Ausstellung "The Smoking Chemnitzer:in" zeigt diverse Räucherfiguren

Kultur Forschung über Repräsentation von Frauen und queeren Menschen in Chemnitz führt zum Design von Räucherfiguren

Chemnitz. 

Chemnitz. Im Kulturhauptstadtprojekt "The Smoking Chemnitzer:in" an der Professur Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz wurden die Repräsentation von Frauen und queeren Menschen in Chemnitz erforscht und neue Räucherfiguren entwickelt.

 

Geschichten und Perspektiven erzgebirgischer Volkskunst

Seit mehr 200 Jahren räuchern nun schon kleine Holzfiguren vor allem in der Weihnachtszeit in verschiedenen Duftnoten. Oft stellen sie Figuren des ländlichen, handwerklichen Alltags dar - ganz im Gegensatz zu den Nussknackern, die in der Regel die "Obrigkeiten", wie Könige, Husaren oder Meister, verkörpern. Bisher wenig erforscht, verbergen sich hinter den traditionellen Räuchermännchen aus dem Erzgebirge viele offene Fragen: Welche Geschichten erzählen sie? Welche Perspektiven repräsentieren sie? Welche Geschichten und Perspektiven bleiben in dieser Volkskunst oft unbeachtet? Und wie können sie weiterentwickelt werden, um die Vielfalt unseres Alltags widerzuspiegeln?

 

Weiterentwicklung von Räucherfiguren an TU Chemnitz

Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt für ein Projektseminar des Masterstudiengangs "Interkulturelle Kommunikation - Interkulturelle Kompetenz" an der Technischen Universität Chemnitz, in dem sich Studierende kritisch mit transkulturellen und globalisierten Gesellschaftsstrukturen auseinandersetzten. Das vom Kulturhauptstadt-Fonds der TU Chemnitz (TUCculture 2025) geförderte Projekt "The Smoking Chemnitzer:in" erforschte unter der Leitung von Dr. Melanie Hühn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Interkulturelle Kommunikation die Tradition von Räuchermännchen aus dem Erzgebirge und rückte gleichzeitig mit dem Entwurf neuer Räucherfiguren Frauen und andere marginalisierte Gruppen aus Chemnitz in den Fokus.

 

Theorie, Beobachtung, Analyse und Gestaltung

Zunächst setzten sich die Studierenden theoretisch mit den Themen "Tradition", "Gender", "Stereotype" und "Repräsentationen" auseinander. Parallel dazu besuchten sie unter anderem Museen und Chemnitzer "Frauenorte", sahen Filme über Frauen in Chemnitz und besuchten Volkskunstwerkstätten. Nach und nach entstanden so bei den Studierenden Ideen, welche marginalisierte Gruppen unserer Gesellschaft untersucht werden könnten, die bisher nur wenig im Licht der Öffentlichkeit stehen. Mit Hilfe von Interviews mit Chemnitzerinnen, der Analyse von Dokumenten von und über Chemnitzer Frauen und queere Personen, der Recherche im Archiv der Universitätsbibliothek oder der teilnehmenden Beobachtung im Stadtraum wurden vier Teilprojekte bearbeitet: "Frauen in der Wissenschaft", "Queer sein in Chemnitz", "Frauen in der Musikbranche" und "Migrantinnen in der Altenpflege". Diese Teilprojekte wurden abschließend in Form von vier neuen Räucherfiguren symbolisiert.

 

Sensibilisierung für Repräsentation und Ungleichheiten

"Unser Ziel war es, marginalisierte Gruppen sichtbar zu machen und im regionalen Kunsthandwerk das Bewusstsein für Themen der Repräsentation und Stereotypen zu stärken", erklärt Martin Liebau, einer der Studierenden der Projektgruppe. "Zudem sollten die Studierenden in dem Forschungsprojekt Theorie und Praxis weiter verbinden und einen Beitrag zum Praxistransfer ihrer Erkenntnisse leisten. Des Weiteren wurden die Studierenden in das Projektmanagement, die Projektdokumentation und die Öffentlichkeitsarbeit aktiv eingebunden und konnten so viele Erfahrungen für ihre spätere berufliche Tätigkeit sammeln", fügt Hühn hinzu. "Das Seminarprojekt hat gezeigt, wie neue Diskurse der interkulturellen Kommunikation in kreative Kunstformen umgesetzt werden können. Es bot Raum für Reflexion und Dialog und verknüpfte regionale Traditionen mit der Sensibilisierung für Leerstellen in der gesellschaftlichen Repräsentation und damit für soziale Ungerechtigkeiten", sagt Hühn .

 

Ausstellung der Räucherfiguren auf dem Brühl

Vom 12. bis 14. April 2024 präsentieren die Studierenden die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes im Rahmen einer Ausstellung im Chemnitzer Projekthaus Brühl 71 einer breiten Öffentlichkeit. Dort werden erstmals die selbst entworfenen und vom Schneeberger Holzgestalter Markus Weber angefertigten Räucherfiguren zu sehen sein. Darüber hinaus soll die Ausstellung als öffentlicher Raum dienen, der den Dialog über Traditionen, Volkskunst, Repräsentationen und marginalisierte Gruppen anregt. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen erteilt Dr. Melanie Hühn telefonisch unter 0371 531-35975.

 

Öffnungszeiten: 12. April, 17 - 20 Uhr | 13. April, 12 - 18 Uhr | 14. April, 12 - 16 Uhr

Ort: Chemnitz, Projekthaus Brühl 71

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