So ein Lockdown-Theater

Premiere Für die Kammeroper "Isolation Club" wird der Club Transit zur Bühne

Eine Pandemie samt Lockdown und Einschränkungen als bereichernd zu beschreiben, fühlt sich angesichts der vielen Opfer des Virus so gar nicht richtig an. Milde formuliert: respektlos. Auf der anderen Seite ist es schlichtweg die Wahrheit, dass Extremsituationen und Perspektivwechsel künstlerisch beflügeln und so dazu beitragen, die Situation für sich einzuordnen und zu verarbeiten. Das junge Autorenduo Florian Stanek und Sebastian Brandmeir hat mit "Isolation Club" solch eine Verarbeitung in Form einer Kammeroper vorgelegt. Das Werk behandelt die globale Lebensrealität vor allem junger Menschen im Lockdown. Dass die Premiere am Freitag, 11. Juni, als Online-Stream stattfindet, ist dabei nicht nur konsequent, sondern notwendig.

Inhalt: Verbundenheit im Rhythmus der Musik

Die Welt im Lockdown: Hannah ist Youtuberin und gibt fröhliche Durchhalteparolen an ihre Follower aus. Bis Paul dazwischenfunkt. Paul ist auf der Suche nach etwas Echtem, einem Halt und misstraut zunehmend den Meinungen der "Mainstream-Medien". Was sie vereint? Die Sehnsucht nach dem Leben, dem wahren Kontakt trotz Social Media und Social Distancing. Und wo könnte man das Leben eher finden als in einem Club? Mit wummernden Beats, verschwitzten Körpern und Alkohol. Hannah und Paul begeben sich auf eine Reise. Die Grenzen zwischen analoger und digitaler Welt verschwimmen, auch musikalisch. Aber welche Isolation ist real, welche findet nur im Kopf statt? Zwei Figuren, eingeschlossen in einem Leben auf Distanz, spüren im Rausch der Musik, im unmittelbaren Erleben des Beats der ersehnten Gemeinschaftlichkeit und Verbundenheit nach.

Sounds von Chemnitzer Musikgröße Olaf Bender

Doch nicht nur durch, sondern auch in der Musik werden Grenzen überschritten. Piano, Violine und Kontrabass verleihen der Kammeroper eine klassische Stilistik. Kontrastiert wird sie durch elektronische Sounds, die der renommierten Chemnitzer DJ und Musikproduzenten Olaf Bender live erschafft. Mit einer Mischung aus Bach-Fuge, Schubert-Lied, Operette und Neuer Musik sowie modernem Pop, Dance, House und Techno streift das Stück durch verschiedenste Stile, um so sowohl die Figuren als auch das Publikum über die basale menschliche Erfahrung der Musik zu verbinden. In der Regie von Veit-Jakob Walter und der Ausstattung von Claudia Weinhart wird die analoge und vor allem digitale Lebensrealität der beiden Figuren in den realen Raum des Chemnitzer Clubs Transit transformiert. Marlen Bieber und Felix Rohleder, Mitglieder des neu gegründeten Chemnitzer Opernstudios, werden in dieser ersten Studioproduktion als Hannah und Paul zu erleben sein.

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