Grabungen an Johanniskirche legen altes Lokal "Goldener Anker" frei

Archäologie Schätze aus der Unterwelt zu Tage gebracht

Kleine Schalen, Aschenbecher, Saucieren, Sahnekännchen, Flaschen, eine Vase oder ein Löffel - all das befand sich früher einmal im alten Gasthaus "Goldener Anker". Bei den aktuellen Grabungen auf dem alten Parkplatz an der Johanniskirche sind kürzlich die Mauern des früheren Lokals freigelegt worden. Die Gaststätte wurde 1945 bei der Bombardierung der Stadt zerstört. Neben gastronomischem Inventar stieß man auch auf die Kellerfundamente des Gebäudes. Ein dazugehöriger kleiner Keller kann in das 16./17. Jahrhundert datiert werden. Möglicherweise gehört er zu der ehemaligen Brennerei aus der das Traditionsgasthaus hervorgegangen sein soll.

Gasthaus diente als Durchgangsgasthof

Das Gasthaus "Goldener Anker" befand sich laut Grabungsleiter Peter Hiptmair früher außerhalb der Chemnitzer Stadtbefestigung am Johannistor und galt damit quasi als Durchgangsgasthof für Reisende wie Händler, die es nicht mehr rechtzeitig ins Innere der Stadt schafften. Der im Krieg zerstörte "Goldene Anker", der vielen älteren Chemnitzern noch in Erinnerung sein dürfte, war erst in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts grundlegend erneuert worden. Die Archäologen fanden bei ihren Grabungen allerdings nicht nur Mauern des Lokals und dazugehöriges Inventar. Auch Teile der Chemnitzer Trümmerbahn wurden entdeckt. Mit der Bahn wurden Trümmer aus der ausgebombten Stadt transportiert - vermutlich aus der Johannisvorstadt über die Bernsdorfer Straße zum späteren Stadtforum, so Peter Hiptmair.

Untersuchungen gehen bis zum Frühjahr 2022

Die noch bis zum Frühjahr des nächsten Jahres stattfindenden archäologischen Untersuchungen auf dem Johannisplatz sind nötig geworden, da das Gelände mit Wohn- und Geschäftshäusern überbaut werden soll. Das Areal bildet die derzeit größte Grabungsstelle im Freistaat Sachsen innerhalb einer Stadt.

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