Erst Feiern, dann warten: Hat Chemnitz ein Taxi-Problem?

Diskussion OB bringt andere Mobilitätsdienstleister ins Spiel - das stößt auf Kritik

Freunde treffen und gemeinsam feiern ist in Chemnitz endlich wieder möglich. Abends in die Bar oder den Club, herrlich! Doch danach beginnt das Problem: Letzter Anschluss für die Busse und Bahnen der Chemnitzer Verkehrs AG ist 23.45 Uhr an der Zentralhaltestelle. Die nächsten Linien fahren dann erst wieder in den frühen Morgenstunden um 3.45 Uhr. Menschen in Feierlaune haben also die Wahl: Entweder zeitig den Heimweg antreten oder in der Location ausharren - sofern diese überhaupt so lange geöffnet hat. Die Alternative: ein Taxi rufen. Doch das gestaltet sich derzeit schwierig. Bereits tagsüber sind an den Taxi-Ständen kaum Fahrzeuge anzutreffen. An den Wochenenden und in den späten Abendstunden ist noch mehr Geduld gefragt.

Personal- und Kostenprobleme als Begründung

Ein Grund für das Taxiproblem in der Stadt sei der Personalmangel in der Branche. Die nicht allzu beliebten Nachtdienste machen die Suche nach Fahrerinnen und Fahrern nicht einfacher, berichten Taxiunternehmen. Ein weiteres Problem seien die Kosten, "wobei die Stadt bereits mit höheren Tarifen gegengesteuert hat", erklärte Sven Schulze diese Woche. Für den Chemnitzer Oberbürgermeister ist der Taxi-Mangel kein Zustand, der in Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025 so weitergehen kann. Das Stadtoberhaupt wolle mit der Taxi-Genossenschaft ins Gespräch kommen, um Lösungen zu finden. Notfalls werde die Stadt über alternative Wege nachdenken müssen, zum Beispiel über andere Mobilitätsdienstleister. Private Fahrdienste seien in anderen Städten bereits unterwegs.

"Drohungen sind kontraproduktiv"

Für Dietmar Berger, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken, ist die Drohung gegen die Taxi-Genossenschaft, Wettbewerber zuzulassen, kontraproduktiv. "Die Taxigenossenschaft Chemnitz leistet seit 1946 eine hervorragende Arbeit für die Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Alle, die auf ein Taxi angewiesen sind, können sich grundsätzlich auf die Taxigenossenschaft und ihre Mitglieder verlassen. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, die auch wegen Personalnot die fragliche Nachtzeit nicht abdecken können, wird dagegen - zurecht - nicht mit der Öffnung des Markts gedroht."

Keine Unterstützung von Preiskampf

Auch die generellen Preissteigerungen würden dazu führen, dass das Geld bei den Nutzerinnen und Nutzern nicht so locker sitzt. Es sollte laut Berger eher Ziel sein, Lösungen zu finden, um die Taxigenossenschaft zu stärken und die Interessen der Chemnitzerinnen und Chemnitzer auf Transportmöglichkeiten zur Nachtzeit auch auf anderem Weg abzudecken. "Hier verweisen wir auch auf den ÖPNV und hoffen, dass sich dort bald eine Lösung abzeichnet. Einen Preiskampf auf Kosten Chemnitzer Unternehmen werden wir nicht unterstützen."

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