Literaturstipendiat: "Chemnitz ist ein Ort der Potenziale"

Literatur Stefan Hornbach lebt für sechs Monate in Chemnitz

Chemnitz. 

Chemnitz. Stefan Hornbach wurde gestern als zweiter Literaturstipendiat der Stadt Chemnitz bei einem literarischen Abend in der Neuen Sächsischen Galerie begrüßt. Bis September 2024 wird er in Chemnitz leben, die Stadt und ihre Bevölkerung erkunden und seine Eindrücke literarisch verarbeiten. Aus insgesamt 41 Bewerbungen wurde er von einer Jury mit Chemnitz-Bezug ausgewählt.

 

Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky begrüßt Stefan Hornbach

Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky äußerte sich erfreut über die Auswahl von Stefan Hornbach als zweitem Literaturstipendiaten der Stadt Chemnitz. Sie betonte, dass das Stipendium den Austausch auf lokaler Ebene fördern und dem literarischen Leben in der Stadt neue Impulse geben solle. Stefan Hornbach, ein Autor mit Wurzeln in Literatur und Theater, werde dazu beitragen, so Ruscheinsky.

 

Stefan Hornbach: Ein vielseitiger Werdegang

Stefan Hornbach, geboren 1986 in Speyer, hat ein breites akademisches Spektrum durchlaufen. Sein Studium führte ihn von Theaterwissenschaft über Psychologie bis hin zur Neueren deutschen Literatur in München. Seine Leidenschaft für das Schauspiel brachte ihn an die renommierte Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg, wo er sein Talent weiterentwickelte. Seine künstlerische Reise führte ihn schließlich zum Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo er sein Handwerk im literarischen Schreiben perfektionierte.

 

Erfolge auf der Bühne und im Schrifttum

Hornbachs künstlerisches Schaffen ist vielfältig und von Erfolgen geprägt. Sein Theaterstück "Über meine Leiche" wurde mit dem renommierten Osnabrücker Dramatikerpreis ausgezeichnet. Diese Anerkennung ebnete ihm den Weg zu weiteren Erfolgen, darunter Einladungen zu renommierten Autorenwettbewerben wie dem Heidelberger Stückemarkt und den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin. Sein Debütroman "Den Hund überleben" erhielt den begehrten Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, was seine Vielseitigkeit und sein Talent als Schriftsteller unterstreicht.

 

Eine Verbindung zu Chemnitz

Obwohl Hornbach nicht aus Chemnitz stammt, ist die Stadt ihm keineswegs fremd. Er war Teil verschiedener kultureller Projekte in der Stadt, darunter das Theaterkollektiv, das 2019 in einem Glashaus auf dem Theaterplatz gastierte. Darüber hinaus war er 2022 beim Kunstfestival Begehungen im Erzgebirgsbad Thalheim als Artist in Residence tätig. Chemnitz hat sogar Eingang in sein literarisches Werk gefunden, indem Teile seines Debütromans in den Bibliotheken des TIETZ und der TU Chemnitz entstanden sind und die Stadt als Handlungsort in seinem Buch vorkommt.

 

Hornbachs Bewerbung

Stefan Hornbach reichte das erste Kapitel seines Debütromans "Den Hund überleben" für das Literaturstipendium der Stadt Chemnitz ein, in dem der Protagonist Sebastian mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird. Die Jury lobte die Erzählweise des Autors, die es ihm ermöglicht, "in wenigen Sätzen glaubhafte Szenen zu erzählen, die eine emotionale Tragweite von Schmerz, Angst, Humor und Zuversicht vermitteln".

 

Lob der Jury

Marcus Heinke, Projektleiter im Bereich Kultur vom Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit Chemnitz, betonte in seiner Laudatio, dass Hornbach als geeigneter Stipendiat ausgewählt wurde, da er über eine Zugänglichkeit verfügt, die nicht auf einen Theaterraum beschränkt ist und die Direktheit nicht scheut. Hornbach zeichnet sich laut Heinke durch seine Fähigkeit aus, genau die richtigen Worte zu finden und Szenen zu erschaffen, die den Leser immer wieder zum Nachdenken über die Fragen "Wer bin ich? Wer will ich sein?" anregen.

 

Hornbachs Vision für Chemnitz

Stefan Hornbach betrachtet Chemnitz als einen Ort voller ungenutzter Potenziale, der häufig unterschätzt wird. Er schätzt die kulturelle Offenheit und Neugierde der Menschen in der Stadt und sieht dies als Chance für neue kreative Entwicklungen. Während seines sechsmonatigen Aufenthalts in Chemnitz plant er, seine Zeit auf vielfältige Weise zu nutzen. Einerseits möchte er an seinem zweiten Roman arbeiten, inspiriert von den Begegnungen und Erlebnissen vor Ort. Andererseits freut er sich darauf, aktiv am kulturellen Leben teilzunehmen, vor Publikum zu lesen und sich mit anderen Autoren und Künstlern auszutauschen. Seine Teilnahme an der Veranstaltungsreihe "Glamnitz" im Jahr 2019 war eine bedeutende Inspiration für ihn, und er hofft darauf, gemeinsam mit anderen daran anzuknüpfen und zu erkunden, welche kreativen Möglichkeiten noch in Chemnitz schlummern.

 

Das Erste Literaturstipendium der Stadt Chemnitz

Im Jahr 2022 rief die Stadt Chemnitz erstmals ein Literaturstipendium ins Leben und vergab es an die Berliner Autorin Arna Aley. Während ihres sechsmonatigen Aufenthalts von Oktober 2022 bis März 2023 engagierte sie sich aktiv in der Chemnitzer Literaturszene. Sie organisierte regelmäßige Sprechstunden im Stefan-Heym-Forum, um die Geschichten und Erfahrungen der Einwohner zu sammeln. Darüber hinaus beteiligte sie sich aktiv an gesellschaftlichen und kulturpolitischen Diskussionen und bereicherte diese mit eigenen literarischen Beiträgen.

 

Die Jury und die Auswahl des Zweiten Stipendiaten

Die Auswahl des zweiten Literaturstipendiaten erfolgte durch eine sechsköpfige Jury, die aus verschiedenen Persönlichkeiten der literarischen Welt bestand. Neben der ersten Stipendiatin Arna Aley setzte sich die Jury aus Prof. Ulrike Brummert, einer Kulturwissenschaftlerin an der TU Chemnitz und Mitglied des Kulturbeirats Chemnitz, sowie Dr. Lutz Graner, einem Literaturwissenschaftler an der Universität Bielefeld und Inhaber des Chemnitzer Eichenspinner Verlags, zusammen. Marcus Heinke, Projektleiter im Bereich Kultur vom Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit Chemnitz, Stefanie Menschner, eine bekannte Wortkünstlerin und Poetry Slammerin, sowie Katharina von Storch, die Vorsitzende des Zieten e. V. und Mitbegründerin des Späti und RABBAZ-Magazins, komplettierten die Jury.

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