Kunstfestival Begehungen ergründet Formen des Protests

Ausblick 21. Auflage im August am Gründungsort des Chemnitzer Schulmodells

Chemnitz. 

Chemnitz. Nachdem sich das Kunstfestival Begehungen in den vergangenen Jahren im Chemnitzer Umland niedergelassen hatte, kehrt es für die 21. Auflage nun zurück in seine Heimatstadt. Im August wird das Festival an einem Ort stattfinden, der eng mit den Protesten in der DDR 1989 verbunden war: dem Gründungsgebäude des Chemnitzer Schulmodells an der Charlottenstraße 52. In diesem Jahr bildet es unter dem Titel "KIPPELN" vom 15. bis 23. August den authentischen Rahmen für das Festival.

Protest als tragendes Festivalthema

Rückblick: 1989 versammelte sich eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, um das Bildungssystem der DDR zu verändern. Zwar war die DDR bald Geschichte, doch die Idee nahm überraschend schnell konkrete Formen an. Bereits im September 1990 wurde das neue Chemnitzer Schulmodell als Ort für fortschrittliches Lernen und Lehren eröffnet. Noch heute existiert es erfolgreich, mittlerweile an einem neuen Standort. Das Gründungsgebäude an der Charlottenstraße 52 wurde 2012 aufgrund baulicher Mängel aufgegeben. "Der Ort kann als formgewordene Utopie aus den Protesten des Wendeherbstes 1989 betrachtet werden. Deshalb haben wir uns entschieden, Protest zum tragenden Festivalthema zu machen", begründet Vereinssprecher Lars Neuenfeld die Orts- und Themenwahl. Er weiß: "1989 war es im damaligen Karl-Marx-Stadt gefährlich, öffentlich zu protestieren. Heute ist das Recht auf Protest ein immens wichtiger Ausdruck unserer Demokratie und die Menschen scheinen deutlich protestfreudiger zu sein als die Jahrzehnte zuvor. Es ist also ein sehr aktuelles Thema."

Zeitgenössische Kunst, Konzerte und Performances

Zum Thema wird eine Ausstellung Werke internationaler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler versammeln sowie ein Festivalprogramm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Performances angeboten. Ziel des Festivals ist die künstlerische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen des Protests und Widerstands sowie die Sichtbarmachung der Protestbewegungen - in der heutigen Zeit wie auch vergangener Jahrzehnte über den gesamten Globus hinweg. Die internationale Ausschreibung startet am 8. April und sucht Kunstwerke, die sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Thema Protest auseinandersetzen. Die Ausstellung ist für alle Gattungen der bildenden Kunst offen. Nach Ende des Bewerbungszeitraums am 30. April wählt eine fachkundige Jury die zur Ausstellung eingeladenen Werke aus. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung und des Programms werden Anfang Juni bekanntgegeben.

 

Neue künstlerische Leitung

Mit Claudia Tittel hat das Kunstfestival eine international erfahrene und renommierte Kuratorin für die künstlerische Leitung der Ausstellung gewinnen können. Die in Valencia und Gera lebende Kulturmanagerin begründet ihr Engagement in Chemnitz so: "Das Begehungen-Festival ist ein außergewöhnliches Kunstfestival in Deutschland. Die Idee, Lost Places zu Festivalorten zu machen und diese durch Kunst wiederzubeleben, ist sehr schön, da damit wichtige Ressourcen gehoben werden und das Potenzial dieser Orte offenbart wird."

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