Vermögensmanagement gewinnt immer mehr an Bedeutung

Eine Studie der Deutschen Bundesbund (BBk) zeigt, dass das Nettovermögen der Haushalte auf ein nie dagewesenes Niveau gestiegen ist.

Der durchschnittliche Haushalt verfügt nun über ein Nettovermögen von 316.500 Euro, das einen bemerkenswerten Anstieg von 83.600 Euro in den letzten vier Jahren und 121.300 Euro im letzten Jahrzehnt darstellt. Zu den Komponenten des Nettovermögens zählen Bargeld, Finanzanlagen und materielle Vermögenswerte, einschließlich Immobilien und Fahrzeuge, wobei Schulden entsprechend abgezogen werden.

Die Wirtschaftswissenschaftler der Bundesbank legen besonderen Wert auf den sogenannten Medianwert, da er weniger anfällig für Verzerrungen durch extreme Werte ist. Dieser Wert dient als Schnittstelle und trennt die Haushalte in zwei gleich große Gruppen, die eine reicher, die andere weniger wohlhabend. Interessanterweise stieg der Medianwert von 70.800 Euro im Jahr 2017 auf bemerkenswerte 106.600 Euro im Jahr 2021.

Vermögensmanagement in Deutschland unterrepräsentiert

Obwohl viele Haushalte in Deutschland ein beachtliches Vermögen besitzen, ist das professionelle Vermögensmanagement laut einer Studie des Handelsblatt Research Institute in der Bundesrepublik noch unterrepräsentiert. Für die Erhebung wurden 300 Teilnehmer, alle volljährig und mit einem Gesamtvermögen von mindestens 500.000 Euro, die zudem verschiedene Finanzinstrumente nutzen, interviewt.

Die Untersuchung ging auf verschiedene Facetten ein, darunter die Aufteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen, die Treiber und Methoden der wohlhabenden Individuen sowie die Verwendung externer Unterstützung. Die Resultate der Untersuchung weisen darauf hin, dass die Vermögensverwaltung in Deutschland nicht vollständig professionell durchgeführt wird. Zum Beispiel hat die Befragung ergeben, dass die Mehrheit ihr Vermögen nicht systematisch auf verschiedene Anlageklassen verteilt, sondern diese Verteilung eher zufällig stattfindet. Überdies nutzen viele wohlhabende Menschen (63 %) keine externen Fachleute zur Umsetzung ihrer Anlagestrategien.

Im Hinblick auf die betrachteten Anlageklassen wird deutlich, dass Aktien und Immobilien immer stärker bevorzugt werden. Ein Großteil des Vermögens wird in Immobilien (42,6 %) und in Aktien (24,6 %). angelegt. Trotz der hohen nachgewiesenen Rendite von Private Equity entfällt auf diese Anlageklasse nur ein kleiner Anteil des Investitionen (2,3 %). Dies ist ein überraschender Befund, da viele Experten, darunter etwa finanzentdecker.de Private-Equity-Investitionen für ein ausgewogenes und effektives Anlageportfolio empfehlen.

Hohe Renditen im Wealth Management

Die Daten der Studie des Handelsblatt Research Institute zeigen klar, dass das Wealth Management in Deutschland noch ein großes Wachstumspotenzial besitzt. Dies bestätigt auch eine Untersuchung des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) der Technischen Hochschule Aschaffenburg (TH Aschaffenburg), die seit 2014 jährlich durchgeführt wird.

"Mit dieser Panel-Gruppe wollen wir wissenschaftlich begründete Aussagen über längerfristige Entwicklungen und Trends im Markt ermöglichen", erklärt Prof. Dr. Hartwig Webersinke, Leiter des InVV.

Die befragten Vermögensverwalter verwalteten Vermögen zwischen 150 und 500 Millionen Euro (17) und zwischen 50 und 150 Millionen Euro (12). Die restlichen elf Firmen hatten entweder ein Vermögen von über 500 Millionen Euro oder unter 50 Millionen Euro unter ihrer Aufsicht. Ein bemerkenswertes Merkmal bei den 43 Vermögensverwaltungen war die Vermögenssteigerung. Im Jahr 2014 startete die Panel-Gruppe mit einem Medianwert von 110 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen. Sieben Jahre später war dieser Wert im Durchschnitt auf 232 Millionen Euro angewachsen. Mit einer einzigen Ausnahme war das Volumen dieser verwalteten Vermögenswerte von Jahr zu Jahr gewachsen.

Laut Studie gab es ebenfalls eine deutliche Zunahme der Kundenanzahl. Zu Beginn betreuten die Vermögensverwaltungen im Durchschnitt 321 und im Median 215 Kunden. In der Studie von 2021 stieg diese Zahl auf durchschnittlich 500 und im Median auf 360 Kunden an.

Der Anstieg des verwalteten Vermögens ist nicht nur auf neue Kundenmittel und zusätzliche Einlagen von bestehenden Kunden zurückzuführen, sondern auch auf eine durchweg solide Performance: Von 2013 bis 2018 verzeichneten die 43 unabhängigen Vermögensverwalter in der Panel-Gruppe Renditen zwischen 4,5 und 7,8 Prozent vor Abzug der Kosten. Im Jahr 2018 fiel die Rendite leicht negativ auf minus vier Prozent, bevor sie 2019 einen Wert von beeindruckenden 13,5 Prozent erreichte. Trotz des Corona-Crashs im Jahr 2020 konnte die Panel-Gruppe einen durchschnittlichen Zuwachs von etwa 4,7 Prozent verzeichnen.

"Damit erzielten die Kunden der Panel-Gruppe von 2013 bis 2020 eine kumulative Rendite von 52,6 Prozent. Das entspricht über diese acht Jahre einer annualisierten Rendite von 5,34 Prozent vor Kosten", so Webersinke

Im Mittel sind die erzielten Renditen der professionellen Vermögensverwaltungen somit auf einem sehr hohen Niveau, das deutlich über den Zinssätzen von Tagesgeldkonten, Staatsanleihen und anderen Anlageformen, in denen viele vermögende Haushalte einen Großteil ihres Geldes investiert haben, liegt.

Banken verlieren Kunden an Vermögensverwalter

Zahlen des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV), die etwa die Hälfte (45 %) der schätzungsweise 400 Vermögensverwaltungen abdecken, zeigen, dass das hohe Wachstum der unabhängigen Vermögensverwalter teilweise auf Kosten der Banken geht. Über drei Viertel der Vermögensverwalter konnten in den letzten Jahren ihren Kundenstamm signifikant ausbauen. Zudem gehen die Unternehmen davon aus, dass in Zukunft noch mehr vermögende Haushalte ihre Dienstleistungen beanspruchen werden.

Vermögensverwaltungsunternehmen, die ein Kapital von mehr als 500 Millionen Euro verwalten, konnten laut der Umfrage vorwiegend Neukunden von Großbanken gewinnen (78 %) Kleinere Firmen zogen hingegen überwiegend Kunden von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken an, die ihr Kapital umverteilen wollten (52 %). Neue Aufträge werden hauptsächlich durch persönliche Empfehlungen zufriedener Kunden erlangt, je nach Firmengröße in 78 bis 97 Prozent der Fälle. Veranstaltungen und die Anstellung oder Zusammenarbeit mit neuen Beratern sind ebenfalls effektive Strategien (22 %).

Die Hauptschwierigkeiten, die das Wachstum der Branche behindern, sind Kunden, die ihr Geld in Immobilien investieren (68 %) und der Tod von Kunden (53 %). Dagegen rangiert die Unzufriedenheit mit der Performance als Grund für den Geldabzug weiter hinten (22 %), während hohe Kosten nur in vier Prozent der Fälle als Abwanderungsgrund genannt wurden.

Vermögensverwaltung muss digitaler werden

Eine aktuelle Studie von Forbes Insights, für die 300 Führungskräfte aus Investmentbanken, Privatbanken und Vermögensverwaltungen sowie 100 vermögende Privatpersonen (High Net Worth Individuals) befragt wurden, zeigt klar, dass die Vermögensverwaltung digitaler werden muss, um ihre Kundenzufriedenheit zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen.

Eine überwältigende Mehrheit der befragten Vermögensverwalter (64 %) sieht in der Digitalisierung einen unverzichtbaren Bestandteil für eine effektive Kommunikation und Verbesserung von Dienstleistungen.  Die Akzeptanz von Technologie in Bezug auf Investitionen hat sich bei vermögenden Privatpersonen in den letzten drei Jahren signifikant gesteigert. Heute ist ein Großteil (87 %) der Meinung, dass Technologie bei der Geldanlage akzeptabel ist.

Die meisten Vermögensverwalter (64 %) sind überzeugt, dass sie in der Lage sind, detaillierte Kundenprofile zu erstellen und hochpersonalisierte Dienstleistungen anzubieten. Trotzdem gibt ein Drittel an, nicht in der Lage zu sein, in dem gewünschten Ausmaß personalisierte Services bereitzustellen. Die Vermögensverwalter (43 %) sind der Ansicht, dass der verstärkte Einsatz moderner Technologien der effektivste Weg ist, um vermögende Kunden erfolgreich zu akquirieren.

Trotz dieser positiven Tendenzen besteht noch Handlungsbedarf, um die digitale Transformation vollständig zu ermöglichen. Viele Befragte (38 %) sind der Meinung, dass das oberste Management mehr Ressourcen für Technologieinvestitionen bereitstellen muss. Darüber hinaus wird die Blockchain-Technologie immer mehr zu einem zentralen Element der Vermögensverwaltung. Die meisten Befragten (82 %) betrachten die Blockchain als wichtig für die Branche, da sie eine höhere Sicherheit (47 %) sowie mehr Transparenz und Vertrauen bei Transaktionen (43 %).

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