So schön leuchtet das letzte Kunstwerk von Karl Clauss Dietel

Übergabe "Kugelensemble" schmückt neu gestalteten Wenzel-Verner-Platz

Chemnitz/OT Helbersdorf. 

Chemnitz. Er war einer der führenden Form- und Produktgestalter der DDR und prägte die ostdeutsche Designentwicklung bis zur Jahrtausendwende und darüber hinaus maßgeblich mit: Karl Clauss Dietel. Anderthalb Jahre nach seinem Tod enthüllte die Stadt Chemnitz am Donnerstag ein letztes von ihm erarbeitetes Kunstwerk. Sein "Kugelensemble" schmückt nun den neu gestalteten Wenzel-Verner-Platz im Stadtteil Helbersdorf. Organisiert wurde die feierliche Übergabe im Heckert-Gebiet vom Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz und dem Bürgerverein Chemnitz-Helbersdorf e. V.

 

Kugeln mit Vorgeschichte

Bei dem Kunstwerk handelt es sich um ein Lichtobjekt, dessen Fundament bereits im Zuge der Gestaltung des Wenzel-Verner-Platzes angelegt wurde. Für diesen Ort hat sich insbesondere Jörg Vieweg vom Bürgerverein Chemnitz-Helbersdorf e. V. engagiert. Der Vereinsvorsitzende setzte sich 2019 zudem für die notwendigen finanziellen Mittel aus den Kleinprojektefonds des Freistaats Sachsen ein. Das Kunstwerk besteht aus neun Kupferkugeln, wovon sechs noch vom ehemaligen Karl-Marx-Städter Kugelbrunnen stammen, der im Versorgungszentrum Yorckgebiet gestanden hat. Den Brunnen mit damals 30 Kugeln hatte Karl Clauss Dietel im Jahr 1974 mit seinem Künstlerkollegen Reinhard Grütz gemeinsam entworfen.

 

Aufwändige Überarbeitung und Verzögerungen

Von der Idee, die sechs vom Kugelbrunnen verbliebenen Kugeln in ein neues Kunstwerk einzubinden, bis zur Fertigstellung vergingen vier Jahre. Denn die Überarbeitung der Kugeln habe sich als aufwendiger erwiesen als anfangs gedacht. Weitere Verzögerungen gab es aufgrund der Corona-Pandemie und schließlich kam es durch den unerwarteten Tod von Professor Dietel zum Stillstand des Projekts. Die abschließenden Arbeiten hat danach der Metallbaukünstler Alexander Bergmann in Dresden übernommen, dessen Großvater 1974 bereits die Kugeln des Kugelbrunnens produziert hatte.

 

Dietel arbeite nach "offenem Prinzip"

Karl Clauss Dietel hat vielen Produkten in der DDR ihr unverwechselbares Aussehen gegeben. Er entwarf unter anderem Fahrzeuge, Rundfunkgeräte, EDV-Anlagen, Schreibmaschinen und Strickmaschinen. Besondere Beachtung fanden Dietels definierte Gestaltungsprinzipien. Charakteristisch für seine Entwürfe war das "offene Prinzip", um den Zugang für Austausch, Pflege und Reparatur zu gewährleisten. So konnten nicht nur technische Neuerungen an die Objekte angepasst werden, sondern ebenso die sich ändernden Ansprüche und Vorlieben der Nutzer. Eine anschauliche Umsetzung fand dieses Prinzip an den Simson-Modellen S50 und S51. 2014 wurde Dietel für sein Lebenswerk mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

 

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