Kriminalitätsstatistik: Straftaten rund um Chemnitz gestiegen, aber...

Polizeibericht ... niedrigste Häufigkeit im Vergleich zu anderen sächsischen Städten und Landkreisen

Chemnitz. 

Chemnitz. Die Menschen in Chemnitz und Umgebung werden krimineller. Das zeigt die aktuelle Kriminalitätsstatistik der Polizeidirektion Chemnitz. Danach hat sich im vergangenen Jahr die Anzahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion gegenüber dem Vorjahr um 12,4 Prozent erhöht. Insgesamt mehr als 46.000 Straftaten wurden in der Stadt Chemnitz sowie im Landkreis Mittelsachsen und im Erzgebirgskreis registriert. "Der Anstieg der Straftatenzahlen kommt nicht ganz unerwartet", sagt Polizeipräsident Carsten Kaempf.

Fast zwei Drittel aller Straftaten wird aufgeklärt

Waren zur Kriminalstatistik 2022 nur geringe Zuwächse gegenüber 2021 ersichtlich, fallen diese 2023 deutlich höher aus. Carsten Kaempf: "Wir haben im vergangenen Jahr wieder ein Kriminalitätsniveau wie vor der Corona-Pandemie erreicht. Dennoch weisen die beiden Landkreise sachsenweit die niedrigste Häufigkeitszahl auf. Auch Chemnitz ist im Vergleich der sächsischen Großstädte am wenigsten kriminalitätsbelastet. Ebenso erfreulich ist, dass trotz gestiegener Fallzahlen die Aufklärungsquote auf hohem Niveau blieb." Knapp 30.000 Fälle konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote beträgt somit 64,7 Prozent.

Immer mehr Kinder und Jugendliche machen sich strafbar

Insgesamt wurden rund 20.000 Tatverdächtige ermittelt. Dabei handelt es sich um rund 13.000 deutsche und knapp 7.000 nichtdeutsche Tatverdächtige, wobei fast die Hälfte der nichtdeutschen Tatverdächtigen gegen Bestimmungen des Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetzes verstieß. Mehr als 15.000 der Tatverdächtigen waren Erwachsene, rund 1.700 Heranwachsende, 2.000 Jugendliche und rund 1.300 Kinder. In allen Altersgruppen der Nichterwachsenen sei ein Anstieg zu verzeichnen, informiert die Polizeidirektion Chemnitz. "Viele Tatverdächtige im Bereich der Jugendkriminalität fallen mit alterstypischen Straftaten wie Ladendiebstählen oder Sachbeschädigungen auf", informiert Carsten Kaempf. "Ein hoher Anteil nichterwachsener Tatverdächtiger weist aber auch Raubdelikte, Erpressungen und Körperverletzungen auf. Was uns wirklich Sorgen bereitet, ist die Intensität bei Gewaltdelikten, die von Kindern und Jugendlichen verübt werden." Auch die Verbreitung von Videoaufnahmen solcher Taten sei vermehrt festzustellen. Kaempf: "Neben den polizeilichen Ermittlungen zur Aufklärung der Taten müssen gerade bei jungen Intensivtätern die Anstrengungen verstärkt werden, um einer weiteren solchen Entwicklung entgegenzuwirken und keine kriminellen Karrieren entstehen zu lassen. Hier sind neben der Polizei und den Justizbehörden auch Eltern, Schulen und Jugendämter gefordert, um im Zusammenwirken eine Verhaltensänderung zu bewirken."

Mehr Körperverletzungen und Diebstähle

Besonders bei den Rohheitsdelikten wie Körperverletzungen und Raubüberfälle ist die Anzahl der registrierten Delikte massiv gestiegen. 2022 waren es noch rund 6.000 Straftaten, im vergangenen Jahr hat sich die Zahl mit knapp 7.200 Fällen um fast 19 Prozent erhöht. Etwa zwei Drittel der Straftaten entfällt auf vorsätzliche einfache Körperverletzungen, Bedrohungen sowie gefährliche und schwere Körperverletzungen. Bei sonstigen Raubüberfällen auf Straßen hat sich die Fallzahl von 75 auf nun 154 mehr als verdoppelt. "Dass sich das Leben im vergangenen Jahr wieder viel mehr im öffentlichen Raum abgespielt hat und auch wieder mehr Menschen zusammenkamen, spiegelt sich auch in der Kriminalitätsentwicklung wider. Im nun wieder 'normalen' Alltag entstehen viel mehr Tatgelegenheiten und wurden mehr Straftaten begangen, besonders im Bereich der Straßenkriminalität. Beispielsweise seien hier Raubdelikte, Körperverletzungen aber auch Taschendiebstähle genannt. Diese Entwicklung müssen wir in der Chemnitzer Innenstadt, aber auch in den größeren Städten und in den Landkreisen feststellen." Bei Taschendiebstählen ist eine Verdopplung der Fallzahlen zu verzeichnen. Steigende Zahlen weisen auch die Ladendiebstähle als auch die Fahrraddiebstähle auf. Allgemein machen Diebstahlsdelikte insgesamt etwa 29 Prozent der Gesamtkriminalität im Bereich der Polizeidirektion Chemnitz aus. Die Zahl der Diebstähle ist 2023 um rund 2.100 Fälle auf nun 13.400 Straftaten angestiegen.

Gibt's auch gute Nachrichten?

Ja, erfreulich ist laut Polizeidirektion, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche leicht auf nun 362 Fälle gesunken ist. Bei 152 dieser Fälle blieb die Tat im Versuchsstadium stecken. Unter den erfassten Wohnungseinbrüchen sind 162 Fälle des Tageswohnungseinbruchs, bei dem die Tatzeit zwischen 6 und 21 Uhr liegt. Ebenso rückläufig ist die Zahl der Diebstähle von Kraftwagen. Mit nur 112 Fällen wurden nochmal weniger Autodiebstähle registriert als im Vorjahr und somit der niedrigste Stand seit zehn Jahren erreicht.

OEG seit Ende 2023

Im Chemnitzer Innenstadtbereich führt seit November 2023 die neu gegründete operative Einsatzgruppe (OEG) täglich vorwiegend zu Fuß ihre Streifen durch. Carsten Kaempf: "Hier bemerken wir durch die verstärkte polizeiliche Präsenz bereits erste positive Effekte. Aber auch in den Landkreisen gibt es Bereiche mit einer auffälligeren Kriminalitätsentwicklung. Auch dort haben wir als Polizei unsere Maßnahmen verstärkt. Beispielsweise wurden auch in Aue im vergangenen Jahr regelmäßig Einsätze zur Bekämpfung der Straßenkriminalität durchgeführt. Analog gehen wir auch in den anderen Revierbereichen mit Polizeipräsenz, aber auch Einsatzmaßnahmen, unterstützt durch die sächsische Bereitschaftspolizei, an Orten vor, wo sich eine besondere Kriminalitätsentwicklung zeigt."

 

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