichts und Bürgermeisters schlüpfte. "Der Wöller schlummert in mir auf Abruf!", sagte er da in der Maske, und die spontanen Proben mit Janina Hartwig zeigten, wie leicht ihm die Schauspielerei von der Seele ging.

Als er Anfang 2020 im teleschau-Interview nach dem näherkommenden runden Geburtstag angesprochen wurde, hatte der Star, der sagte, er habe in jungen Jahren "teilweise Wäschekörbe voller Post bekommen", noch ganz cool geantwortet: "Ich halte mich, nachdem ich Französisch spreche, an die französische Wahrnehmung. Da heißt 80 'quatre-vingt', also viermal zwanzig. Diese Sicht auf die Dinge empfinde ich als etwas entspannter."

In den letzten Jahren seines Lebens hatte der Schauspieler immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, darunter einer Blutvergiftung, Hautkrebs und eine Tumorerkrankung. Doch immer wieder hatte er sich erholt. Bis jetzt. Als Fritz Wepper nach einer erneuten Sepsis im Dezember immer schwächer wurde, verlegte man ihn in ein Hospiz, wo er, umsorgt vom Personal und seiner Familie, seine letzten Tage verbrachte. "Fritz ist friedlich eingeschlafen", bestätigte Susanne Kellermann gegenüber "Bild".

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